laut.de-Biographie
C418
"Hallo, ich bin Daniel und ich mache Musik": So überschreibt Daniel Rosenfeld seine Homepage und hat vermutlich recht. Als er 2009 in einem Videospiel-Forum einen User namens Notch kennenlernt, hat er noch keine Ahnung, dass er sich gerade auf das Abenteuer seines Lebens einlässt. Er hat an diesem Punkt ein paar selbst-veröffentlichte elektronische Releases, und der skandinavische Entwickler freut sich wahrscheinlich vor allem, einen richtigen Musiker für sein kleines Indie-Projekt gefunden zu haben.
Zu diesem Zeitpunkt ist im Leben von Rosenfeld schon so einiges passiert. Der Kerl, der den legendären Minecraft-Soundtrack gemacht hat, ist eigentlich ein Deutscher. Geboren im heutigen Chemnitz, damals in Karl-Marx-Stadt in der DDR, kommt er aus einer Familie, in der schon seit Generationen Musik gemacht wird. Sein Bruder macht Musik unter dem Namen C818, aus dem er seinen eigenen Namen ableitet (er selbst sagt, das heiße einfach überhaupt nichts) - und während er mittelerfolgreich durch seine schulische Laufbahn dümpelt, lernt er Musik mit Ableton und verschiedener Tracker-Software.
Eine andere Videospiel-Legende, Danny Baranowski, empfiehlt ihm online, er solle sein Material doch auf Bandcamp hochladen. Wir stehen am Ende der Nullerjahre - und das ist der Moment, in dem jener Notch den entscheidenden Kontakt herstellt. C418 macht einen Soundtrack für ein kleines Indie-Spiel namens Minecraft - und ehe er sich versieht, hat er seine sphärisch-verträumte Musik einer ganzen Generation an Kids für immer bis ins tiefste Unterbewusstsein eingebrannt.
Neben "Minecraft: Volume Alpha" legt er auch "Volume Beta" und den Doku-Soundtrack "One" für das wachsende Spiele-Franchise an, bis er sich in der Mitte der Zehnerjahre dafür entscheidet, sich musikalisch nicht nur in diesem einen Projekt zu verlieren. In der Mitte des Jahrzehnts erscheinen mehrere persönliche Projekte in kleinen Auflagen, unter anderem das faszinierende "2 Years Of Failure", auf dem er alle Skizzen für Projekte versammelt hat, die zwar angedacht, aber dann doch nie erschienen sind. Sein Renommee ist inzwischen so groß, dass er sogar für die zweite Staffel von Stranger Things an den Drücker geholt wird.
An diesem Punkt gehört Rosenfeld ohne Frage zu den Big Dogs im Videospiel-Soundtrack-Game. Nicht, weil er der Typ ist, den man für ein neues Call of Duty die Streicher-Sektionen machen lassen würde. Immer, wenn Leute mit einem Indie-Titel ein paar atmosphärische Klänge brauchen könnten, wäre er wahrscheinlich Platz eins auf der Headhunting-Liste. Inzwischen hat er mit Ghostly International auch ein Label auf den Plan gerufen, hat die Soundtracks für Internet-Kult-Titel Cookie Clicker und Rollenspiele wie I Was A Teenage Exocolonist mitgemacht. 2022 spielt er Live-Sets mit der Band Amanaguchi in Ehren des Scott Pilgrim-Universums.
2025 stellt er mit dem Spiel Wanderstop ein großes Herzensprojekt fertig, in dem er Themen wie ADHS und Burnout als Soundtracker, aber auch als Spieldesigner thematisiert. Ironischerweise, so bekundet er selbst später, habe ihn auch dieses Projekt wieder einem Burnout nähergebracht. Dabei ginge es gerade um die Fähigkeit, auch einmal innezuhalten und die Dinge wertzuschätzen, die vor ihm liegen.
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