laut.de-Biographie
Eluvium
Ambient. Allzu oft wird dieses Genre als mit Attributen wie Fahrstuhlmusik abgekanzelt. Dennoch tauchen immer wieder Künstler auf, die das Erzeugen von ruhigen und hypnotischen Sounds zur Kunstform erheben. Seelenverwandt mit Geir Jenssen und seinem Projekt Biosphere, erschafft Matthew Robert Cooper mit Eluvium Musik für das Kopfkino.
Dabei bewegen sich die Kompositionen Coopers in einer vollkommen eigenständigen Sphäre und sind derart faszinierend, dass sich der Hörer ab und an von der Eleganz und Anmut seiner Stücke überwältigt fühlt. Das Wort Schönheit bekommt im Zusammenhang mit seinen Klangkreationen einen puren und ursprünglichen Sinn.
Von egomanischem Ehrgeiz, wie er oft in der Pop-Welt zu finden ist, ist der Amerikaner ganz sicher nicht getrieben. Vielmehr scheint es ihm eine innere Berufung zu sein, einem musikalischen Feld zu huldigen, das fernab jedweder kommerzieller Verwertbarkeit liegt.
Geboren in Kentucky, zieht er später nach Portland, Oregon. Viel mehr ist nicht zu erfahren. Coopers Internetpräsenz konzentriert sich eher auf seinen künstlerischen Output als auf das Zusammenfassen biografischer Daten. Cooper lässt lieber Musik sprechen.
2003 tritt er zum ersten Mal ans Licht der Öffentlichkeit. "Lambent Material" nennt sich das Album, dass er - bis auf Klarinettenparts von Emily Wahl - komplett selbst aufnimmt. Vergleiche mit Brian Eno und Sigur Rós sind nicht nur Zeichen einer gezwungenen Kategorisierung. Vielmehr stehen Coopers Klänge auf gleicher Augenhöhe.
Ein Jahr später wirft Cooper "An Accidental Memory In The Case Of Death" auf den Markt, ein 26-minütiges Pianostück. Nicht ganz so melancholisch wie noch zu Debützeiten, weist die Veröffentlichung Nähe zu klassischen und neoklassischen Komponisten auf.
Wiederum nur ein Jahr später kehrt er mit "Talk Amongst The Trees" zum Debüt-Konzept zurück. Mit einer beängstigenden Perfektion zelebriert Cooper seine ganz persönliche Form des musikalischen Schönklangs. Stets trifft er den richtigen Ton, ohne zu nerven, geschweige denn, dass er Rhythmik oder Melodie zu Tode nudeln würde. Ein Name, der immer wieder im Zusammenhang mit Eluvium fällt: Johann Pachelbel.
2007 folgt mit "Copia" ein weiteres Meisterwerk, auf dem die Malerin Jeannie Lynn Paske zum zweiten Mal nach "An Accidental ..." das Artwork beisteuert. Ihre seltsame verträumt in Szene gesetzten Wesen harmonieren derart perfekt mit der Musik, das man sich fragen kann, ob sie Coopers Musik malerisch umsetzt oder ob der Musiker nur ihre Bilder vertont.
Die Zusammenarbeit der beiden gipfelt 2009 im umfangreichen 7 LPs umfassenden Box-Set "Life Through Bombardment", auf dem jeder bislang aufgenommene Eluvium-Song zu hören ist, und das Paske mit zahlreichen Malereien optisch in Szene setzt. Im selben Jahr veröffentlicht Cooper unter bürgerlichem Namen neun Soundfragmente: "Miniatures" und bleibt auch weiterhin umtriebig. Mit Mark T. Smith von Explosions In The Sky bringt er 2013 das Projekt Inventions an den Start. Im selben Jahr erscheint mit "Nightmare Ending" der eigentliche Nachfolger zu "Copia", nachdem sich Cooper mit dem 2010er-Werk "Similes" bewusst von seinem Meisterwerk künstlerisch distanzieren wollte.
Mit "Life Through Bombardment Vol. 2" folgt dann 2016 sein zweites Vinyl-Monster, das auf sieben LPs alles zusammenfasst, was er seit 2010 unter dem Banner Eluvium herausgebracht hat. Auf seinem nächsten Studioalbum "False Readings On", das noch im selben Jahr erscheint, gipfelt dann der Schönklang im Inferno. 2017 wirft der US-Amerikaner mit "Shuffle Drones" eine Platte auf den Markt, die Drones enthält, die sich am besten im Shuffle-Modus abspielen lassen.
2019 veröffentlicht er mit "Pianoworks" sein zweites Klavier-Werk nach "An Accidental Memory In The Case Of Death". Dafür benötigt er ungefähr eine Dekade, da er die Songs so lange neu einspielt, bis es nichts mehr an ihnen zu verbessern gibt. Zusammen ergeben sie einen spezifischen, individuellen Sound, der in seiner Nachdenklichkeit Erinnerungen an "Copia" weckt. Noch im selben Jahr leitet er mit "Virga I" eine mehrteilige Ambient-Reihe ein. Auf der Platte hört man repetitive Loops, umrandet von schemenhafter Elektronik. Dabei fällt die Klangfärbe durchgängig grau und trist aus.
Auf "Virga II" verschiebt sich die Klangfarbe zwei Jahre später sowohl ins Dunklere als auch ins Hellere. Auf "(Whirring Marvels In) Consensus Reality" kehrt Cooper 2023 wieder zur Essenz seiner Frühwerke zurück, klingt aber auch gleichzeitig cineastischer und oftmals zuversichtlicher als in der Vergangenheit.
Matthew bleibt ein steter Kreativquell, in welcher Ausprägung auch immer. All seinen Releases ist eine beeindruckende Eigenständigkeit und Originalität eigen, die jeden Musikliebhaber fesseln kann, ja muss!
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