Porträt

laut.de-Biographie

Van Morrison

Van Morrison ist eine der größten noch lebenden weißen Blues-Legenden. Von Kritikern geliebt und Musikerkollegen geschätzt, wandert der am 31. August 1945 in Belfast geborene George Ivan Morrison seit dem Ausstieg bei Them 1966 auf Solopfaden. Die Anzahl seiner Gastauftritte bei Produktionen anderer Musiker übertreffen den regulären Output der meisten Bands um ein Vielfaches.

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Morrison bringt als einer der ersten solch unterschiedliche Musikstile wie Jazz, Blues, Country, Folk und Gospel unter einen (Rock-) Hut. Mit Musik ist er schon von Kindesbeinen an in Kontakt, da sein Vater begeisterter Sammler alter Jazz- und Bluesplatten ist. Bereits mit zwölf spielt und singt er bei Deannie Sands And The Javelins. Mit The Monarchs kommt er Anfang der 60er erstmals rum, tourt in England, Schottland und Deutschland, spielt Saxophon, Mundharmonika und singt.

Mit diesen Erfahrungen im Rücken ruft Morrison nach seiner Rückkehr in die Heimat 1964 aus Mitgliedern der Gamblers die Combo Them ins Leben. Das Interesse des renommierten Labels Decca lockt die irische Bande nach London. Schnell erspielen sich Them mit ihrem rau rockigen Rhythm And Blues eine Fangemeinde, 1965 charten die Singles "Baby Please Don't Go" (mit Jimmy Page als Session-Gitarrist!) und "Here Comes The Night". Zum Klassiker mauserte sich später das nur als B-Seite veröffentlichte "Gloria". Ihr Sound beeinflusst u.a. die Doors, mit denen Them auch mal in L.A. zusammen spielen.

Der zunehmende Erfolgsdruck und das Mitspracherecht der Plattenfirmen passen Morrison allerdings gar nicht, und so verlässt er Them nach einer US-Tour 1966. Während seine Kumpels ohne den Songwriter in eine über 30 Jahre währende, mittellose Kneipen-Rock-Odyssee hineinschlittern, macht sich Morrison daran, die besten Songs seiner Karriere zu komponieren. Solche Worte finden zumindest sämtliche Rockmagazine, die sich ab 1968 an die Rezension seines Debütalbums "Astral Weeks" machen.

Zuvor hat Morrison schon mit dem lieblichen "Brown Eyed Girl" einen Solo-Single-Erfolg, der so gar nicht auf das nun Kommende hindeuten sollte. Compilations mit seinen Singles aus jener Zeit liegen heute als "Bong Masters" oder "Blowin Your Mind" in den Regalen.

"Astral Weeks" ist ein sperriger Album-Brocken, angefüllt mit dem musikgewordenen Wunsch des Urhebers, keine Kompromisse mehr einzugehen. Kommerziell gelingt ihm das ausgezeichnet. Zusammen mit Koryphäen wie dem Miles Davis-Basser Richard Davis kreiert er ein Debüt, das in seiner Vielfalt an Blues-, Soul- und Gospelzitaten und dem eindringlichen Organ Morrisons Stilgrenzen niederreißt.

Das Folgealbum "Moondance" (1970) zeigt sich den Fans eingängiger, weicher und mit einer größeren Portion Jazz. Der Titeltrack gehört zu den berühmtesten Songs aus seiner Feder. Im selben Jahr heiratet Morrison sein Brown Eyed Girl Janet Rigsbee, die er bereits 1966 kennenlernte und die als Muse maßgeblich mit seinem kreativen Output im ersten 70er Halbjahr in Verbindung steht.

Bis 1973 betreibt der Ire weiter versiertes Stilhopping auf hohem Niveau: zuckersüße Balladen ("Crazy Face", "Old Old Woodstock", "Tupelo Honey") wechseln sich ab mit uplifting Popsingles ("Wild Night", "Domino") oder eher experimentellen Klampfnummern ("Gypsy", "I'll Be Your Lover, Too"). Auf "Saint Dominic's Preview" (1972) findet sich mit "Jackie Wilson Said (I'm In Heaven When You Smile)" eine Hommage an den großen Soulsänger ("Reet Petite") sowie erste epische Anwandlungen mit akustischer 12-String-Gitarre ("Listen To The Lion", "Almost Independence Day"), die mehr Interpretationsgrundlage für Morrisons Stimme als in sich geschlossene Songs darstellen.

1974 erscheint das Livealbum "It's Too Late To Stop Now", das einen Auftritt mit dem Caledonia Soul Orchestra in Kalifornien festhält. Morrison arrangiert hierfür all seine Klassiker detailreich um, so dass die bekannten Songs den Zuhörer von einer bislang nicht gekannten Seite bezaubern. Von seiner Frau Janet ist er inzwischen geschieden und lebt wieder in Belfast, wo auch das folkige "Veedon Fleece" (1974) entsteht. Danach zieht sich der Meister satte drei Jahre zurück, bis 1977 "A Period Of Transition" erscheint, für das er mit Dr. John zusammen arbeitet.

