laut.de-Kritik
Stimme und Orchester ergeben ein zeitlos schönes Gesamtpaket.
Review von Kai ButterweckWas lange währt, wird endlich gut. In einer schnelllebigen Zeit, in der Helden von gestern bereits morgen wieder ausrangiert werden und schnelles Arbeiten und Handeln zum Alltag gehören, bricht Jonathan Jeremiah eine Lanze für all diejenigen, die sich heutzutage noch die Zeit nehmen, die Dinge reifen zu lassen.
Sieben Jahre lang arbeitete der gebürtige Londoner an seinem musikalischen Traum. Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr predigte er Geduld und das Verlangen nach Vollkommenheit. Nun präsentiert er mit seinem Debüt "A Solitary Man" ein Ergebnis, das jede Sekunde des Wartens verpuffen lässt.
Der tiefe Bariton des jungen Briten schmiegt sich geschmeidig in die seichte Instrumentierung des Openers "If You Only" ein und füllt den ruhigen Beginn mit Schwere und Melancholie. Sein Organ vereint Folk, Soul und Jazz, und bereits nach wenigen Sekunden fühlt man sich an Nick Drake, Marvin Gaye oder Cat Stevens erinnert.
Drei Minuten später bricht der bärtige Troubadour jedoch aus und duelliert sich und seine Stimme mit einem 24-köpfigen Orchester, das ihn auf dem kompletten Werk begleitet. "Heart Of Stone" verwandelt den Insulaner urplötzlich in den jungen Tom Jones. Motown-Gefühle kommen auf und das komplett selbstproduzierte Schaffen macht sich erstmals bezahlt.
"Mir war wichtig, dass ich das Album im Alleingang produziere. Wenn ich mit einem anderen Produzenten arbeite und ihm sage, dass ich ein 24-köpfiges Orchester mitsamt Flügelhorn brauche, dann bekomme ich als Antwort darauf eher zu hören, dass man das ja auch mit einem Keyboard hinbekommt", so der Engländer.
Das Ergebnis trennt die Spreu vom Weizen. Die Echtheit der Arrangements verspricht ein zeitlos schönes Gesamtpaket voller Wärme und Fülle. Die markante Stimme und sein flüssiges Gitarrenspiel bilden mit der orchestralen Begleitung eine intime Melange aus Opulenz und Minimalismus.
Inhaltlich geht es auf "A Solitary Man" um Herzensangelegenheiten, Sehnsüchte und die Wirrungen der Liebe. Heimatverbunden freut Jeremiah sich bei "Happiness" und "A Solitary Man" auf die Inselrückkehr, nachdem er sich während einer langen Reise durch die USA verzweifelt auf Inspirationssuche begeben hatte. Und auf dem letzten Track "All The Man I'll Ever Be" bleibt nach gut fünfunddreißig Minuten tiefschürfender Nachdenklichkeit auch noch etwas Zeit für eine Danksagung an die Geliebte.
"A Solitary Man" vereint die Nacktheit des Singer/Songwritertums mit der warmen Opulenz eines Orchesters. Sieben Jahre sind eine lange Zeit, doch das halbstündige Ergebnis rechtfertigt jede einzelne Minute davon.
3 Kommentare
erst heute entdeckt dieses geniale album. erinnert mich stark an hayes und "walk on by" in mehreren songs.
Grandios!!
Das Album ist schön arrangiert, das Orchester und die Akustikgitarre harmonieren. Großer Kritikpunkt sind die aalglatten Kompositionen. Ein bisschen in den Jazz, Funk oder Blues abtrifften und das Album wäre 100% interessanter! Das Album würde meiner Oma gefallen und die hat nicht wirklich Ahnung von Musik. 3 Punkte würd ich geben. (Schlecht ist es nicht, aber auch nicht der Burner)