laut.de-Biographie
Jasper van't Hof
Geboren wird Jasper van't Hof am 30. Juni 1947 in Enschede/Niederlande. Als Kind eines Jazztrompeters und einer Sängerin bekommt er die Liebe zur Musik praktisch in die Wiege gelegt. Sein eigenständiges Interesse am großen, schwarzen Tastenmöbel entwickelt sich im Alter von fünf Jahren. Auf der Grundlage des folgenden Klavierunterrichts beginnt er als Teenager zu komponieren, erprobt sich in mehreren Schulbands und findet den lokalen Jazzclub ein hervorragendes Experimentierfeld.
1969 gründet er mit dem Gitarristen Toto Blanke und dem Drummer Piere Courbois die Formation "Association P.C.", in der er als humorvoller Klanggestalter auffällt. "80 Prozent von Association P.C. war Elektronik", erinnert sich Jasper. Die Band schafft den internationalen Durchbruch und wenig später findet man ihn in der ersten Reihe derjenigen Jazzer wieder, die durch elektronische Instrumente neue Klangästhetiken prägen. Sein österreichischer Kollege Joe Zawinul dringt zeitgleich mit dem Raumschiff "Weather Report" in ähnlich unerforschte Klangräume vor.
1972 wird er in einem Jazzpoll zum führenden europäischen Synthesizer-Spieler gewählt.
Pork Pie, seine damals aktuelle Band mit dem Saxofonisten Charlie Mariano und dem Gitarristen Philipp Catherine erprobt die Grenzen des Jazz-Rock, in dem sie die technisch-künstlerische Virtuosität des Jazz mit der Extrovertiertheit der Rockmusik verbindet. "Das höchste, was ein Musiker erreichen kann, ist für mich auch heute noch die freie Improvisation aus der profunden Kenntnis seines Instruments heraus."
1984 präsentiert er erstmals das bis heute erfolgreiche Projekt Pili Pili. Eine über 15-minütige Trance-Produktion mit African Drums macht ihn über Nacht auch in der Clubszene berühmt. Für die Aufnahmen zu "Hoomba Hoomba" (1985) stößt Angelique Kidjo zur Gruppe und spielt insgesamt fünf Alben mit ihnen ein, die als Ausgangspunkt ihres internationalen Erfolgs gelten.
Seine Karriere setzt sich bis heute aus beständigen Formationen (Eyeball, Association P.C.), stetig wiederkehrenden Projekten und losen Kollaborationen zusammen. Im Laufe seiner erfolgreichen Laufbahn arbeitet er mit bedeutenden Kolleginnen und Kollegen zusammen. Im Duo mit Archie Shepp (sax) veröffentlicht er Ende der 70er die wegweisende Aufnahme "Mamma Rose". Jean Luc Ponty (geige), Alphons Mouzon (dr), Bob Malach (sax), Didier Lockwood (geige) Trilok Gurtu (perc), Marilyn Mazur (dr, perc), Wayne Krantz (git) und Wolfgang Dauner (p) sind nur einige seiner weiteren Partner.
Zum 50-jährigen Geburtstag veröffentlicht er 1997 "Tomorrowland" mit Bob Malach und J.F. Jenny-Clarke (b). "Die CD ist für mich deshalb so wichtig, weil ich nun ordnen kann, was früher wild umherflog. Sie ruht in sich, schwelgt ein bisschen und vereint meinen ganzen Erfahrungsschatz. In der Jugend habe ich zehn Töne gebraucht, zehn Jahre später waren es dann sieben Töne, wieder 15 Jahre später vier Töne für ein und den selben Ausdruck. Nun, mit 50, reicht mir ein Ton, um alles zu sagen".
Doch auch nach seinem gefundenen Ton veröffentlicht er fleißig weiter und bedient sich dabei der kompletten zur Verfügung stehenden Tonskala. Seine enorme Kreativität bannt er in regelmäßgien Abständen auf hörenswerte Tonkonserven. Dazu gehört das 2002er-Album "Ballads Of Timbuktu" ebenso, wie das fünf Jahre später erscheinende "Live At Quasimodo". 2008 erscheint mit "Pseudopodia" eine kontrovers diskutierte Scheibe. Von den einen als intim, packend und voller Seele erlebt, wird das Piano/Saxofon-Duett von den anderen als Beweis gesehen, dass es im Jazz keine "Untergrenze" gibt.
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