Porträt

laut.de-Biographie

Jan Böhmermann

Na klar, Jan Böhmermann "hat Polizei", er ist der POL1Z1STENSOHN und führt das vereinte Deutschvolk mit "Be Deutsch!" in bessere Zeiten. Doch egal ob Ghettorap, Donald-Trump-Country oder Neue Deutsche Härte: Der Satiriker vom öffentlich-rechtlichen Talkshowformat Neo Magazin Royale hat bei aller Ironie wohl tatsächlich großen Spaß am deutschen Liedgut.

Doubletime: Brutzeln mit Bogy und B-Lash
Doubletime Brutzeln mit Bogy und B-Lash
Kochen statt schwurbeln. Neues von Capi, Ufo und Bonez MC. Böhmi vs. Finch. Bözemann klingelt bei Farid. Tom Hardy rappt. Kanye hats erfunden.
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Wenn er - mitunter gemeinsam mit Deutsch-Hip Hops Own und Show-Sidekick Dendemann - zum Mikrofon greift, um Testosteronposen und Riefenstahl-Ästhetik satirisch zu verarbeiten, kommt neben spöttischer Lust stets auch Böhmermanns authentische Leidenschaft fürs Singen, Rappen und Pop-Performen zum Vorschein.

Es sind aber nicht die Meta-Beef-Geschichten mit Haftbefehl oder etwaige Rammstein-Parodien, mit denen der Moderator in den 2010ern am meisten von sich reden macht. Nach langen Lehrjahren als Radiohost gelingt dem Jahrgang 1981 aus Bremen zwischen 2015 und 2016 gleich zweimal ein medialer Aufmerksamkeits-Coup, der ihn zum überpopkulturell diskutierten Streitthema macht.

Zum einen erhebt Jan Böhmermann sein TV-Format im Zuge der griechischen Schuldenkrise zum internationalen Gesprächsthema. In einem Beitrag im Neo Magazin Royale legt der Satiriker die offene Wunde einer manipulierbaren wie empörungsgetriebenen Medienwelt offen, in der die Behauptung eines gefälschten Mittelfingers politische Tragweite besitzt. Für "Varoufake" erhält Böhmermann 2016 den Grimme-Preis.

Zum anderen arbeitet sich der Moderator auch Ende März 2016 unter vollem Einsatz seiner Person an den Grenzen der Satire ab. Seinerzeit trägt er ein Gedicht über den autokratischen türkischen Präsidenten Erdo?an vor. Die von ihm selbst als solche bezeichnete "Schmähkritik" soll anhand von persönlichen Beleidigungen des Staatsoberhaupts die Grenze der Satirefreiheit in Deutschland aufzeigen.

Trotz der wiederholten Distanzierung Böhmermanns vom konkreten Inhalt dieser "Schmähkritik" löscht sein Sender ZDF das Video aus dem öffentlichen Archiv. Präsident Erdo?an ruft die deutsche Regierung zu einem Strafverfahren wegen Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten auf. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel rügt die Böhmermannsche Provokation.

Unter der medialen Überschrift einer "Böhmermann-Affäre" leitet die deutsche Staatsanwaltschaft in der Folge tatsächlich ein Strafverfahren gegen den Satiriker ein Der wiederum fühlt sich vom ausgelösten Wirbel zwischenzeitlich überfordert, sagt einige Sendungen ab und wird unter Polizeischutz gestellt. Im Oktober 2016 erfolgt die Verfahrenseinstellung aufgrund mangelnder Beweise.

Doch noch einmal zurück zur Musik. Ab etwa 2012 findet der Wahlkölner in Olli Schulz sowohl vor der Kamera als auch via Podcast einen regelmäßigen Weggefährten. Für einen Flo Mega-Track lässt er sich videotechnisch vor den Karren spannen. Als Deutschpop-Kitschsänger-Persiflage Jim Pandzko stichelt er 2017 gekonnt gegen generische Mainstream-Musik. Selber Zielscheibe ist er hingegen im Lauf der Jahre für eine illustre Riege von Fler bis Campino. Man muss Jan Böhmermann also nicht gutfinden, um ihm im Sinne erfolgreicher Satire zuzugestehen: eigentlich alles richtig gemacht.

