Porträt

laut.de-Biographie

Jonathan Jeremiah

Wer sieben Jahre braucht, um sein Debütalbum fertigzustellen, der hat entweder die berühmte Ruhe weg oder eine ausgeprägte Veranlagung zum Perfektionisten. Jonathan Jeremiah hat beides.

Jonathan Jeremiah kommt in London zur Welt und wird bereits frühzeitig mit dem Musikarchiv seines Vaters konfrontiert. Gesanggrößen wie Scott Walker, Cat Stevens, Serge Gainsbourg und John Martyn bringen nicht nur das Familienoberhaupt in Verzückung, sondern hinterlassen auch bei Jonathan erste Spuren.

Mit sechs Jahren beginnt er mitdem Gitarrenunterricht und fühlt sich dem Instrument dermaßen verbunden, dass er seiner Lehrerin kurzerhand ein besonderes Exemplar mit lustigen E.T.-Buttons stibitzt, mit dem er sich fortan auf dem Dachboden einschließt, um sein Spiel zu perfektionieren. Ausgedehnte Gesangsabende mit seinen fünf Geschwistern forcieren den Wunsch und die Vision, es einmal auf eine Bühne zu schaffen, nur noch mehr.

Mit vierzehn Jahren entwickelt sich Jonathans Stimme zu einem tiefen Bariton und verleiht seinen ersten musikalischen Gehversuchen die passende Begleitung. Der junge Brite intensiviert sein musikalisches Vorhaben und sucht sechs Jahre später auf einer langen Reise quer durch die USA nach der nötigen Inspiration für sein Schaffen.

Doch die Suche nach Gleichgesinnten und verwertbaren Impressionen verläuft mehr oder weniger im Sande, und so kehrt Jonathan Jeremiah heimatverliebter als je zuvor zurück auf die Insel: "Ich war dort hingegangen, weil ich glaubte, im Westen bestimmt Gleichgesinnte zu treffen, aber als ich dann ganz allein dastand, wusste ich mit einem Mal viel mehr zu schätzen, was ich zuvor gehabt hatte, in der Heimat", berichtet er ernüchternd.

Kurze Zeit später macht der Londoner zwei Bekanntschaften, die seine weitere Karriere als aufstrebender Singer/Songwriter in die richtige Richtung lenken. Zunächst verliebt er sich in die Studios in Dollis Hill, die im digitalen Zeitalter noch Wert auf analoge Handarbeit legen. Der stark an Motown erinnernde Sound fasziniert Jonathan und zementiert seine musikalischen Klangvorstellungen für sein Debüt. Mit Jules Buckley und seinem 24-köpfigen Heritage Orchestra findet Jonathan wenig später genau den musikalischen Ansatz, der ihm noch fehlt, und so macht sich die illustre Runde an die Arbeit der Aufnahmen.

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Jonathan hat zwar Talent, Visionen und Disziplin, doch leider kaum Geld. Also arbeitet er abends für eine Sicherheitsfirma, um das Studio und das Orchester zu bezahlen: "Eine Nachtschicht, und ich konnte mir wieder einen Geiger leisten. Mit der nächsten Nacht war dann der Kontrabassist abbezahlt", erzählt der schlaksige Sänger.

Die Geduld aller Beteiligten soll sich auszahlen, und so verschlingt der Aufnahmeprozess zwar etliche Monate, doch am Ende freuen sich alle über das Full-Lenght-Ergebnis, das im August 2011 erscheint und auf den Titel "A Solitary Man" getauft wird.

Das Debüt katapultiert den Sänger aus Dollis Hill schlagartig ins Rampenlicht. Die nächsten sechs Monate tingelt der Brite von einem öffentlichen Auftritt zum nächsten. Während dieser Zeit entstehen in diversen Hotelzimmern massenhaft neue Songs für den "A Solitary Man"-Nachfolger "Gold Dust". Das Zweitwerk erscheint im Oktober 2012 und präsentiert den bärtigen Briten abermals als Motown-Verliebten mit Hang zu pompösen orchestralen Backgrounds. Auch auf den folgenden Alben "Oh Desire" (2015) und "Good Day" (2018) zeigt Jeremiah kaum Schwächen.

Auch als Texter hat er Stärken in puncto Vorstellungskraft und im Malen von Bildern mit Worten. "Tears are raining down like hail / 'Time's ripe. Ripe for revolution.', lovers whisper to themselves / Boats left moored out in the distance / silhouette a red lit sky / Hungry devils grab ahold of one track / and make for the hillside. // Oh, such a night. I sense a glimpse of day, oh yeah, it's closing in / brighter than you've ever seen", trägt er in "Youngblood" vor, dem Titelsong einer digitalen EP im Sommer 2022, deren Songs auf dem Album "Horsepower For The Streets" auch auf Albumlänge und physisch erscheinen. Die Platte entsteht in großer Besetzung von um die 25 Mann in Bordeaux und Amsterdam. Der - laut Booking-Agentur "Troubadour" tourt mit den Songs im April 2023 in acht deutschen Spielorten.

Interviews

Alben

Jonathan Jeremiah - Good Day: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2018 Good Day

Kritik von Kerstin Kratochwill

Soul-Folk für kalte Tage und warme Feel-Good-Retro-Bars. (0 Kommentare)

Jonathan Jeremiah - Oh Desire: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2015 Oh Desire

Kritik von Kai Butterweck

Er bringt das Lagerfeuer immer noch am schnellsten zum Lodern. (0 Kommentare)

Surftipps

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