Selten leitet jemand sein eigenes Album mit dem brachial gebrüllten Titel ein. Selten hat es so viel Sinn ergeben wie hier.

Als Live-Album deklariert und im serbischen Guca aufgenommen, hat die Namensgebung der 13 Songs umfassenden Kollektion etwas Zwangsläufiges. Schließlich saufen sie beim Wahnsinn …

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  • Vor 15 Jahren

    Seit der Auflösung von Bijelo Dugme (der ehemaligen Band von Goran Bregovic) hat er nichts mehr wirklich neues herausgebracht. Er recyclet die ganzen alten Songs im Roma-Stil und verkauft es dem europäischen Publikum als Neuheit. Unglaublich wie er damit durchkommt.

  • Vor 15 Jahren

    Das mit dem Recyceln stimmt. Besonders auffällig, wenn man sich mal seine Alben mit George Dalaras, Kaya und Krzysztof Krawczyk ansieht - alles schon mal aufgenommen, nur dieses Mal halt in anderen Sprachen.

    Am besten ist er eh, wenn er Soundtracks macht.

  • Vor 15 Jahren

    Und? Der Rock'n'Roll war ursprünglich auch nur eine Veranstaltung, bei denen weiße Mittelstandskids erstmalig schwarzen Rhythm & Blues serviert bekamen. Kompatibel gemacht und recycelt mit etwas Country & HillBilly. Und sie flippten ähnlich aus wie heute die Mitteleuropäer im Wiener Ostklub oder im Berliner Kaffee Burger. Was willst Du? Authentizität? Lächerlich.

    Bregovic ist selbst Teil dieser übergreifenden europäischen Kultur und dieses "europäischen Publikums" geworden. Sich frei und nach Gutdünken in den vererbten Beständen dieser Kultur zu bedienen, ist genau die richtige Haltung. Die hellsten Köpfe unter den Protagonisten dieser Richtungen wie DJ Soko nennen es von Anfang an freimütig "Culture Recycling".

  • Vor 15 Jahren

    Authentizität ist mir relativ schnuppe. Wäre nur schön, wenn Herr Bregovic einfach mal neue Musik komponieren/arrangieren würde, anstatt immer wieder die alten Suppe neu aufzukochen.

  • Vor 15 Jahren

    @Kukuruz (« Sich frei und nach Gutdünken in den vererbten Beständen dieser Kultur zu bedienen, ist genau die richtige Haltung. »):

    toller satz.

    naturlich wird nach dem gefühlt 50 werk von brego die innovationsdichte ein wenig geringer.

    aber was er macht und vor allem wie er es macht, nötigt mir echt respektab.

    was vermisst du denn,olsen?

    die fluffigrn tollen akustiknummern a la arizona ost?

    die getragenen mini chansons wie mit scott walker?

  • Vor 15 Jahren

    @Kukuruz (« Und? Der Rock'n'Roll war ursprünglich auch nur eine Veranstaltung, bei denen weiße Mittelstandskids erstmalig schwarzen Rhythm & Blues serviert bekamen. Kompatibel gemacht und recycelt mit etwas Country & HillBilly. Und sie flippten ähnlich aus wie heute die Mitteleuropäer im Wiener Ostklub oder im Berliner Kaffee Burger. Was willst Du? Authentizität? Lächerlich. »):

    Ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass er ein neues Musikgenre erfindet. Ich habe lediglich gemeint, dass ich mich sehr darüber wundere wie er die Sachen, die er schon vor 20 Jahren einmal gebracht hat in den letzten 10-15 Jahren immer wieder neu bringt und dafür auch noch das Prädikat "Musikgenie" bekommt. Er hat für mich die tollsten Melodien und Texte des Balkanrocks hervorgebracht ... und ich finde es schade, dass er die Lieder von damals nicht einfach in Ruhe lässt. Ich möchte "Ruzica (Rose)" nicht zum abermalten male neu interpretiert haben (vom gleichen Künstler!!!) ...

    Natürlich kann er machen was er will. Und ich finde es ja auch nett, dass er diese Melodien dem breiten europäischen Publikum näher bringt. Aber für Leute, die seine Bijelo Dugme songs schon seit Jahren kennen ist diese neue Roma-Interpretation manchmal sehr gewöhnungsbedürftig (obwohl sie natürlich qualitativ & musikalisch nicht schlecht sind ... sie sind einfach nur nicht neu).

    Vorher hat mich das nicht besonders gestört. Aber als ich gelesen habe, dass er vor zwei Jahren eine Reunion mit den alten "Dugme" mitgliedern harsch ausgeschlossen hat mit den Worten "Wir sind jetzt erwachsen geworden. Das wäre ein Schritt zurück!" Dann fand ich das schon amüsant zumal er die alte Musik aber weiter verwendet und in "neuem" Klang wiederverkauft.

  • Vor 15 Jahren

    @Olsen (« Authentizität ist mir relativ schnuppe. Wäre nur schön, wenn Herr Bregovic einfach mal neue Musik komponieren/arrangieren würde, anstatt immer wieder die alten Suppe neu aufzukochen. »):

    Bei einem Schriftsteller würde man vielleicht sagen, der Autor hätte auch im neuen Buch seine ureigenen Themen aufs neue variiert und kein Mensch würde das als Herabwertung empfinden.