In jenen Jahren manifestiert Morrison sein Eigenbrötler- und Outlaw-Image. Es wird gemunkelt, er leide mittlerweile an panischer Bühnenphobie, was Morrison 1979 in New York quasi bestätigt, als er während seines Auftritts den Saal verlässt und nicht zurück kehrt. Gleichzeitig widmet er sich spirituellen Themen, was "Into The Music" und auch die Folge-Alben der 80er Jahre maßgeblich kennzeichnet (u.a. "Beautiful Vision", "Inarticulate Speech Of The Heart").

Van Morrison - Moving On Skiffle
Van Morrison Moving On Skiffle
Der streitbare Ire besinnt sich auf seine musikalischen Anfänge.
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1988 nimmt Morrison mit den Chieftains ein Album mit irischen Folksongs auf. Kommerziell schneidet "Avalon Sunset" 1989 besser ab, worauf auch die Hitsingle "Whenever God Shines His Light" mit Cliff Richard enthalten ist. Sein '91er Album "Hymns To The Silence" gilt mit seinem ruhigen, mystischen Grundfeeling zu seinen inspiriertesten Werken der Spätphase.

"The Healing Game", Studioalbum No. 26, von 1997, zählt dank des Songmaterials und dank der Besetzung zu den markanten Werken des Iren. Ins Studio gehen mit ihm: Haji Ahkba am Flügelhorn, auf dem verwaschenen Cover-Foto abgebildet, Country-Folker Georgie Fame an der Hammond-Orgel, der viel gefragte Leo Green am Tenorsaxophon, der Jazzbassist Alec Dankworth aus Abdullah Ibrahims Jazz-Formation, Geoff Dunn (danach als Drummer mit Manfred Mann's Earth Band auf Tour) und Star-Saxophonist Pee Wee Ellis. Der Song "Sometimes We Cry" katapultiert Van auf Platz 1 der UK-Charts, als er die Nummer mit Tom Jones für "Reload" aufnimmt.

Mit "The Philosopher's Stone" erscheint 1998 ein Doppelalbum, das unveröffentlichtes Material der Jahre 1971-1988 beinhaltet. Live-Auftritte des irischen Songwriters finden zwar nicht mehr jährlich statt, man kann ihn aber auf seine alten Tage auch nicht mehr konzertscheu nennen. Und auch Platten veröffentlicht die Legende nach wie vor in regelmäßigen Abständen.

2008 geht eine große Nostalgie-Reihe an den Start. Übers ganze Jahr verteilt finden 29 Remasters-Versionen alter Morrison-Alben den Weg in die Regale, jeweils mit unveröffentlichten Bonustracks und sämtlichen Texten und zum fairen Preis von 10 Euro pro CD. Den Anfang machen "Tupelo Honey" (1971), "It's Too Late To Stop Now (live)" (1974), "Wavelength" (1978), "Into The Music" (1979), "A Sense Of Wonder" (1985), "Avalon Sunset" (1989) und "Back On Top" (1999). Einziger Wermutstropfen ist die Nichtberücksichtigung seiner Frühwerke auf Warner Bros. (u.a. "Astral Weeks", "Moondance"), die erst 2015 erscheinen.

2008 macht er zudem das Unfassbares wahr und widmete zwei Konzerte seinem besten Album "Astral Weeks". 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung erscheint der Livemitschnitt 2009 auf Morrisons eigenem Label Listen To The Lion Records.

Zum 70. Geburtstag gibt Morrison 2015 zwei Konzerte in jener Cyprus Avenue, die er in "Astral Weeks" besungen hat. 2016 schlägt ihn Prince Charles zum Ritter, "für seine musikalischen Leistungen und seine Verdienste um den Tourismus und gemeinnützige Zwecke in Nordirland". Seitdem heißt er offiziell Sir George Ivan Morrison, OBE.

Zeit, einen Gang zurück zu schalten? Mitnichten. 2017 kümmert er sich erst um die Liner Notes von "The Authorized Bang Collection", der ersten offiziellen Veröffentlichung der Tracks, die er 1967 zwischen dem Ende von Them und "Astral Weeks" aufgenommen hatte. In der zweiten Jahreshälfte kommen mit "Roll With The Punches" und "Versatile" gleich zwei neue Alben auf den Markt.

Altersmüde zeigt er sich auch in der Folge nicht. Mit Joey DeFrancesco spielt er 2018 "The Prophet Speaks" ein, 2019 folgt "Three Chords And The Truth". "Die Sache mit dem Blues ist: Du darfst ihn nicht zu sehr analysieren. Du spielst ihn einfach. So habe ich es immer getan", erklärt Morrison seinen Drang, Musik zu machen.

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