laut.de-Biographie
Hidden Orchestra
Das Hidden Orchestra ist ein ausgedachtes Orchester, das auf der Idee des Multiinstrumentalisten, Komponisten und Produzenten Joe Acheson basiert. Auf den Veröffentlichungen hört man eine Reihe weiterer Gastmusiker, die alle unterschiedliche musikalische Hintergründe besitzen. Die nehmen ihre Musik separat voneinander auf. Die Aufnahmen kombiniert Acheson anschließend in seinem Studio, so dass ein imaginäres Orchester entsteht, das gar nicht existiert. Musikalisch treffen dunkle Texturen auf Field Recordings, Bassklänge, Drum- und Percussionschichten sowie viele weitere Instrumente.
Zunächst tritt das Projekt, das seinen Ursprung im schottischen Edinburgh hat, gegen Mitte bis Ende der 00er-Jahre als Joe Acheson Quartet in Erscheinung und steuert ein paar wenige Beiträge für Compilations bei. Danach benennt es sich in Hidden Orchestra um und veröffentlicht 2010 auf dem Label Tru Thoughts, wo fast alle Platten des imaginären Orchesters erscheinen, sein Debüt "Night Walks".
Auf dem fließen elektronische und natürliche Komponenten ganz natürlich ineinander, so dass sich eine mitreißende Mixtur aus Klassik und Downtempo sowie Anklängen aus Jazz, Hip Hop, Drum'n'Bass und Rock ergibt. Für das Werk arbeitet Acheson auch mit der Violinistin und Pianistin Poppy Ackroyd sowie den beiden Drummern Tim Lane und Jamie Graham zusammen. Die drei verstärken das Hidden Orchestra auch live. Auf der Bühne sieht man zusätzlich noch Lichtinstallationen von Tom Lewell alias Lumen.
BBC Radio 1 wählt "Night Walks" zum Album der Woche. Sie setzt insgesamt mehr als 10.000 Einheiten ab. Auch auf dem Nachfolger "Archipelago" von 2012 begegnet man Einflüssen aus unterschiedlichsten Genres. Der fällt dank weiterer Gastmusiker wie dem Klarinettisten Tomáš Dvorák alias Floex oder dem Cellisten Su-a Lee etwas ruhiger und organischer aus als "Night Walks", aber nicht weniger mitreißend. Im Anschluss verfolgt Poppy Ackroyd neben ihrer Arbeit mit dem Hidden Orchestra auch eine eigene Solokarriere, für die sie eine Menge Lob von Kritikern und Fans bekommt. Floex und Su-a Lee beteiligen sich außerdem nicht nur an den Folgealben, sondern unterstützen auch live das Projekt.
2013 und 2014 folgen dann zwei "Archipelago"-Remix-EPs. Auf "Reorchestrations" von 2015 nimmt sich Acheson wiederum fremde Stücke von befreundeten Experimental-, Klassik- und Folk-Musikern vor, um diese ins Hidden Orchestra-Gewand zu überführen. 2016 teilt sich das Projekt schließlich in der Londoner Royal Albert Hall mit Roots Manuva, Andreya Triana and Henry Wu die Bühne. Kurz zuvor kommt die EP "Wingbeats" auf den Markt. Das dritte Album "Dawn Chorus" erscheint 2017 und basiert auf Vogelgesängen und diversen Naturgeräuschen, die Acheson über die Jahre mitschneidet und archiviert. Dem schließt sich mit "Dawn Chorus Remixes" 2018 eine Remix-Platte an.
Zwischenzeitlich kümmert sich das mittlerweile im englischen Brighton ansässige imaginäre Orchester um ein Großprojekt, dem Soundtrack zum Puzzle-Adventure "Creaks". Dabei handelt es sich um einen lebenden Score, der im Spiel "niemals genau gleich" klingt, während die "Struktur" der Kompositionen "durch den Fortschritt des Spielers in jedem Level neu bestimmt" wird, "sobald das Puzzle gelöst wurde", so Acheson gegenüber dem Playstation Blog.
Für den konventionellen Soundtrack hat er diese "unendichen und zufälligen Kompositionen zu kurzen Albumtiteln" geremixt, "ohne sich von den komplexen Regeln zu entfernen", ergänzt er weiter. Der Score kommt 2020 auf den Markt und fällt überaus abwechslungsreich aus. Dazu erscheint mit der Creaksbox noch eine App, mit der sich aktiv oder passiv alternative Versionen der einzelnen Soundtrack-Titel generieren lassen. Dazwischen veröffentlicht das Projekt mit "Live At Attenborough Centre For The Creative Arts" 2019 seine erste Live-Platte.
Letzten Endes führt die Auflösung stilistischer Grenzen dazu, dass sich Kopfnicker, Rock-, Klassik- und Jazzfans sowie Anhänger elektronischer Musik gleichermaßen auf das Hidden Orchestra einigen können.
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