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3 Kommentare mit 20 Antworten, davon einer auf Unterseiten

  • Vor 6 Jahren

    haha geil!!! der etwas lustigere der beiden einzigen nicht lustigen juden (im showbiz), oliver polak (der andere ist shahak shapira) bezichtigt der Muttis Lieblings-"satiriker" und Hofnarr für die regimetreuen schneeflocken in seinem neuen buch des antisemitismus

    https://www.vice.com/de/article/9k7p5v/oli…

    das könnte groß werden. ich erwarte ordentlich mett.

    • Vor 6 Jahren

      "Böhmermann ist Satiriker. Ob man seine Aussagen als Teil der Kunst versteht oder sie für antisemitisch hält, kann man vielleicht noch diskutieren. Nicht diskutabel ist aber, dass der Verlag KiWi lieber Böhmermann schützt als das Opfer..."

      Wow, manchmal frage ich mich, woher man solche Autoren nimmt. Erst kann man es "vielleicht" diskutieren und einen Satz später stehen Opfer und Täter bereits fest.

    • Vor 6 Jahren

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    • Vor 6 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 6 Jahren

      ???
      Erstens deutet das "vielleicht noch" ja gerade an, dass der Autor das eher zweifelhaft sieht. Und dass er sich mit dem zweiten Teil direkt auf ein klares, sich zwangsläufig auf Antisemitisnus beziehendes Täter-Opfer Schema bezieht, liest du da jetzt auch schlicht rein. Das kann man so klar gar nicht sagen und wäre mMn gerade weil es, wie du es ja richtig rausstellst, im Kontext des Satzes relativer Unsinn wäre, sicher nicht die zu bevorzugende Lesart.

    • Vor 6 Jahren

      ich muss unbedingt mal ahnenforschung betreiben, ob ich neben slawischen vorfahren nicht auch iwas jüdisches oder muselmanisches vorweisen kann.
      sich je nach lust und laune als opfer hinzustellen und alle als üble rassisten blamen zu können, ist einfach zu geil :lol:

    • Vor 6 Jahren

      Kann dir gerade echt nicht folgen, Gleep. Vielleicht übersehe ich irgendetwas Offensichtliches, aber in dem Artikel geht es doch darum, wie Böhmermann diesem Typen ggü. antisemitisch übergriffig geworden sein soll und der Autor beklagt lang und breit, dass man Böhermann dafür nicht öffentlich an den Pranger stellt. Der komplette Artikel stellt Böhmermann als antisemitischen Täter da und den anderen Kerl als ungeschütztes Opfer von Antisemitismus.

    • Vor 6 Jahren

      "hvw Vor einer Stunde

      ich muss unbedingt mal ahnenforschung betreiben, ob ich neben slawischen vorfahren nicht auch iwas jüdisches oder muselmanisches vorweisen kann.
      sich je nach lust und laune als opfer hinzustellen und alle als üble rassisten blamen zu können, ist einfach zu geil :lol:"

      Wenn du dir über eine Sache keine Gedanken machen musst, dann ist es, dass dich jemand versehentlich nicht für ein Opfer halten könnte.

    • Vor 6 Jahren

      Wen meinst du jetzt mit Autor? Vom Artikel oder vom Buch? Je nachdem ist das entweder schlicht falsch oder mMn schon sehr weit ausgelegt deinerseits. Erkläre ich dann genauer nach deiner Antwort/Präzisierung.

    • Vor 6 Jahren

      Vom Artikel, der Buchautor hatte ja selbst darauf verzichtet, Namen zu nennen.

    • Vor 6 Jahren

      Mhh, ja, ne, im Nachhinein, auf emotionaler Ebene hast du denke ich schon recht, dass die Autorin das so sieht wie du beschreibst und das schimmert auch schon etwas durch.
      Halte den eigenen inhaltkichen Punkt und die Frage, warum der direkte, klärende Diskurs hier seitens Verlag und Medien vermieden wird aber trotzdem für vollkommen legitim und sehe den Artikel eher als Ausdruck dieses inhaltlichen Punkts als der emotionalen Haltung der Autorin. Letztendlich hängt das aber wohl vor allem davon ab, aus welcher Perspektive man das lesen möchte.

