Porträt

laut.de-Biographie

Juice WRLD

Es ist ein eigenartiges Produkt des Post-Lil Uzi Vert-Traps, dass Rapper fest darauf beharren, eigentlich in ganz anderen Genres verortet zu sein. Wie Lil Uzi oder auch ein XXXTentacion ihre Musik regelmäßig unter Alternative Rock einordneten, schreibt sich das nächste Gesicht dieser Erbfolge, Juice WRLD, die Genres Emos und Rock auf die Brust.

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Passt ja auch gut zur Emo-Trap-Strömung, die zwischen 2017 und 2018 den Rap-Mainstream stärker dominiert, als ihr es je jemand zugetraut hat. Juice WRLD avanciert dafür unerwartet zum Posterkind, immerhin entwickelt sich sein Hitsong "Lucid Dreams" nach einem beeindruckenden Chart-Run bis auf Platz zwei zu einem der kommerziell erfolgreichsten Ableger der jungen Sparte.

Der Stil ergibt sich dabei sinnvoll aus der musikalischen Sozialisierung von Jarad Higgins, der im Dezember 1998 das Licht der Welt in Chicago erblickt. Ein schwieriges Kind, das zwar von der alleinerziehenden Mutter schon mit vier Jahren Klavierunterricht erhält und sich auch in der Schulband musikalisch austobt, aber doch recht bald zwischen den dominanten Strömungen seiner Zeit und Umgebung versandet.

Aber was hört ein etwas eigenwilliger Junge mit Affinität zu Percy Jackson-Romanen und dem Klavier, wenn er mit frühem Xanax-Problem im Chiraq der Zweitausender aufwächst? Die klaren Antworten finden sich in lokalen Helden. Kanye, natürlich. Aber auch den Chicago Drill, der Juice WRLD vermutlich auf Lebenszeit zu einem Trap-Einschlag in seiner Musik verpflichten wird. Chief Keef, Lil Bibby, G Money und G Herbo prägen Jarads Vorstellung von musikalischer Direktheit, Kaltschnäuzigkeit und eingängigen Beats.

Dagegen halten die typischen Favoriten der jugendlichen Außenseiter, die, Internet sei Dank, zu dieser Zeit desorientierte Teenager weltweit erreichen. Bullet For My Valentine, Panic! At The Disco, Fall Out Boy und Billy Idol inspirieren das ästhetische Gefühl des Rappers, der gerade angefangen hat, Handyaufnahmen als Juice The Kidd auf Soundcloud zu veröffentlichen.

Diesen Tupac-inspirierten Namen legt er bald ab, als er über das Kollektiv Internet Money eine erste ernsthafte EP veröffentlicht: "9 9 9" mit seinem Erfolgsproduzenten Nick Mira erscheint 2017 und enthält bereits "Lucid Dreams", den Song, der ihn berühmt machen soll.

Die Aufmerksamkeit der Trap-Sphäre ist geweckt, wie so oft ist es Cole Bennett von Lyrical Lemonade, der seiner Rolle als Soundcloud-Hype Williams gerecht wird und via Video-Produktion einen mächtigen Cosign für Juice WRLD ausspricht. "Lucid Dreams" und "All Girls Are The Same" kommen auf Anhieb fantastisch an, die Beliebtheit wächst rapide. So sehr, dass Interscope Records angeblich schon Anfang 2018 einen Deal über drei Millionen für den Newcomer auf den Tisch legt.

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2018 wird dementsprechend ein bahnbrechendes Jahr für Juice WRLD, der nicht nur sein Debütalbum "Goodbye & Good Riddance" erfolgreich im Mainstream-Bewusstsein platziert, sondern auch mit seinem Tribut für die verstorbenen Wegbereiter XXXTentacion und Lil Peep Einiges an Respekt gewinnt und mit "WRLD On Drugs" ein ganzes Kollabo-Album mit Future veröffentlicht. Dazu gastiert er prominent auf Travis Scotts "Astroworld".

Dass Juice WRLDs Karriere so ganz ohne Umweg abhebt, lässt sich leicht mit seinem Stil erklären. Er ist allen voran ein ziemlich weinerlicher Kerl, der ganz im Mojo eines Drake oder Lil Peep, seine selbstzerstörerischen und negativen Emotionen vollkommen ungefiltert ausbreitet und sich darin suhlt. Das Resultat ist Musik, die gewisses Pathos besitzt und sich authentisch anfühlt. Kompromisslos.

Dass seine Post Malone-eske Stimme mitsamt hervorragenden Gefühl für Melodien und handwerklich mehr als soliden Flow auf den alternativ inspirierten Instrumentals dazu noch griffig ohne Ende klingt, tut ihr Übriges. Dass jemand wie Juice WRLD 2018 durchstartet, erscheint nur logisch: Kaum ein Rapper verkörpert den Hip Hop-Zeitgeist dieses Jahres besser als er.

"Death Race For Love" soll im Jahr darauf seinen Status zementieren, erweist sich seiner Wehleidigkeit zum Trotz in der Summe dann aber doch nicht als weinerlich genug. Zu viel Füllmaterial lenkt von Juice WRLDs eigentlichen Stärken ab. Seine Kernkompetenz liegt immer noch darin, sich allen üblen Klischees über emotionale Kids seiner Generation bedingungslos hinzugeben. Vollkommen frei von Angst, dabei ausgesprochen dämlich dazustehen, hat Juice WRLD hier seine Nische gefunden, die er originell ausfüllt.

Nur wenige Tage nach seinem 21. Geburtstag stirbt Juice Wrld am 8. Dezember 2019 im Advocate Christ Medical Center bei Chicago. Zuvor soll er einen schweren Anfall erlitten haben. Offiziell wird als Todesursache später eine Überdosis an Schmerzmitteln angegeben. Im Juli 2020 erscheint posthum sein drittes Album "Legends Never Die". Im Spätsommer 2022 findet sich ein weiterer posthumer Song auf DJ Khaleds Album "God Did".

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