Porträt

laut.de-Biographie

Die Untoten

Als Untote bezeichnet man Kreaturen, die in einem körperlichen Zustand zwischen Leben und Tod existieren. Zombies, Wiedergänger und Vampire. Das Musikprojekt von David A. Line und Greta Ida Csatlós trägt diesen bezeichnenden Namen. Trotz des wenig lebensbejahenden Titels erfreut sich das Duo seit Jahren einer quicklebendigen vielschichtigen Produktivität in der schwarzen Szene.

Die Untoten - Akustisch - Des Raben Flug
Die Untoten Akustisch - Des Raben Flug
Darkwave unplugged, von Hexen und Vampiren.
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Die beiden vielseitig interessierten Künstler spielen gemeinsam in einer dem Punk verbundenen Schülerband im Ruhrgebiet, bevor sie sich 1994 dem Dunkelheimer-Sound widmen.

Anfangs noch als ZiZa bekannt, mischt das Duo Elemente aus Gothic, Rock'n'Roll, Elektro und Grindcore - damals mit einer gehörigen Portion Punkrock.

Das erste Lebenszeichen nennt sich "In Den Mund Genommen, Poser". Ein Jahr später folgt mit "Maultot" das zweite Album des Duos. Mit knapp 25 Minuten Spieldauer zwar kein langes Werk, aber die Untoten machen sich einen ersten Namen in der Darkwave-Kultur.

Aus dem Ruhrpott ziehen sie nach Berlin in eine Künstler-WG, ein Überbleibsel der Hausbesetzer-Szene. Dort scheint die kreative Energie nur so zu fließen, denn Fans dürfen von da an jedes Jahr eine neue Scheibe der beiden vielbeschäftigten Kollegen erwarten - die sie pünktlich, meist zu Halloween, servieren.

Die Alben erscheinen allesamt beim eigenen Label Sonic Malade ("Das Label eures Misstrauens") in Berlin. So auch "Hab' Keine Angst, Veluzifer" (1996), das manche Schreiberlinge als Hardcoregrindtrash beschreiben.

Schon der 1997er-Rundling "Kiss Of Death" macht das Duo in der Hinsicht berechenbar, dass sie nicht berechenbar sind. Soll heißen, auch hier gehen Line und Csatlós einen anderen Weg und geben sich melodischer.

1998 erscheint "Nekropolis" und 1999 "Schwarze Messe". Letzteren Titel trägt auch eines der Bücher von David. Wie Greta, ist auch er ein Tausendsassa innerhalb der schwarzen Szene. Er beherrscht nicht nur Gitarre, Saxophon, Bass und Klavier, er weiß auch mit der Feder umzugehen.

Im Laufe der Jahre schreibt er von der schwarzen Szene beeinflusste Bücher mit den Titeln "Sonic Malade", "Totenkopfmausgedicht" - und eben "Schwarze Messe".

Greta ist zusätzlich als Gestalterin von Kunstbüchern ("Schwarzer Engel Aus Berlin") und Grafiken tätig. Des Weiteren gibt sie einen Comicband namens "Sexmania" heraus. 1989 gestaltete sie die Berliner Mauer an der Eastsidegallery. Das Werk kann 20 Jahre später nicht mehr vollständig bewundert werden, da es verfallen ist.

Daneben betreiben David und sie weitere gemeinsame Projekte. Eines davon ist Davids Projekt Soko Friedhof, bei dem er verstärkt elektronisch zu Werke geht. Greta leiht ihm dazu immer wieder ihre Stimme. Die erste Veröffentlichung bildet das 1999er-Album "Grabschönheiten".

Ein nächstes Projekt, bei dem David der Hauptverantwortliche ist, nennt sich Paloma Im Blute und existiert schon seit 1996 (allerdings unter dem Namen Candy's Trash Til Death). Mit von der Partie sind Geniquia und Tom, gemeinsam frönen sie dem poppigen Eletro-Goth.

Doch weiter zu den höchst lebendigen Untoten: Deren Album "Kiss Of Death" erscheint im April 2000 neu, gemeinsam mit der Scheibe "Vampire Book". Nachdem sie 2001 "The Look Of Blasphemie" veröffentlichen, gibt es 2002 eine Split-CD mit Soko Friedhof namens "Dresscode Black II".

2003 läutet ihre "Grabsteinland"-Trilogie ein. Die beschäftigt sich mit dem Wunschort (eben dem Grabsteinland) als Fluchtweg aus der Realität. Das Albumkonzept gestaltet sich düster, melancholisch und ruhig, nimmt sowohl Anleihen aus dem Musical als auch der Chanson-Tradition.

2004 erscheint nicht nur der zweite Teil der Trilogie (mit Beinamen "Herrschaft Der Vampire"), sondern auch "Raben". Nach Abschluss des Zyklus im Jahr 2005 unter dem Titel "Grabsteinland III: Herz Der Finsternis" machen sie sich 2006 wieder an ein aufwändiges Konzept.

Das Doppelalbum "Die Blutgräfin - Elisabeth Báthory (1560-1614). Ein Schwarzromantisches Singspiel" rekonstruiert auf mythisch-romantische Weise die Erzählung um die sagenumwobene Báthory, die unzählige junge Mädchen ermordet und in deren Blut gebadet haben soll, um ewige Jugend zu erhalten. Im Booklet der Scheibe gibt das Duo Regieanweisungen für eine mögliche Theateraufführung der Geschichte.

So ambitioniert das alles wirkt: Gerade außerhalb der Szene kämpfen die Untoten nicht selten mit einem Image der Klischeebildung und pseudolyrischen Texte. Das stört die Darkwaver jedoch herzlich wenig. Ende 2009 bringen sie erstmal eine Sammlung alter Untoten-Lieder in rein akustischer Form heraus. Das Album "Des Raben Flug" zeigt das Duo unplugged stilistisch sehr vielseitig und verknüpft Gothic unter anderem mit Mariachimusik, Zigeunertänzen und allerlei Chansons.

So entsprechen die Untoten vor allem dank der schauspielerisch talentierten Greta Ida immer mehr dem eigenen Anspruch. "In diesem Zusammenhang war und ist es mir immer wichtig gewesen, nicht 'irgendetwas' zu erreichen, nach dem Motto, Hauptsache berühmt, sondern mir/meinem Stil immer 100% treu zu bleiben und darüber die Kontrolle zu behalten."

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