    • Vor 6 Jahren

      Und Opfer kann man halt einfach auch im Sinne von Opfer der Enfscheidung des Verlages oder auch als Opfer von Böhmermanns für Polak evtl verletzenden Frotzelein interpretieren ohne sich gleich auf krasse Antisemitismusvorwürfe festlegen zu müssen.

    • Vor 6 Jahren

      https://www.vice.com/de/article/d3qm4k/oli…

      https://www.freitag.de/autoren/der-freitag…

      die luft für böhmermann wird dünner :D

      ach ja, polak rechnet im rahmen seines buchs auch mit haftbefehl ab und seine aussagen zu bushido und auch dessen twitter-avatar decken sich ziemlich mit denen des werten anwalts (:kiss: :kiss: ♥ ♥)

    • Vor 6 Jahren

      Was soll den dieses Hitlerbild von Böhmermann dick und fett über dem VICE Artikel? Das ist doch BILD-Niveau. :lol:

      Aber erstmal durchgelesen, das.

    • Vor 6 Jahren

      Ok, der erste Artikel ist kognitiv schonmal nur schwer erträglich.

      Was ist Freitag eigentlich für ein komisches Blatt? Erscheint mir eher semi-seriös bisher.

    • Vor 6 Jahren

      Was genau stört dich denn? Wenn es das fehlende Bemühen um Objktivität ist, könnte der Blick auf die Tagline unter dem Logo Aufschluss geben.

    • Vor 6 Jahren

      Meinst wegen dem Bild? Das stört mich nicht, finde es nur sehr unangebracht, erst auf Teufel komm raus eine superernste Diskussion über Antisemitismus loszutreten und herauszuarbeiten, wie schlimm Blödeleien in dem Kontext sein können, um dann ein komplett aus dem Kontext gerissenes Bild vom Beschuldigten in Hitlerverkleidung an den Anfang des Artikels zu stellen, das absolut nichts mit dem Thema Oliver Polak zu tun hat. Außer eben, dass es dort indirekt um Juden geht.
      Das Bild dürfte bei vielen Lesern eine negative Assoziation zu Böhmermanns Glaubwürdigkeit in dieser Sache herstellen, bevor man überhaupt mit dem Lesen begonnen hat. Außerdem zeugt das davon, wie locker-leicht man mit solchen Vorwürfen umgeht, was absurd ist, da Böhmermann dadurch ebenfalls zum Opfer werden könnte mit im schlimmsten Fall wesentlich gravierenderen Folgen als denen, die Oliver Polak durch Böhermanns Verhalten oder dem des ersten Verlages erlitt.

    • Vor 6 Jahren

      Meines Erachtens nach ist das Verhalten der beiden Magazine allgemein moralisch schon hart an der Grenze.
      Noch lange keine Kachelmann-Ausmaße, aber finde das recht schäbig, ich meine, VICE will eh nur Klicks, von denen erwarte ich nichts anderes. Doch dieser verleumderische Allgeingang von Der Freitag... was soll das?

    • Vor 6 Jahren

      Könnte mir die Texte hier allerdings wohl sparen, habe mir Mal die Kommentare unter dem Der Freitag Artikel angeschaut und sebst deren Leser scheinen den Autor fast einheitlich zu verreißen.

    • Vor 6 Jahren

      Zum ersten Kommentar:
      Nein, ich meinte den Freitag, der sich explizit als "Meinungsmagazin" begreift und entsprechend hauptsächlich subjektive Arikel im Stile einer Kolumne/eines Editorials fährt. Ist also nicht mit einer normalen Tageszeitung/Nachrichtenmagazin zu vergleichen, falls das dein Kritikpunkt war.

  • Vor 6 Jahren

    "Zu seinem Auftritt singt der Rapper Dendemann unter Bezug auf den Holocaust: „Ein Leben lang ham wir ein Scheißgewissen / Und auf der ganzen Welt ham wir verschissen. / Vielleicht ham wir uns echt zu schlecht benommen, / Doch Oliver Polak lässt uns nicht verkommen.“ Ein Einspielfilm nennt ihn in immer neuen Varianten einen Juden."

    Dendemann darf hier nicht vergessen werden im Chor der Antisemiten!