Im Dschungel geisterte der Dieter noch durch Tims Träume, zwinkerzwinker, jetzt haben sie einen Song am Start. "Ganz spontan", versteht sich.

Köln/Tötensen (dani) - Brauchen wir die gefühlt 97. Neuauflage von "Cheri Cheri Lady"? Ja!!!, schreit Twenty4Tim, und da Urheber Dieter Bohlen noch nie ein Problem damit hatte, auch noch aus der ausgepresstesten seiner ausgepressten Ideen noch ein paar Kröten mehr herauszuwringen, sehen wir uns jetzt hiermit konfrontiert:

Um noch eine halbe Minute lang über meine völlige Ratlosigkeit angesichts dieser kolossalen, dabei aber sichtlich sackteuren Schafscheiße hinwegzutäuschen, beglücke ich euch noch schnell mit der Entstehungsgeschichte. Wie Trash-TV-Konsument*innen wissen, gehörte Twenty4Tim zur Besetzung der letzten Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus". Im Dschungelcamp präsentierte er sich in meinen Augen gar nicht so unsympathisch. Wie man jetzt aber sieht, hatte ihn der Geschäftssinn im Busch keineswegs verlassen.

Erst Sexfantasie, dann Kollabo. Is' klar.

Vor laufenden Kameras benannte Twenty4Tim damals Dieter Bohlen als Objekt seiner schlüpfrigen Phantasien. Als ob irgendein nicht schwerst verwirrter Anfang-Zwanzigjähriger von einem längst endpeinlich zum eigenen Pappaufsteller mumifizierten 70-Jährigen träumt, come on! Doch da die beiden jetzt, paar Wochen später, mit einem gemeinsamen Song ankommen, ergibt der Mumpitz plötzlich Sinn. Wen RTL für so dämlich hält, den von langer Hand geplanten Business-Move nicht zu erkennen, wüsste ich wirklich gerne. Die posaunen jedenfalls schamlos das Märchen in die Welt, der Influencer/Wannabe-Rapper habe sich "direkt nach seiner Dschungel-Teilnahme ein Herz gefasst und beim Poptitan angerufen", woraus dann jetzt ganz spontan diese Zusammenarbeit entstanden sein soll. Ja, ja. Deine Mudder.

Teurer Werbespot

Wie gesagt: Ich bin echt ratlos. Natürlich klingt die Produktion nicht scheiße, dafür steckt einfach zu viel Geld drin. Der prominent sein Produkt platzierende Getränkehersteller ließ sich diesen aufwändigen Werbespot offensichtlich einiges kosten. Twenty4Tim wechselt seine Outfits schneller, als man gucken kann. Vom schnieken Anzug über knallrote Latex-Wurstpelle bis zum arschfreien Glitzerkleidchen ist eine Menge von dem dabei, das sich bei Lady Gaga abgucken ließ, und der Typ, das muss man ihm lassen, trägt jeden dieser Fummel einigermaßen würdevoll.

Et tu, Bruce!

Dass ihn Horden von Tänzer*innen umschwirren, darunter zwischendurch auch noch Ex-Germany's Next Topmodel-Juror und Bohlen-Buddy Bruce Darnell, lenkt halt trotzdem nur bedingt davon ab, dass Twenty4Tim kein begnadeter Sänger ist, und schon gar kein Rapper. Fände aus masochistischem Interesse tatsächlich ein kleines bisschen interessant zu hören, was von diesen Vocals wohl übrig bliebe, schälte man unter den Schichten um Schichten digitaler Nachbearbeitung die Originalstimme heraus. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.

Wir lieben dieses Life, yeah!

Über die Lyrics brauchen wir nicht zu reden, dieser Auszug ...

"Wir sind Diamonds in the sky, yeah
Und, Girl, wir lieben dieses Life, yeah
Heute sind es nur wir zwei, yeah
Wie 'ne Cherry auf dem Pie.
"

... sagt alles, das wir darüber wissen müssen.

"Meeegaaa!"

Bohlen behauptet kurz vor Ende des Clips, er finde das Ergebnis "meeeegaaa". Da das die einzige Vokabel ist, die in seinem Sprachschatz noch vorzukommen scheint, überrascht das kaum, aber auch sonst: Glaub' ich ihm sofort. Mit dem immer gleichen Song immer wieder und wieder frisches Geld machen, darauf hat der Mann schließlich seine ganze Karriere aufgebaut. Jetzt muss er quasi gar keinen Finger mehr rühren. An seiner Stelle verhökert ein junger Influencer die ollen Kamellen an seine ziemlich große, ziemlich beeinflussbare Zielgruppe. Deren Mitglieder sind offenbar allesamt zu jung und/oder ihrem Idol zu hörig, um zu verstehen, dass Modern Talking scheiße sind, schon immer scheiße waren und auf alle Zeit scheiße sein werden, egal, wie dick die Nostalgiebrille auch sein mag, durch die man sie betrachtet.

