laut.de-Biographie
Marc Cohn
Im vorlauten Glanz und Glamour des Musik-Biz bilden sie eine wohltuende Ausnahme: die stillen Stars. Eben jene Künstler, die nicht ständig in den Medien präsent sein müssen, und auf eine gewachsene, feste Fan-Gemeinde bauen können. Dennoch gelingt Manchem zumindest für kurze Zeit der Sprung ins ganz große Rampenlicht - so geschehen im Falle des am 5. Juli 1959 im US-amerikanischen Cleveland, Ohio geborenen Sängers und Songwriters Marc Cohn.
Bereits in früher Jugend lernt Cohn die Schattenseiten des Lebens kennen. Nach dem zu frühen Tod der Mutter verstirbt wenige Jahre später auch der Vater. Bereits mit zwölf geht Marc als Vollwaise durchs Leben. Trost findet er vor allem in der Musik der frühen 70er. Zu seinen Favoriten zählen unter anderem Van Morrison, Joni Mitchell, Jackson Browne und besonders Paul Simon, dessen Kompositionen "mich immer zu Tränen rührten", wie Cohn gesteht.
Diese Musiker ermuntern ihn, an eigenen Songs zu arbeiten. Er erlernt während des Besuchs der Junior High School das Gitarrespielen. Dem schließt sich nach dem Wechsel zum College das Piano an. Gemeinsam mit Schulkollegen absolviert Cohn in der Band Doanbrook Hotel erste Bühnen-Auftritte.
Zwecks Studium zieht er nach Los Angeles und macht in kleinen Bars und Cafes erste Erfahrungen als sich selbst begeitender Solo-Sänger. Cohn beschließt, sein Hobby zur Lebensaufgabe zu machen, und lässt sich der besseren Erfolgsaussichten wegen Anfang der 80er in New York nieder. Sein Talent öffnet ihm rasch die Türen ins Musikgeschäft, und so verdingt sich Marc für verschiedene Künstler als Studio-Musiker. Mit der 14-köpfigen Coverband Supreme Court erweitert er seine Erfahrungen im Bereich von Live-Events.
1989 arbeitet Cohn als Pianist für Tracy Chapmans "Crossroads". Dieses Album entwickelt sich zu einem Welterfolg - und zahlt sich in künstlerischer Hinsicht hervorragend aus: Marc bekommt einen Vertrag mit Atlantic Records. 1991 erscheint das schlicht mit "Marc Cohn" betitelte Debüt mit ausschließlich eigenen Kompostionen in klassischer amerikanischer Singer/Songwriter-Tradition.
Ohne große Promotion entwickelt sich die Single-Auskopplung "Walking In Memphis", eine wehmütige Reminiszenz an vergangene Elvis-Tage, zu einem globalen Riesenhit und wird in den Folgejahrzehnten von unterschiedlichsten Künstlern gecovert. Im selben Jahr erhält Marc eine Grammy-Auszeichnung als Best New Artist. Das Nachfolge-Album "The Rainy Season" (1993) bekommt gute Kritiken, kann aber nicht an den weltweiten Erfolg des Erstlings anknüpfen. Erst 1998 kommt mit "Burning The Daze" ein weiteres Studio-Album auf den Markt.
2005 entgeht Cohn knapp dem Tod. Nach einem gemeinsamen Konzert mit Suzanne Vega in Denver nimmt er für die Heimfahrt Platz auf dem Beifahrersitz des Tourbusses. Während des Verlassens des Parkhauses kommt es zur Konfrontation mit einem von der Polizei verfolgten Verbrecher, der sich des Gefährts bemächtigen will. Er feuert einige Schüsse ab, von denen eine die Windschutzscheibe durchschlägt und den Fahrer verletzt. Die Kugel landet schließlich in der Schläfe von Cohn, dringt aber nicht in den Kopf und kann noch vor Ort - ohne Folgeschäden für den Künstler - von Ärzten unkompliziert entfernt werden.
Mit dem 2010 erscheinenden Album "Listening Booth: 1970" stellt Cohn mit einem Cover-Album persönliche Lieblings-Songs der für ihn so bedeutsamen siebziger Jahre vor. Ihm gelingt dabei das Kunststück, die Titel wie Eigenkompositionen klingen zu lassen. Marc Cohn mag in der öffentlichen Wahrnehmung mitsamt Output eher introvertiert erscheinen, beweist mit seinen handgemachten, melancholischen Songs zwischen Rock, Folk und Pop aber stets Gespür für sehr persönliches und glaubwürdiges Storytelling.
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