Neil Young "Greendale"
An einer Schreibblockade hat der kanadische Singer/Songwriter in seiner Karriere, die immerhin Mitte der 60er Jahre begonnen hat, nie gelitten. 2003 bestellte Neil Young seine treue Begleitband Crazy Horse ins Studio und setzte musikalisch eine Art Roman um, den er an Ort und Stelle, teilweise im Auto auf dem Weg zu den Aufnahmen geschrieben hat.
"Greendale" gehört nicht zu seinen bekanntesten Werken, doch die Entstehung ist außergewöhnlich. Immerhin gab die Geschichte der hübschen, gerade mal volljährigen Sun Green genug her für einen von Young gedrehten Film (ebenfalls 2003) sowie eine interaktive Webseite (www.nygreendale.com).
Nun gesellt sich auch diese Graphic Novel dazu, gezeichnet von Cliff Chiang (DC, Vertigo) und textlich umgesetzt von Joshua Dysart ("Violent Messiah", "Unknown Soldier"). Spannend erzählen sie die Geschichte Suns und ihrer Familie, die in der beschaulichen kalifornischen Ortschaft Greendale leben. Doch auch zwischen Wäldern mit prächtigen Bäumen und dem Ozean ist nicht alles in Ordnung. Einerseits bedrückt Sun die Weltpolitik, mit ihren Kriegen und der Umweltzerstörung, andererseits ist da ihr Cousin Jed, ein rastloser Veteran des Vietnam-Kriegs, der in einer Kurzschlussreaktion den allseits beliebten Polizisten des Ortes erschießt.
Aber es gibt auch Lichtblicke: Einerseits die Oma indianischer Abstammung, deren schamanische Fähigkeiten Sun geerbt hat, andererseits die Liebe. "Ein bisschen Liebe und Zuneigung / In allem, was du tust / macht die Welt zu einem besseren Ort / Mit dir oder ohne dich", so das Fazit (in Neil Youngs Worten) des bewegungsreich gestalteten und getexteten Werkes.
Neil Young, "Greendale", Joshua Dysart (Autor) und Cliff Chiang (Illustrator), Vertigo/Panini Comics, 24,99 Euro. Wertung: 4/5.
1 Kommentar
Da fehlt ganz unbedingt "Talking Heads: Fear of Music - Ein Album anstelle meines Kopfes" vom großartigen Jonathan Lethem.