Adele als Abräumer des Abends. Alle gegen Trump. Beyoncé als Madonnenfigur. Sind die Grammys rassistisch?

Los Angeles (ana) - Wenn sich viele Stars zur gleichen Zeit an einem Ort versammeln, hat das meist ziemlich viel Gesprächspotenzial. So auch gestern bei der 59. Verleihung der Grammys, die mit großen Auftritten gespickt war. Doch der Reihe nach.

Adele räumt alles ab

Pop-Überfrau Adele gewinnt am gestrigen Abend jeden Award, für den sie nominiert war: Album des Jahres, Aufnahme des Jahres, Lied des Jahres, beste Pop Solo Performance und bestes Pop Vocal Album des Jahres. Bei ihrer Danksagung für das Album des Jahres ist Adele sehr bewegt. "Ich kann diese Auszeichnung unmöglich annehmen", sagt sie unter Tränen. In ihren Augen ist Beyoncé die wahre Gewinnerin, hat sie doch mit "Lemonade" etwas viel größeres geschaffen als sie selbst mit "25". Die beiden versichern sich gegenseitig ihrer Liebe, bevor die Show weiter geht.

Das Adele diesen Award mit nach Hause nimmt, oder besser, dass Queen B ihn nicht erhält, sorgt im Nachhinein wieder für Kritik. Bereits im Vorfeld hatten einige Künstler, unter anderem Kanye West und Frank Ocean, die Verleihung kritisiert. Schwarze Künstler würden bei der Verleihung deutlich benachteiligt. Die Vorwürfe sind nicht ganz von der Hand zu weisen, werden das Nominierten-Feld und die Gewinner doch hauptsächlich von weißen Künstlern dominiert.

Beyoncé als Madonnenfigur

Beyoncé hat im vergangenen Jahr gezeigt, wie man sich visuell inszeniert. Erst mit dem Film zu "Lemonade", dann mit ihren Schwangerschaftsbildern. Sie gewinnt bei der Verleihung zwei Grammys, für das beste Contemporary Album und das Musikvideo des Jahres. Sie war übrigens die erste Künstlerin überhaupt, die in vier Genres gleichzeitig nominiert war: Pop, Rock, Rap und Urban Contemporary. Bei ihrer Dankesrede präsentiert sich B. als vergoldete Madonnenfigur mit Schleier und zeigt, dass sie eindeutig ein Händchen für starke Bilder hat. Danach steigt sie auf die Bühne, Krönchen auf dem Kopf und Heiligenschein inklusive. Diese Frau feiert sich, ihre Schwangerschaft und ihre Herkunft. Ihr Auftritt als Frau der unbefleckten Empfängnis stellt auf jeden Fall alle anderen Performances des Abends in den Schatten.


Metallica und Lady Gaga ohne Ton

Metallica holen sich für ihre Performance von "Moth Into Flame" Lady Gaga auf die Bühne. Zusammen geben sie eine starke Show, auch wenn James Hetfield zu Beginn mit Mikrofon-Problemen zu kämpfen hat. Gaga, die bereits mit ihrem Super Bowl-Auftritt ihre Vielseitigkeit bewies, zeigte gestern, dass sie sich auch in Rock-Gefilden wohl fühlt, inklusive Stage Dive.

Hommage an George Michael und Prince

Nicht nur die lebenden Künstler wurden gestern Abend geehrt. Schmerzlichst werden sich alle Beteiligten und Zuschauer bewusst, was für ein schweres Jahr 2016 für die Musikwelt war. David Bowie bekam postmortem drei Grammys für "Blackstar". Doch auch George Michael und Prince wurde an dem vergangenen Abend gedacht. Bruno Mars begibt sich zusammen mit Morris Day & The Time auf die Bühne, gemeinsam präsentieren sie ein Prince-Medley, während das Publikum den "Jungle Love" tanzt.


Adele singt eine bewegende Version von George Michaels "Fast Love". Nach einem in ihren Augen nicht so gelungenen Einstieg, bricht die Britin ihre Performance ab, flucht live und beginnt nochmal von vorn. "Ich kann das um seinetwillen nicht versauen" Der vermutlich emotionalste Moment des Abends bringt Adele viele Sympathien ein.


Katy Perry für den Widerstand

Wie zu erwarten wurde es bei den 59. Grammys politisch. Katy Perry präsentierte ihren neuen Song "Chained To The Rhythm" mit Skip Marley. Sie beginnt hinter einem mannshohen weißen Zaun und endet zusammen mit Bob Marleys Enkel vor einer überdimensionalen Projektion der amerikanischen Verfassung. Spätestens nach diesem Auftritt sollten alle gemerkt haben, dass hinter dem Ohrwurm-Gedudel eine politische Botschaft steht.

A Tribe Called Quest, Anderson Paak, Busta Rhymes gegen Trump

Der Widerstand geht weiter. A Tribe Called Quest performen zusammen mit Anderson .Paak, der anfänglich hinterm Schlagzeug sitzt und später zum Mikro greift. Gemeinsam gedenken sie dem verstorbenen Mitglied Phife Dawg, dem sie ihren Auftritt widmen. Busta Rhymes und inoffizielles Tribe-Mitglied Consequence gesellen sich später hinzu, während Busta dem "President Agent Orange" für all das Schlechte dankt, dass er über die USA gebracht hat. Ein mächtiger TV-Moment, bei dem Menschen aller Coleur auf der Bühne stehen.


Daft Punk extraterrestrisch, Twenty One Pilots ohne Hose

Daft Punk und The Weeknds gemeinsamer Auftritt wirkte gegen die politischen Statements und Inszenierungen eher lahm. Mit viel Nebel bewegt sich The Weeknd durch außerirdisches Gebiet und wirkt dabei etwas demotiviert. Liegt vielleicht daran, dass sein Album "Starboy" nicht mehr für die Grammys nominiert wurde, da es erst nach der Deadline rauskam.

Dafür hielt der Abend aber noch ein paar andere Gewinner bereit. Beyoncés Schwester Solange geht mit einem Award für die beste R'n'B-Performance nach Hause, Flume macht das beste Electronic / Dance Album, Drake erhält zwei Grammys für "Hotline Bling". Megadeth legten die beste Metal Performance hin. Als sich das Pop-Duo Twenty One Pilots ihren Grammy abholt, stehen sie ohne Hose auf der Bühne. Das hatte man sich nämlich geschworen, als man im vergangenen Jahr noch auf der heimischen Couch die Grammys verfolgte. Kann man machen.

Chance The Rapper mit bestem Rap Album

Chance The Rapper ist nicht nur der beste neue Künstler, sondern machte gleichzeitig auch das beste Rap-Album des vergangenen Jahres. Der hatte im Vorfeld ja schon für Aufsehen gesorgt, als er darum bat, dass sein Album "Coloring Book" bei den Grammys überhaupt berücksichtigt wurde, da es nur als Stream erschien. Als Dankeschön trat er bei der Verleihung selbst und bei einer Pre-Party auf und holte sich für seine bewegende Darbietung ein paar Gäste wie Kirk Franklin und Schauspielerin Tamela Mann auf die Bühne.


Fotos

Beyoncé

Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision) Beyoncé,  | © Parkwood Entertainment (Fotograf: 13thWitness/Invision)

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Dieses Pathos bitte nur in kleiner Dosis konsumieren!

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