laut.de-Biographie
Ratatat
Zwei Jahre nach ihrer ersten Begegnung beschließen die New Yorker Evan Mast und Mike Stroud im Jahr 2003, aus bloßen Gedanken-Spinnereien endlich Ernst zu machen und gründen die Band Ratatat. Liest man zumindest meistens. Tatsächlich ist der seltsam anmutende Name nur die Nachfolge-Band von Cherry, denn aus rechtlichen Gründen ist das Duo im Jahr 2003 gezwungen, seinen Namen zu ändern.
Als Interpol-Sänger Paul Banks der Truppe noch unter dem Namen Cherry in der New Yorker Luna Lounge ansichtig wird, bucht er das Duo sofort als Supportband für seine eigene Combo. Unter den rasch folgenden Labelangeboten picken sich die beiden Studentenfreunde den renommierten Laden XL Recordings (The Prodigy, The White Stripes) heraus.
Beide Mitglieder der Band sammeln vor ihrer Bekanntschaft bereits Erfahrungen im Bandkontext. Computer-Nerd Evan Mast verfolgt als Kunststudent das Soloprojekt E*Vax, das nach eigener Aussage bedeutend ruhiger klang als Ratatat-Tracks. Ein Album und ein paar wenige Singles, die über das von Masts Bruder gegründete Label Audio Dregs veröffentlicht werden, zeugen von dieser Einschätzung.
Mike Stroud ist als Sohn einer Klavierspielerin die Nähe zur Musik schon in die Wiege gelegt worden. Er findet jedoch mehr Gefallen an der Gitarre als am Instrument seiner Mutter. Dieses Talent bringt er zunächst in die Band Pony Express ein, bevor er sich einem Musikstudium widmet, um sein Talent mit Theorie-Wissen zu paaren.
Nebenbei spielt er eine Tournee lang mit Dashboard Confessional, worauf er später nicht mehr sehr stolz ist: "Es war dieses weinerliche Zeug, das mir nie richtig gefallen hat. Naja, es war halt ein Job." Dank dieser Tour lernt er auch Ben Kweller kennen, den er ebenfalls ab und an live unterstützt. Als Ratatat spielt Stroud später unter anderem mit so unterschiedlichen Künstlern wie Tortoise, Franz Ferdinand, Clinic, The Killers oder The Stills.
Dank Vitamin B wird ihnen sogar eine Zusammenarbeit mit Produzent Tony Hoffer (Air, Beck, Phoenix) angeboten. Was man zurückweist. "Wir sind unsere eigenen Produzenten", so Keyboarder Mast. Ratatats Dancerock ist aber auch schwer in Schubladen zu packen.
Einerseits ist da dieses schwebende, elektronische Element, das auch die Musik von Air auszeichnet, andererseits die meistens mehrfach eingespielte Gitarre Strouds, dessen Saitenbehandlung nicht selten an John Frusciantes Groove-Verständnis erinnert. Wenn dann und wann noch ein Computer-Beat diese abstrakten Arrangements veredelt, ist die Verwirrung meist komplett.
AC/DC meets Kraftwerk, sagen die einen. Stadionrock meets Timbaland, die anderen. Tatsächlich steht das Duo sehr auf die frühen Sachen von Queen, was ihr Sound an manchen Stellen auch verrät. Darüber hinaus remixt das Zweigespann gerne. Mit dabei: Kanye West, Jay-Z, Dizzee Rascal, Missy Elliott und 50 Cent. Weshalb die HipHop-Fangemeinde ebenfalls nicht nur hinter vorgehaltener Hand von den beiden Genre-Kreuzrittern aus Brooklyn spricht.
Zum Schluss ein kleiner Bonus für Freunde der Beinahe-Unverortbarkeit: Als erste Band überhaupt spielten Ratatat im renommierten New Yorker Guggenheim Museum vor voller Hütte. Ehre, wem Ehre gebührt.
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