28. Februar 2023

"Ich mag Musik weniger als du denkst"

Interview geführt von

Josh Tillman has entered the building: Vor knapp einem Jahr swingte sich Father John Misty mit seinem fünften Studioalbum zurück in die Herzen zartbesaiteter Songwriter-Connaisseure.

Nun, da sich des Fathers Gespann mit den Songs von "Chloë And The Next 20th Century" auf den Weg über den großen Ozean macht und auch auf die europäischen Bühnen zurückkehrt, tasten wir uns mittels digitalem Schriftverkehr (der Amerikaner hatte zuvor ausrichten lassen, dass er nur für Mail-Interviews zur Verfügung steht) vor: Wo steht Father John Misty 2023 – und wie golden können diese neuen Twenties eigentlich noch werden?

Pures Gold, das ist auch das Ergebnis so mancher Interviewerfahrungen. Immer wieder kommt es im Journalisten-Musiker-Dialog zu kleinen sprühenden Funken zwischenmenschlicher Magie: Man drückt den einen richtigen Knopf, stellt die eine richtige Frage, die den Künstler dazu verleitet, sich in ungewohnter Weise zu öffnen. Der Vibe stimmt. Plötzlich erinnert sich der Gesprächspartner an ein lang vergessenes Detail oder lässt sich zu Nahkästchenplaudereien zu Themen verleiten, über die er sonst den Mantel des Schweigens hüllt.

Kurzum: Dieses Interview gehört nicht dazu – vergessen werde ich es so schnell trotzdem nicht.

In "Leaving LA" singst du vom "Another white guy in 2017 / Who takes himself so goddamn seriously". Wann hast du dich selbst ernster genommen, 2017 oder 2023?

Da müsstest du Mara fragen. (Anm. d. Red.: Buddhistischer Dämon / Prinzip, assoziiert mit Tod, Unheil und Verlangen)

Die aktuellen Konzerte sind deine ersten in Europa seit der Pandemie. Was gefällt dir am europäischen Publikum besser oder schlechter als in Amerika – was hast du vermisst?

Es ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr wirklich daran erinnern kann, wie das Publikum ist. Es wird eine schöne Überraschung sein.

Zur Vorbereitung auf dein Konzert in Berlin habe ich nicht nur das großartige Orchester-Live-Album "Off-Key In Hamburg" gehört, sondern auch noch einmal "Live At Third Man Records". Darauf bist solo nur mit Gitarre zu hören. Vermisst du solche Momente?

Nicht wirklich.

Songs wie "Holy Shit" kriegen in beiden Versionen einen ganz unterschiedlichen Anstrich. Wo siehst du dich eher zu großen Gesten imstande: Im Lauten oder im Leisen?

Ich versuche nur, mich an den Text zu erinnern.

Auf Bandcamp veröffentlichst du Live-Mitschnitte unter dem Titel "The Bootleg Tapes". Planst du auch physische Releases deiner Live-Konzerte?

Ich werde das Management fragen.

"Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wovon Cohen singt"

Abgesehen vom Low-Cover "In The Drugs" hast du schon länger keine Coverversionen mehr im Live-Set. Warum?

Hauptsächlich, weil ich jetzt fünf Alben habe.

Für einen deiner größten Cover-Momente halte ich Leonard Cohens "One Of Us Cannot Be Wrong". Was bedeutet dir der Song? Und wann kriegen wir ihn live zu hören?

Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wovon er singt.

Auf "The Next 20th Century" singst du: "I don't know bout you, but I'll take the love songs / And give you the future in exchange." Welches Jahrhundert hat die besseren Liebeslieder, das 20. oder das 21.?

Ich mag Musik wahrscheinlich weniger als du denkst.

Oder kommt das Beste erst noch?

Klar.

Nach dem Cover-Bonus-Track hast du nun auch ein Feature auf dem kommenden Lana Del Rey-Album. Was wäre dir lieber: Ein ganzes Album zu schreiben, auf dem sie deine Kompositionen singt oder dir ein ganzes Album von ihr schreiben zu lassen?

Ich würde sagen, wir kommen beide gut zurecht, so wie es ist.

Im Netz florieren viele Fotos von dir als Fan-nahem Post-Concert-Kumpeltypen vor der Venue. Magst du den direkten Kontakt zu Fans oder fügst du dich bloß deinem Schicksal?

Ich mag die Fans.

Vielen Dank – gute Reise und bleib fit.

Zwei Wochen nach dem Gespräch treffen wir Father John Misty zufällig nach seinem Konzert in Amsterdam in einer Bar. Und erlauben uns, noch einmal auf dieses spezielle Interview zu sprechen zu kommen. Seine Reaktion könnt ihr hier nachlesen.

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