laut.de-Kritik
Cheers, skol, ziveli, prost! Alkohol!!!
Review von Alexander CordasSelten leitet jemand sein eigenes Album mit dem brachial gebrüllten Titel ein. Selten hat es so viel Sinn ergeben wie hier.
Als Live-Album deklariert und im serbischen Guca aufgenommen, hat die Namensgebung der 13 Songs umfassenden Kollektion etwas Zwangsläufiges. Schließlich saufen sie beim Wahnsinn auf 600.000 Beinen, dem Blasmusik-Festival in Guca, gefühlt den Jahresvorrat an Alk in ganz Europa weg. Mindestens.
Allerdings will sich ein Live-Feeling nicht so richtig einstellen. Vielmehr reihen sich die Songs etwas lieblos aneinander, das Publikum ist selten zu hören, so dass eher der Eindruck eines normalen Studioalbums entsteht. Studio oder live vor Publikum macht bei Bregovic und seinen Verrückten eigentlich nicht den Riesenunterschied. Schließlich betont Goran immer wieder, dass seine Bläsersektion keinen Bock drauf hat, eine Stelle immer und immer wieder zu wiederholen.
Wie auch immer, "Alkohol", laut Presseinfo eine Reminiszenz an seine Eltern, hält - wieder einmal - neben einigen guten und ein paar sehr guten Titeln auch wieder drei absolute Brecher parat. Erstens: Das Traditional "Yeremia", das mit dem oben erwähnten Schlachtruf in die Vollen (sic!) geht und das auf der letzten Konzertreise des Orchesters stets den Opener gab. Idealer kann man einen Gig nicht eröffnen.
Daneben pumpt der vom "Schwarze Katze Weißer Kater"-Soundtrack leidlich bekannte Truckers' Song" (dort: "Duj Sandale") mit einem Peter Gunn-Gitarrenlauf im Hintergrund unwiderstehlich vorwärts vorwärts vorwärts ... Als Höhepunkt der allgemeinen balkanesischen Kopfnickerei geht aber die Kollabo "Gas Gas Gas" mit Shantel über die Ziellinie. Leider krankt der Song an der viel zu kurzen Spielzeit, die die Dreimuntengrenze nicht überschreitet. Dennoch: wie geil ist das denn?
Neben diesem explosiven Dreierpack, das wirklich gnadenlos Druck aufbaut, drohen die Song-Kollegen fast zu Statisten zu verkommen? Mitnichten. Als Hidden-Track feiert das allgegenwärtige "Kalasnjikov" fröhliche Wiederauferstehung, auch wenn man der Art und Weise, wie die Jungs das Teil zum Besten geben anhört, dass sie den Polka wohl zu oft runter genudelt haben.
Das balladeske Moment kommt kaum zum Zuge. Lediglich "Ruzica" lässt dem Hörer Zeit zum Luftholen. Selten hat Bregovic in seiner Karriere derart aufs Gaspedal getreten. So rumpelt sich der Musiker durch seinen Soundtrack, dem förmlich das Motto "Hoch die Tassen" anhaftet.
Cheers, skol, jivjeli, prost! Alkohol!!!!
25 Kommentare
Ich war dabei.
Seit der Auflösung von Bijelo Dugme (der ehemaligen Band von Goran Bregovic) hat er nichts mehr wirklich neues herausgebracht. Er recyclet die ganzen alten Songs im Roma-Stil und verkauft es dem europäischen Publikum als Neuheit. Unglaublich wie er damit durchkommt.
Das mit dem Recyceln stimmt. Besonders auffällig, wenn man sich mal seine Alben mit George Dalaras, Kaya und Krzysztof Krawczyk ansieht - alles schon mal aufgenommen, nur dieses Mal halt in anderen Sprachen.
Am besten ist er eh, wenn er Soundtracks macht.
ihr beide in der alten schlampe berlin seid aber auch verwöhnt.
wo man hinblickt blüht die szene strahlend und vielfältig.
hab gerade "ersatzmusica" kennengelernt. geiler name, tolle kapell mit dunklem frauengesang zwischen nico und faithful als russisch-jüdische zigeunering; mit v.u. remiszensen, cohen, doors, alte e.o.c. und ner menge ostfolk.
dann poems for laila a ls urväter der szene
daniel kahn mit klezmer-rotzigkeit
alles wohnt und werkelt in berlin.
nicht witzig
@dein_boeser_Anwalt («
wie kann sich von einem solch herzergreifenden akustischen kleinen gitarrensong nicht erwärmen lassen und gleichzeitig freiwillig xavier und cicero kaufen?. »):
Von kaufen war nie die Rede
@matze73 («
Swingmaster:
Der Vergleich mit deutscher Volksmusik ist furchtbar daneben. Mag sein, dass es dort ständig um Liebe geht. Aber bei deutscher "Volksmusik" geht es nur ums F.icken und das so elend langweilig unverblümt! »):
Es geht mir ja auch nicht um die Texte es geht einfach darum das es musikalisch so klingt und mir schaudert dabei... Das der Anwalt berechtigterweise darauf verweist das ich ja aber Cicero und Xavier höre ist natürlich korrekt und mag irritieren. Aber ich kann mich nicht mit diesem Blasorchester anfreunden da kommt bei mir einfach nur Bierzeltfeeling auf und das ist ein feeling das ich einfach nur hasse da kann das drumherum noch so toll sein. Ok die Intro zu Yeremia find ich auch lustig aber das was folgt klingt so als sei der Alkohol vorher bei der Kombo schon reichlich geflossen.