Doch, hurra! So kann Bohlen weiter sein aufgesetztes 32-Zähne-alle-oben-Grinsen unter der verspiegelten Sonnenbrille anknipsen, seine Kasse klingelt ja unentwegt. Das Geld liegt auf der Straße, und wenn man jemanden losschickt, der es für einen einsammelt, muss man sich danach noch nicht einmal mehr bücken. "Meeeegaaa".

Fotos

Dieter Bohlen

Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Dieter Bohlen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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4 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 7 Monaten

    Ganz großartig geschrieben!

    • Vor 7 Monaten

      Um der deutschsprachigen Memekultur gerecht zu werden, hätte der Einstieg korrekt lauten müssen:

      "Wie viele Cheri Cheri Lady Cover willst du noch machen?"

      DB: "JA!"

      Ansonsten volle Zustimmung und Dankbarkeit, dass sich so kurz nach Ostern schon wieder jemand für die Allgemeinheit opfert.

  • Vor 7 Monaten

    Boah…wieviel Neid muss man eigentlich besitzen, umso einen Text zu schreiben. Und man macht sich auch gleich über alle Fans von Modern Talking lustig, nur weil man selber nix geschissen bekommt. Tut mir leid, man muss Modern Talking nicht mögen, aber ein bisschen Respekt sollte man schon mitbringen. Zumal es in den 80ern noch keine Influencer gab und die Hörer immer noch weitestgehend ohne Einfluss der Medien frei entschieden haben, welche Musik man hört oder kauft.

    Daher liegt das Niveau des Autors in Bezug auf die Qualität seiner Formulierungen vermutlich noch deutlich unter dem Niveau des Textes von Cheri Cheri Lady und der Musik von Dieter Bohlen, die er so scheisse findet.

    • Vor 7 Monaten

      Und für diesen Quatsch hast du dich hier extra angemeldet??

    • Vor 7 Monaten

      "Zumal es in den 80ern noch keine Influencer gab und die Hörer immer noch weitestgehend ohne Einfluss der Medien frei entschieden haben, welche Musik man hört oder kauft."

      Modern Talking sind überhaupt erst berühmt geworden, nachdem das Video zu "You're my heart, you're my soul" bei "Formel Eins" ausgestrahlt wurde - drei Monate nach Release der Single.

    • Vor 7 Monaten

      Grundguter Chris-K,
      "Boah…wieviel Neid muss man eigentlich besitzen, umso einen Text zu schreiben."
      Ich besitze genau 4 Neid (das sind 23 1/2 Neid weniger als der bundesdeutsche Durchschnitt), habe aber dafür den Text nicht geschrieben. Egal.
      Die Musik ist Mist, egal ob "man" was geschissen bekommt oder nicht. Die günstigste Bewertung, die man zu Modern Talking abgeben kann, lautet, dass der Trash-Faktor hoch ist und "man" Trash irgendwie mag. Und das sage ich Dir als jemand, der vor vielen Jahren im noch kindlichen Alter eine Schallplatte (Ready for Romance, 1986) dieser "Band" von seinem kargen Taschengeld gekauft und anfangs gerne und überzeugt gehört hat. Auf dem elterlichen Plattenspieler. Zu meiner Verteidigung: ich war wirklich sehr jung, mein Geschmack war nicht ausschließlich unterirdisch, denn ich habe in dem ungefähren Alter zumindest auch Platten von den Pet Shop Boys, EAV, The Housemartins u.a. erworben.

    • Vor 7 Monaten

      Pls huschi, jeder hier weiß, das Neid nicht zählbar ist und deswegen mit Maßeinheit anzugeben. Internationale-Standard-SI-Einheit ist hierfür Mk-Äquivalent, also Musikkritiker-Äquivalent. Und du gibst dir zu viel Mühe für den Troll.

    • Vor 7 Monaten

      Oh, ich war hier eher beim MQ (Missgunstquotient), der in Deutschland mit durchschnittlich 120 schon gut über dem Normalwert liegt. Es gibt übrigens einen klaren Zusammenhang zwischen MQ und der Nähe zum Rechtspopulismus (Die da oben!; Die Scheiss Ausländer belästigen UNSERE(!) Frauen!)

    • Vor 7 Monaten

      Caps, die Einheit hatte ich tatsächlich vergessen, mit anzugeben. Ich entschuldige dies damit, dass der gewiefte Leser die benannte internationale Standardeinheit gleichsam dazuliest. MQ hätte es aber auch sein können. Im Ergebnis hätte ich es präziser formulieren können, ggf. sogar müssen. Auch, weil sich der Troll möglicherweise am Einheitsbrei verschluckt hätte. Habe mir einerseits zu viel, andererseits zu wenig Mühe gegeben.

    • Vor 7 Monaten

      Es gibt 2024 noch Menschen, die sich ernsthaft und unironisch als Modern Talking-Fans bezeichnen?
      Okay, andererseits dürfte Deutschland der größte Markt der Welt für absolut beschissene Musik sein.

  • Vor 7 Monaten

    "Heute sind es nur wir *zwei*, yeah
    Wie *(ei)'ne* Cherry auf dem Pie."

    Hä?