laut.de-Biographie
Masta Killa
"Made In Brooklyn" - der Titel von Masta Killas zweitem Soloalbum verrät bereits mehr über den Mann, als vielen bekannt sein dürfte, gilt er doch als wortkargstes Mitglied des Wu-Tang Clans. "Ich weiß, ich wirke trocken und zurückhaltend auf viele meiner Fans. Das liegt daran, dass ich meine Arbeit ernst nehme. Das ist kein Spiel. Der Clan und ich arbeiten hart, um das Beste zu geben."
Masta Killa, auch als Jamal Arief, High Chief oder Noodles unterwegs, ist im wahrsten Wortsinne 'Made In Brooklyn'. Hier erblickt er am 18. August 1969 als Elgin Turner das Licht der Welt. Sein Faible für Martial Arts spiegelt sich in der Wahl seines Künstlernamens, den er sich aus dem in Wu-Tang-Kreisen wohl meistzitierten Kung-Fu-Film "The 36th Chamber Of Shaolin" von 1978 entleiht.
Masta Killa stößt - von Nachzügler Cappadonna einmal abgesehen - als letztes Mitglied zur großen Wu-Familie. Auf deren Debütsingle "Protect Ya Neck" und der zugehörigen B-Seite "M.E.T.H.O.D. Man", die alle Clan-Recken abfeiert, ist dementsprechend von Masta Killa noch nichts zu hören.
Er, der als Einziger ohne große Rap-Erfahrung antritt, bekommt seinen ersten großen Auftritt in "Da Mystery Of Chessboxin". Die Legende besagt, für den Part sei ursprünglich Killah Priest vorgesehen gewesen. Diesen habe jedoch im Studio bleierne Müdigkeit übermannt. Obs stimmt? Man weiß es nicht. Nachprüfbarer Fakt dagegen: Masta Killa liefert einen bemerkenswerten Part ab.
Es bleibt der einzige Track mit seiner Beteiligung auf dem Wu-Tang-Debüt. Gerne wird das imagepflegende Gerücht in die Welt gesetzt, Masta Killa habe sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen zu "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)" in Haft befunden. Ab Mitte der 90er Jahre ist Masta Killa dann aber auf jeder Soloveröffentlichung der Familie mit von der Partie.
Bis zum zweiten Clan-Album "Wu-Tang Forever" 1999 hat er sich längst - auch, was die Anzahl seiner Auftritte betrifft - als vollwertiges Wu-Tang-Mitglied etabliert. Mit seinem lakonischen, unaufgeregten Flow stellt Masta Killa, wann immer er zum Mic greift, einen auffälligen Kontrast zu den getriebenen Raps von Inspectah Deck oder Ghostface Killah dar.
Die Clan-Genossen veröffentlichen Soloalbum um Soloalbum, um Masta Killa bleibt es - wie es seine Art ist - ruhig. "Ich spiele Schach. Dabei lernt man, sich in Geduld zu üben", kommentiert er die Frage nach seinem wieder und wieder verschobenen Erstschlag. Was führt er im Schilde? "Ich werde den Original-Wu-Tang-Sound zurückbringen", verspricht er. "Ich werde Familie und Fans wieder zusammenbringen. Ich weiß, alle haben jahrelang gewartet. Sie werden nicht enttäuscht sein."
Als letztes Clan-Mitglied bringt Masta Killa sein Solo "No Said Date" im Juni 2004 auf den Markt. Wer es auf klassisches Wu-Tang-Material abgesehen hat, wird bestens bedient. Die Produktion bleibt in der Familie: Klar, dass sich hier hauptsächlich RZA und Mathematics zuständig fühlen. Der komplette Clan geht an den Start. "No Said Date" stößt bei Fans wie Kritikern gleichermaßen auf Wohlwollen.
Abgesehen vom Engagement des langjährigen Vegetariers für die Tierschutzorga PETA und zahllosen Featureauftritten (unter anderem bei Public Enemy, Afu-Ra, Bounty Killer, Prefuse 73 und R.A. The Rugged Man) breitet sich dann erst einmal wieder Stille um den schweigsamen Clan-Mann aus.
Ganz so lang wie beim ersten Mal fällt der Anlauf für den zweiten Sprung aber glücklicherweise nicht mehr aus. Gute zwei Jahre nach dem Debüt liegt mit "Made In Brooklyn" der Nachfolger vor.
"Es ist mein Album. Zugleich ist es aber auch ein Wu-Tang-Album, weil mich meine Familie unterstützt", kommentiert er das zu 75 Prozent tatsächlich in Brooklyn aufgenommene Werk. Wieder geht ohne Ausnahme der komplette Clan an den Start.
Wie lässt sich das, rein logistisch betrachtet, bewältigen? "Die Independent-Situation birgt da etliche Vorteile. Ich habe kein Releasedate im Nacken sitzen. Ich kann es mir leisten, mal eben zwei Monate zu warten, bis der Kollege von seiner Tour zurück ist. Ach ja, und: Ich habe Geduld." Schachspieler eben. Wir erinnern uns.
Die Ausdauer macht sich bezahlt: "Made In Brooklyn" entpuppt sich mit Produktionen von Pete Rock und Metal Fingerz Doom als ausgesprochen vielseitig. Ein bisschen alberner R'n'B und eine flockige Reggae-Nummer lockern den Rahmen auf.
Nach wie vor gehört Masta Killa zu jenen Clan-Mitgliedern, die öffentlich am wenigsten auffallen wollen. Daran ändert auch der Drittling "Selling My Soul" von 2012 nichts. Auch, wenn hier das Pendel verstärkt in Richtung Soul ausschlägt: Masta Killa steht unverändert als Garant für klassischen Wu-Tang-Sound. Nuthin' da fuck wit!
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