laut.de-Biographie
Juan Atkins
In den späten 70ern war nicht viel los in der Autostadt Detroit. Heruntergekommene Slums und eine hohe Kriminalitätsrate prägten das Bild. Für Jugendliche gab es nicht viel zu tun in dieser trostlosen Stadt, bis "The Electrifiyin' Mojo" seine mittlerweile zur Legende gewordene Radioshow startete und damit die erste Generation von Technomusikern aus Detroit, Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson, maßgeblich in ihrem Schaffen inspirierte.
Juan Atkins, am 12. September 1962 in Detroit geboren, sah seine musikalischen Wurzeln im schwarzen Funk, wie ihn Parliament spielten. Damit war er auch ganz zufrieden, bis er im Radio bei "The Electrifiyin' Mojo" mit elektronischer Musik aus Europa von Kraftwerk bis Depeche Mode in Berührung kam und mit dem elektronischen Virus infiziert wurde.
Als Musiker verband Atkins, zuerst unter dem Namen "Cybotron", später dann als "Model 500" und "Infiniti", groovigen Funk mit kühlen, industriell-elektronischen Sounds. Klar auf den Dancefloor zugeschnittene Beats mit kopflastiger, elektronischer Klangforschung zu vereinen, kam zu Beginn der 80er Jahre einer Revolution gleich, so dass nicht wenige behaupten, Techno habe in den frühen 80ern in Detroit das Licht der Welt erblickt.
Mit dem Vietnamveteran Rick Davis gründete Atkins das Projekt "Cybotron", eine der zentralen Institutionen bei der Popularisierung elektronischer Musik in der Black Community. Doch "Cybotron" war mehr. Ihre Releases wurden stilbildend für die wichtigsten musikalischen Innovationen in der Popmusik der folgenden Jahre.
Nicht weniger weitsichtig waren Atkins' Soloarbeiten, die er ab 1985, nach seinem Ausstieg bei "Cybotron", unter den Pseudonymen "Model 500" und "Infiniti", größtenteils auf seinem eigenen Label Metroplex herausbrachte. Bis zu Beginn der 90er Jahre arbeitete Atkins hier an seiner Vision des "Sound of Detroit", der dank Atkins bis heute eine der progressivsten Technospielarten ist. "No UFO's", die erste "Model 500" Single, gilt bis heute als ein Technoklassiker, der nichts von seiner Ausstrahlung verloren hat. Auf die Frage, was für ihn Techno sei, antwortete Atkins knapp: "Music that sounds like technology."
Neben seiner Arbeit als Musiker war Atkins in der Rolle des DJ auch eine wesentliche Kraft beim Aufbau einer dem Underground verpflichteten Clubkultur. Zusammen mit Derrick May und Kevin Saunderson gründete Atkins das Musikkollektiv "Deep Space Soundworks" sowie den dazugehörigen Club, der zum Treffpunkt vieler Musiker wurde, die mit Detroit-Techno in Verbindung gebracht werden: Blake Baxter, Carl Craig, Stacey Pullen und Richie Hawtin aka Plastikman bezogen wichtige Einflüsse von hier und sorgten später dafür, dass Techno aus Detroit auch in der zweiten Generation ein Markenzeichen blieb.
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