laut.de-Biographie
Glen Campbell
Glen Campbell hat Höhen und Tiefen des Musikbusiness durchlebt: Zu Beginn die Hoffnung, zwischendrin der große Erfolg, als Intermezzo den Absturz, in seinen späten Jahren die Wiederentdeckung. Nicht nur musikalisch erinnert er an den großen Country-Stern Johnny Cash.
1936 in Delight, Arkansas geboren, wächst Campbell mit elf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Er bringt sich als Jugendlicher das Gitarrespielen bei und tritt mit 16 eine professionelle Karriere als Musiker an.
1958 zieht er nach Los Angeles und wird dort zum gefragten Sessionman. Als Teil der "Wrecking Crew", zu der auch Pianist Leon Russell gehört, ist er auf vielen erfolgreichen Produktionen der ersten Hälfte der 60er Jahre zu hören, unter anderen bei Elvis Presley, Frank Sinatra, Dean Martin und in Phil Spectors Wall of Sound. 1964 und 1965 ersetzt er den ausgebrannten Brian Wilson im Live-Lineup der Beach Boys und nimmt an den Aufnahmen zu ihrem Album "Pet Sounds" teil.
Bereits 1962 unterschreibt Campbell einen Vertrag mit dem Major Capitol, doch die ersten Alben gehen mehr oder weniger unter. 1967 landet er mit der Single "Gentle On My Mind" seinen ersten Hit, rasch gefolgt von "By The Time I Get to Phoenix", "I Wanna Live", "Galveston" und "Wichita Lineman". Plötzlich ist er ein Big Player, was sich auch daran zeigt, dass er 1967 gleich vier Grammys einstreicht.
In den folgenden Jahren landen seine zahlreichen Veröffentlichungen auf den vorderen Plätzen der Charts, zudem hat er mit der "Glen Campbell Goodtime Hour" bis 1972 auch eine eigene TV-Show. Nebenbei versucht er sich 1969 an der Seite John Waynes im Western-Klassiker "True Grit" als Schauspieler.
Wie bei so vielen Country-Größen sinkt sein Stern Ende der 70er Jahre. 1975 gelingt ihm mit "Rhinestone Cowboy" noch der größte Hit seiner Karriere, in den 80er Jahren verfällt er aber in Depressionen und wird drogensüchtig. Erst in den 90er Jahren fasst er als Livekünstler wieder Fuß. Dass er in dieser Zeit vor allem Platten mit Weihnachtsliedern veröffentlicht, zeigt, dass sein Status als "Recording Artist" dem Nullpunkt nahe ist.
2003 verursacht Campbell betrunken einen Autounfall und begeht Fahrerflucht. Nach der Festnahme greift er einen Polizisten an. Der Richter zeigt sich gnädig und verurteilt ihn lediglich zu zehn Tage Knast.
2008 streicht er mit "Meet Glen Campbell" einen Überraschungserfolg ein. Als 72-Jähriger nimmt er seine bekanntesten Songs mit vergleichsweise jungen Bands und Musikern wie Green Day, Foo Fighters, Tom Petty und Fran Healey neu auf.
Mit neuen Songs im Gepäck begibt er sich zwei Jahre später noch einmal ins Studio, um sein letztes Album mit dem Titel "Ghost On The Canvas" einzuspielen. Den Grund dafür erläutert er bei der Veröffentlichung im Sommer 2011: Er leide an Alzheimer und werde nach einer letzten Tour seine musikalische Karriere beenden. Sein letzter Auftritt findet bei den Grammy Awards 2012 statt, bei denen er den Preis für sein Lebenswerk erhält.
Während den Sessions singt er seine bekanntesten Stücke ein, die die Produzenten mit Instrumenten unterlegen und 2013 mit dem Titel "See You There" veröffentlichen. 2014 folgt die Doku "Glen Campbell: I'll Be Me". Erst im Juni 2017 erscheint sein letztes Album "Adiós" mit 12 Songs, aufgenommen 2012 und 2013 - nach seiner Abschiedstour war er noch mal ins Studio gegangen. Zwei Monate später erliegt Glen Campbell im Alter von 81 Jahren in Nashville seiner Alzheimer-Krankheit.
"I've tried and I have failed Lord / I've won and I have lost / I've lived and I have loved Lord / Sometimes at such a cost / One thing I know / The world's been good for me / A better place awaits / You'll see", sang Campbell in einem seiner letzten Stücke. Es ist ihm zu wünschen, dass seine Vorstellung des Jenseits in Erfüllung geht.
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