laut.de-Kritik
In diesem Städtchen gehen die Uhren anders ...
Review von Joachim GaugerMit einem lapidaren "grandpa said to cousin jed" beginnt Neil Young seine Erzählung vom kleinen Städtchen Greendale, von Drogen und Mord, von Flucht und Doppelleben und Rebellion. Der Grandpa spielt dabei bis zu seinem Ableben eine wichtige Rolle, und großväterlich steigen die beiden Crazy Horse-Mitglieder Drummer Ralph Molina und Bassist Billy Talbot sowie Neil an der Gitarre auch musikalisch ein.
Das Material, das die drei bearbeiten, ist von einfachster Natur: nur für wenige Melodielinien und die gängigsten Blues-Akkorde reicht offenbar das Gedächtnis noch. Auch der Rhytmus scheint eher für hüftkranke Tänzer gedacht.
Immerhin legt "Devil's Sidewalk" im Vergleich zu den ersten zwei Songs leicht zu, womit sich die Schlagzahl auf gefühlte 45 BPM erhöht. Doch bevor hier irgendwer völlig aus der Puste kommt, nimmt "Leave The Driving" das Tempo zugunsten eines relaxten Laid Back-Rhytmus mit Mundharmonika-Stimmung wieder zurück.
Danach passiert erstmal lange nichts, oder wenigstens nichts Aufregendes. Langweilig wird das trotzdem nie, was sicher wieder an Neil Youngs unnachahmlichen Gesang liegt. Aber auch an dem rasseligen und schepprigen Live-Charakter der Einspielung, die stellenweise wie das Demotape einer risikofreudigen 60er Rock'n'Roll-Combo klingt.
Erst vier Tracks später führt Young in "Bring' In Down Dinner" ein neues Instrument ein: wie eine Kirchenorgel lässt er anfangs sein Harmonium dröhnen. Aber da ist der Grandpa schließlich auch gerade gestorben.
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