Porträt

laut.de-Biographie

Grausame Töchter

Zieh dich aus und zeig dich nackt. Bei mir hast du schon abgekackt. Ich kotz' dir in die Fresse mit all meiner Kraft. Denn mein Ekel lässt mich alle Männer hassen. Nur Mädchen dürfen mich anfassen. Ich schlitz dich, bis dein Blut fließt. - Mangelnde Deutlichkeit im lyrischen Ausdruck kann man Frontfrau Aranea Peel sicherlich nicht vorwerfen.
Zu meist harten Rhythmen zwischen EBM, Futurepop und mitunter magmahaft angeschlagenem Rockflow entfesselt diese ganz und gsr unbarmherzige Schwester einen explosiven Rausch aus Sex und Gewalt.

Grausame Töchter - Alles Für Dich Aktuelles Album
Grausame Töchter Alles Für Dich
From Borderline to Bondage mit Elektropunk und Kreissäge.

Da geht dem szenekundigen Leser gleich der Latexschnepfenalarm in Kopfe auf rot. Bei GT gibt es indes weder erbärmlichen Betriebsfest-SM noch Newtonsche Lack & Lederfantasien für Mamis Liebling. Mit Miss Peel hingegen rächt sie die Kunst mit Recht für alles, was man denkenden und sinnlichen Frauenbildern - mit der spanischen Inquisition oder schlimmerem wie Ina Deter, Alice Schwarzer, Wir sind Helden oder Eisblume - je angetan hat. End of Orgy zu partytauglichen Rhythmen im Fuck You Style? Aber gern! Mit trockener Treffsicherheit des Taxi Driver gewordenen Travis Bickle macht die sinsistre Shouterin keine Gefangenen. Keim S&M; purer Sadismus. En Garde!

Am Ende mehr Tommi Stumpff als schicker Club Bizarre, mehr Scott Walker als Hinterhofmadonna, mehr Lulu-Fleischerhaken als Guillotine. So entert diese hoch talentierte Vollblutschauspielerin samt Band am ersten April 2011 ganz und gar unscherzhaft den heimischen wie internationalen Plattenmarkt. "Mein Eigentlichen Element" heißt das vielschichtige Debüt. Stilistisch läßt sich die fiese Brut indes keine überflüssige Sekunde lang auf ein einzelnes Segment festlegen.

Im Gegenteil: Große Teile der sogenannten Szene würden sich bereits mit einem hier gebotenen Mix aus Futurepop, Elekropunk und EBM überfordet zeigen. Sowas ist den erbarmungslosen Damen zum Glück nur Pflichtübung. Goa, Trance, Industrial mischen sich mit herrlich phlegmatischem Rock, der ab und an zickig wird. Dazu gelegentliche Triphop-Tupfer, die weder Portisheadfans noch Massive Attack-Freunde aus der Kiste vertreiben. Dazu Perfekt intonierte Vocals, von punkiger Agitationsgöre über Lustmörderin bis hin zum frivolen Roaring Twenties-Chanson ist alles im Boot, was Blutengel und konsrorten bis heute schwer überfordert.

Doch die herzlosen Abkömmlinge buhlen um niemanden.

Wisch mir den Arsch ab, damit wir Freundinnen sind. die Geilere bin ich, du Sau. das hast Du zu kapiern. Ich scheiß auf dich. Sag mal, glotzt du mich jetzt an?

Solcherlei Chuzpe kann man sich selbstredend nur leisten, so denn der künstlerische Aspekt überzeugt. Hier peitschen sich die Töchter nicht erst seit gestern eine Live-Schneise durch die Republik und darüber hinaus. Thematisch gibt es keinerlei Limit. Vom Lustmord über sadischtische Folter des Fleisches und der Seele lotet die Truppe effektiv die Publikumsgrenze zwischen Neugier und schockiertem, sich erbrechenden Ohnmachtsanfall aus. Fuck the Taboo!

Obwohl die Kombo aus mehreren offensichtlich starken Persönlichkeiten besteht (die u.a, schon mit Indie-Übervater Boa arbeiteten), konzentriert sich aller Aufmerksamkeit unweigerlich auf die charismatisch einnehmende Sängerin. Die erfahrene Interpretin wirft alles in die Waagschale, um die Grenze zwischen Aktrice und soziopathisch animalisierter Täterin zu verwischen. Klug eingesetzte Symbole machen jeden Track schon textlich zu einem herausragenden Erlebnis. Ich habe mir ein Messer gekauft! Wer sich jetzt fragt, ob auf der Bühne nur Kunstblut oder auch ein wenig echter Lebenssaft vergossen wird, sei auf die spektakulären und seit 2012 stark polarisierenden Bühnenshows verwiesen.

Sowohl on Stage wie in den Viedeos beherrscht die Band eine Bandbreite, die von beeindruckendem Grand Guignol-Stil ("Liebestod") bis zur dokuhaften Mann "Beißt Hund / Portrait Of a Serial Killer"-Ästhetik reicht. Peels raubtierhasfte, ganz und gar einzigartigen Bewegungen auf den Brettern tun ihr übriges. Sie erstickt mit artistischer Eleganz jeden Vergleich zu ödem Provokrempel der Marke Schlingensief bis zum freudlosem Sado-Getüdel à la Umbra Et Imago und Co im Ansatz.

Dennoch ist der Band auch Jedermann willkommen, der einfach nur zu den Floorkrachern abgehen möchte. Peel: Die Leute können auch einfach zum Abtanzen kommen. das ist absolut ok..

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1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    Beste Zurschaustellung intellektueller Unredlichkeit eines Musikschreiberlings: Alice Schwarzer und andere Personen sind das größere Übel als die spanische Inquisition für die (sinnliche) Frau- na klar. Größeren Mist liest man nur auf Blogs von MRA's und queerfeministischen AkteurInnen. Diese Bio kann gar nichts...