laut.de-Biographie
Dayseeker
Orange County klingt nicht nur nach Sommer, nein hier regieren auch für gewöhnlich Sonnenstrahlen die Wetterlage. Das vorherrschende Panorama hat sich aber offenbar nicht auf die Gemütslage der Post-Hardcore-Band Dayseeker übertragen: Lyrisch pflegt die noch junge Truppe einen recht finsteren Umgangston.
2012 mischen sie sich unter die unerschöpfliche Masse US-amerikanischer Metal-Core Formationen. Da hier alles relativ ähnlich klingt, entpuppt es sich als große Herausforderung, zwischen Memphis May Fire, We Came As Romans oder Of Mice And Men noch eine Art Alleinstellungsmerkmal für sich zu beanspruchen.
Wie so häufig, bedeutet ein guter Sänger die halbe Miete. Um so besser, wenn der auch noch shouten kann. Was sich bei anderen Genre-Vertretern auf die Schultern von Fronter und Gitarrist verteilt, kann Rory Rodriguez in einer Person bewerkstelligen. Bis auf die ganz großen Fische von A Day To Remember gibt es in dieser Disziplin wenig ebenbürtige Konkurrenz.
Der springende Punkt, warum Dayseeker, aber mit ihrem Debüt "What It Means To Be Defeated" 2013 für Raunen unter den Kritikern sorgen, ist die Qualität ihres Rädelsführers. Seine Clean-Vocals sind Pop-tauglich, transportieren Emotion und stecken jeden Studiosänger in die Tasche.
Rory selbst macht keinen Hehl daraus, über eine sehr verletzliche Psyche zu verfügen. Depressive Phasen aufgrund von gescheiterten Beziehungen, der Parkinson-Erkrankung seines Vaters und der Trunksucht seiner Mutter gehören zu seiner Identität. Die Musik gibt ihm die Möglichkeit, das labile Gemüt zu stabilisieren.
Wie gut Dayseeker auch als poppige Rockband funktionieren würden, beweisen sie 2015 im Cover zu Nick Jonas "Jealous". Auf Dauer will man dann aber doch nicht ohne Aggressions-Ventil, sprich ohne Shouts, an den Start gehen. Zumal Rodriguez ohnehin nebenbei an eigenen Singer/Songwriter-Kompositionen bastelt. Also lässt die fünfköpfige Kapelle kurz darauf via Invogue Records ihr zweites Studioalbum "Origin" von der Leine.
Textlich bleiben sich Dayseeker treu. Wieder bestimmen persönliche Traumata, Verzweiflung und Enttäuschung die Grundstimmung. Sofern sie die abgedroschenen Motive auch weiter authentisch behandeln, winkt der nächste Schritt heraus aus der grauen Metal-Core Masse. Schon dank Rodriguez ist das Potenzial dazu allemal vorhanden.
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