    Ob er dieselbe Suppe wirklich wieder auf genau dieselbe Art aufkocht, müsste man an dem vorliegendem Material untersuchen. Ich hab das Album noch gar nicht.

    Ich ärgerte mich nur über diesen Kommentar von M.D. Der ist nämlich wirklich nach so einem Muster, das man schon tausendmal gelesen zu haben meint.

  • Vor 15 Jahren

    @Majkel Dakles («
    Aber für Leute, die seine Bijelo Dugme songs schon seit Jahren kennen ist diese neue Roma-Interpretation manchmal sehr gewöhnungsbedürftig (obwohl sie natürlich qualitativ & musikalisch nicht schlecht sind ... sie sind einfach nur nicht neu). »):

    Sie sind neu und sehr gewöhnungsbedürftig aber eben einfach nicht neu. Nun ja.

  • Vor 15 Jahren

    @Kukuruz (« Ob er dieselbe Suppe wirklich wieder auf genau dieselbe Art aufkocht, müsste man an dem vorliegendem Material untersuchen. Ich hab das Album noch gar nicht. »):

    Ich auch nicht. Die Analyse geht lediglich bis "Songs And Tales From Weddings And Funerals". :D

  • Vor 15 Jahren

    Kukuruz ... du kannst gerne deine Meinung kundtun. Ich mache das ja auch. Aber auf dieses persönliche Niveau lassen wir uns besser nicht ein.

    Was ich gemeint habe ist (und ich wiederhole es gerne für dich), dass sein neues Album natürlich ein neues Werk ist. Aber wirklich "neu" klingt es für mich nicht, da ich fast 70% der Melodien und Texte schon von den Bijelo Dugme Platten her kenne. Ich hoffe du kannst jetzt meinen letzten Eintrag besser interpretieren.

    Ich zeige dir sogar einmal ein ganz einfaches Beispiel wie ich das genau meine:

    alter Bijelo Dugme Hit von GB:
    http://www.youtube.com/watch?v=VErdfjH_zzU

    "neues" Lied:
    http://www.youtube.com/watch?v=GF5Gq7fMD1E

  • Vor 15 Jahren

    Mal zum Review-Titel...es heißt "zivjeli", nicht jivjelji ^^

  • Vor 15 Jahren

    original (bijelo dugme)
    http://www.youtube.com/watch?v=khGJ2pgGHhM

    goran (solo)
    http://www.youtube.com/watch?v=utKx0umuRNo

    Vergesst Bregovic. Der muss vor ungefähr 20 Jahren ganz böse auf den Kopf gefallen sein und hat damit seinen musikalischen Geschmack und sein Talent verloren.

    Wenn ihr einen richtigen Künstler aus dem ehemaligen Jugoslavien hören wollt, dann zieht euch Darko Rundek rein.

    http://www.youtube.com/watch?v=jzp5fQFJKPg

    http://www.youtube.com/watch?v=7I3ucCchkLs

  • Vor 15 Jahren

    Ich kann mich mit dieser Musik nicht anfreunden. Ich finde Sie absolut gruselig. Nur deutsche Volksmusik ist gruseliger. Irgendwie bin ich fassungslos wer das alles hört und gut findet...

  • Vor 15 Jahren

    echt?
    das von mali-zeko zitierte lullaby (finde das original eher einen tick schlechter arrangiert als bregan gorovic; so cheesiger plastkpopkram aus der osteuropäischen lehrlingsküche nach dem geilen puren einstieg....brrrr) ist doch so was von wunderschön.

    wie kann sich von einem solch herzergreifenden akustischen kleinen gitarrensong nicht erwärmen lassen und gleichzeitig freiwillig xavier und cicero kaufen?. :D

  • Vor 15 Jahren

    @Majkel Dakles (« Kukuruz ... du kannst gerne deine Meinung kundtun. Ich mache das ja auch. Aber auf dieses persönliche Niveau lassen wir uns besser nicht ein.

    Was ich gemeint habe ist (und ich wiederhole es gerne für dich), dass sein neues Album natürlich ein neues Werk ist. Aber wirklich "neu" klingt es für mich nicht, da ich fast 70% der Melodien und Texte schon von den Bijelo Dugme Platten her kenne. Ich hoffe du kannst jetzt meinen letzten Eintrag besser interpretieren. »):

    Wer wird sich denn gleich so persönlich angegriffen fühlen ... Ein bissel mehr scharfe Polemik würde mancher Diskussion hier eher guttun. :)

    Äußerungen zu Gruppen wie Bijelo Dugme laufen häufig eher auf einen starken autobiografischen Bezug hinaus, der teils eine gewisse Verklärung mit sich bringt. Nach dem Motto - ich bin genau wie der und die mit dieser Musik aufgewachsen, sie ist ein Teil von mir, und was da jetzt kommt passt da nicht hinein. Kennt man das nicht auch von den Diskussionen über Radiohead, die angeblich nach Pablo Honey und The Bends nur noch unverständliches Zeug gemacht haben oder über Björk nach Homogenic oder meinetwegen über Dylan nach Blood on the Tracks?

