laut.de-Biographie
Brodka
Manchmal sieht man den Wald vor Künstlerbäumen nicht. Wie anders ist es zu erklären, dass den polnischen Popstar Brodka im Deutschland Mitte der Nullerjahre so gut wie niemand kennt - obwohl die Singer/Songwriterin gleich nebenan nicht nur seit 2004 Alben veröffentlicht, sondern damals auch in der polnischen Variante der Castinshow "Idol" triumphiert hat? Seit ihrer EP "LAX" 2012 greift sie sogar auf die Weltsprache Englisch zurück.
2016 endet jedenfalls die Brodka-Trockenzeit endlich auch im deutschsprachigen Raum. Da erscheint das vierte Album "Clashes" via Play IT Again Sam/PIAS. Derweil muss man den Titel nun nicht im Sinne von kulturellen Grenzen verstehen. Vielmehr beschreibt "Clashes" den Sprung über die Grenzen Polens hinaus in die ausschließlich englischsprechende Popwelt zwischen Kate Bush, Bat For Lashes und Florence Welsh. Mit Sicherheit eine Kollision der speziellen Art für Monika Brodka, die 1987 in der Nähe von ?ywiec zur Welt kommt.
Dort wächst sie im abgelegenen Hochland als Tochter aus dem Volk der Goralen auf, das besonderen Wert auf die Pflege von traditionellen Instrumenten wie Dudelsack, Akkordeon und Mandoline legt. Im Alter von sechs lernt Monika Geige. Der Vater, ein Folklorist und Multiinstrumentalist, ist auch später noch in den Schaffensprozess Brodkas eingebunden.
Nach dem klaren Sieg bei "Idol" mit 16 veröffentlicht die Sängerin noch im selben Jahr ihr Debüt "Album". Wie sein Nachfolger "Moje Piosenki", zu deutsch "Meine Lieder", erreicht die Platte in der Heimat Goldstatus. Außerdem erhält Brodka für diverse Nummer 1-Singles Trophäen beim polnischen Musikpreis Fryderyk und verbucht darüber hinaus MTV Europe Music Awards-Nominierungen als "Bester Polnischer Act".
Mit dem experimentelleren Album "Granda" setzt sie dem eigenen Erfolg ein weiteres Sahnehäubchen auf. Nicht nur winkt ihr damit Doppel-Platin zuhause, nein auch der britische Guardian nimmt Notiz. Der stellt 2010 eine große Veränderung in der Musik fest, die jetzt aus Elektronica, Rock und Roots Music ihre Kraft ziehe, dabei dennoch absolut popkompatibel bleibe und "den Großteil der polnischen Alternative Rock-Szene in den Schatten stellt".
In der Folge nutzt Brodka die Gelegenheit und stellt beim CMJ Festival in New York sowie beim SXSW in Austin auch in Übersee ihr großes Talent unter Beweis. In ihrer Musik zeigt sie sich heute mal elektrisch-energetisch, mal zitiert sie zu perkussiven Klängen den polnischen Dichter Miron Bia?oszewski. Brodka lebt mit dem renommierten Theaterregisseur Krzysztof Garbaczewskim in ihrer Wahlheimat Warschau.
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