Jeremih

"Ich kann jederzeit einen großartigen Sexsong machen. Dafür muss ich nicht einmal gewisse Körperteile erwähnen. Ich muss dabei nie irgendetwas sagen, das im Radio zensiert werden könnte." R&B-Sänger Jeremih Felton (Jahrgang 1987) ist nicht sonderlich schüchtern, wenn es ums Verbalisieren seines größten Kapitals geht.

Der Chicagoer landet 2009 mit dem extrem simpel gestrickten "Birthday Sex" einen Megahit in den USA. Anstelle einer Aufmerksamkeit erhält darin die Freundin ein paar Stunden mit dem Gemächt ihres Liebhabers geschenkt. Wie ein Journalist des Musikmagazins Pitchfork meint: ein überaus catchy Song, der zugleich dumm auf sämtlichen möglichen Ebenen ist.

In jedem Fall klettert die Single aus dem 2009er-Def Jam-Debütalbum bis auf Platz eins der amerikanischen R&B-Charts. Der dazugehörige Langspieler tut es ihr gleich. Der Mann, der fortan auf Features mit 50 Cent, Ludacris und Nicki Minaj ver- und Vergleiche mit R. Kelly vorweisen kann, ist an der Spitze angekommen.

Dabei scheint eine Gesangskarriere für Felton anfangs alles andere als naheliegend. Der Weg in die Musik wiederum ist äußerst früh vorgezeichnet. Aus einer sehr musikalischen Familie stammend, lernt Jeremih schon mit drei Jahren das Schlagzeugspiel.

Beim Radiohören trainiert Felton sein Rhythmusgefühl. Er bringt sich selbst auch den Umgang mit Piano und Saxofon bei. Nachdem er in die Marschkapelle sowie in eine Latin-Jazzband an der Highschool einsteigt, erweitert er sein Repertoire noch um Congas und Timbales.

Der spätere (Autotune-schwere) Sänger und Produzent geht für ein Ingenieursstudium an die Chicagoer Uni, wo er den Kopf tagsüber in Bücher, abends in seine Beatproduktionssoftware versenkt. "Nach einer Weile fing ich dann einfach an, Songs zu den Beats zu schreiben. Zu Beginn war ich jedoch viel mehr Rapper als Sänger."

Nach dem positiven Feedback auf eine Performance bei einer Talentshow auf dem Campus erkennt Jeremih sein stimmliches Können und wechselt an ein anderes Chicagoer College. Dort studiert er Musikwirtschaft. Außerdem erfolgt zu jener Zeit die wichtige Begegnung mit dem Plattenproduzenten Mick Schultz.

Gemeinsam schreiben die beiden den Song "My Ride". Sie legen ihn dem Def Jam-CEO Russell Simmons vor, der daraufhin noch am selben Tag einen Vertrag anbietet. Die Partnerschaft produziert noch ein sehr erfolgreiches Nachfolgealbum, bevor gegen Ende 2011 Jeremihs Leidensweg beginnt.

Seinerzeit kündigt der R&B-Star das Drittwerk erstmals an. Vor Mitte 2015 erblickt die von Sean Combs produzierte Platte jedoch nicht das Licht. Stattdessen droppt Jeremih immer wieder Singles, bringt das Mixtape "Late Nights With Jeremih" und macht Schlagzeilen, als er wegen einer Verspätung versucht, das Tor zu seinem Flugzeug aufzubrechen, das bereits abflugbereit ist.