    Bedenke, dass bereits nur eine verschwindend kleine Minderheit in Europa die B.D.-Texte versteht, ich versteh sie auch nicht. Bregovic stellt sie in einen größeren Kontext ohne ihre Essenz aufzugeben. Das ist doch der richtige Schritt.

    Bei ungarischer Popmusik kenne ich mich besser aus. Und die Szene ist teils auch vergleichbar. Aber auch hier finde ich nur neuere Konzepte wie das von Yonderboi interessant oder eben Bands wie Besh o droM, die Jazz und Pop mit Roma- und Klezmer- oder auch Elektronik-Musik kreuzen. Massenpopuläre Mainstream-Rock-Bands wie Kispál és a borz, bei denen ein generationenübergeifendes Publikum ein ganzes Programm mitsingen kann, langweilen mich eher. Auch wenn die musikalisch teils ziemlich gekonnte Sachen machen.

  • Vor 15 Jahren

    @mali-zeko (« original (bijelo dugme)
    http://www.youtube.com/watch?v=khGJ2pgGHhM

    goran (solo)
    http://www.youtube.com/watch?v=utKx0umuRNo

    Vergesst Bregovic. Der muss vor ungefähr 20 Jahren ganz böse auf den Kopf gefallen sein und hat damit seinen musikalischen Geschmack und sein Talent verloren.

    Wenn ihr einen richtigen Künstler aus dem ehemaligen Jugoslavien hören wollt, dann zieht euch Darko Rundek rein.

    http://www.youtube.com/watch?v=jzp5fQFJKPg

    http://www.youtube.com/watch?v=7I3ucCchkLs »):

    Zumindest ersterer ein wunderschöner, melancholischer Song.

    Der eine Konzert-Auftritt, den ich von Bregovic (mit Orchester) erlebt habe ... ein bissel dick aufgetragene Selbst-Zelebrierung wars schon, aber musikalisch dennoch unbedingt auf der guten Seite.

    Der Beitrag wirkt auf mich insofern ein bissel unfreiwillig komisch, als dass meinem Empfinden nach nun gerade B's Ex-Mitstreiter Kusturica mit seiner späten Hinwendung zum orthodoxen Serbentum das Musterbesipiel für jemanden ist, der offensichtlich irgendwie irgendwann böse auf den Kopf gefallen sein muss.

  • Vor 15 Jahren

    @Majkel Dakles («
    Vorher hat mich das nicht besonders gestört. Aber als ich gelesen habe, dass er vor zwei Jahren eine Reunion mit den alten "Dugme" mitgliedern harsch ausgeschlossen hat mit den Worten "Wir sind jetzt erwachsen geworden. Das wäre ein Schritt zurück!" Dann fand ich das schon amüsant zumal er die alte Musik aber weiter verwendet und in "neuem" Klang wiederverkauft. »):

    Klasse. Erinnert zwingend an Robert Plant. Und beide haben in meinen Augen (und Ohren) vollkommen recht.

  • Vor 15 Jahren

    @Swingmaster Jazz (« Ich kann mich mit dieser Musik nicht anfreunden. Ich finde Sie absolut gruselig. Nur deutsche Volksmusik ist gruseliger. Irgendwie bin ich fassungslos wer das alles hört und gut findet... »):

    Der Anwalt hat es ja auf den Punkt gebracht. Da ist so vieles neu zu entdecken und es ist erstaunlich wie frisch osteuropäische Musik klingt. Diese ausgelatschten Pfade eines Cicero, der letztlich nur Hausfrauens Herz erwärmen will ist doch tausendmal unspannender.

    Ich brauche mal jemand der mich an die Hand nimmt und mir da einen Kanon bastelt. Zumindest eine Idee verschafft, wo man da suchen sollte.
    Schuld sind übrigens die 17 Hippies.

    Swingmaster:
    Der Vergleich mit deutscher Volksmusik ist furchtbar daneben. Mag sein, dass es dort ständig um Liebe geht. Aber bei deutscher "Volksmusik" geht es nur ums F.icken und das so elend langweilig unverblümt!

  • Vor 15 Jahren

    Roger Cicero und Balkan-Musik heute stehen in einem ähnlichen Verhältnis wie Doris Day und Elvis Presley Ende der 50er.

    Der amerikanische Süden mit seiner Rückständigkeit, mit seinem religiösen Fundamentalismus, seinem Nationalismus und Rassenwahn dürften für den gebildeten New Yorker oder Chikagoer der 50er etwas ähnliches sein wie heute für einen Pariser, Londoner oder Berliner der "Balkan". Und dennoch kommt die ganze Essenz von Jazz, Swing, Blues, Rock von dort und der musikalischen Magie des amerikanischen Südens kann sich bis heute kaum jemand entziehen.

    Die Analogie ist glaube ich viel weitreichender als man erst mal glaubt. Nur die Sprachbarriere ist das Problem.