Eine Teenie-Karriere wie im Rausch. Aus 240 Stunden Material bastelte Sänger Kim Frank eine Erinnerung an das Aufwachsen in der Öffentlichkeit.
Berlin (jas) - Wer in den 90er Jahren jung war, kam an ihnen nicht vorbei. Echt leben damals den Traum jeder Schülerband: Sie standen auf den großen Bühnen und verdienten Geld mit der eigenen Musik. Gut, auf das irre Gekreische hunderter Mädchen vor Hotel- und Bühneneingängen hätte man dann doch gerne verzichtet, aber der Applaus und die großen Festivals sorgten bei den fünf Jungs aus Flensburg schon für ein gutes Gefühl. Und wenn dann auch noch die Musik gehört und verstanden wird, hat man wohl wirklich die beste Zeit seines Lebens. Mit dem Album "Freischwimmer" und dem Song "Du Trägst Keine Liebe In Dir" gelingt ihnen das im Jahr 1999.
An diese Zeit erinnert die dreiteilige, in der ARD-Mediathek abrufbare Dokumentation "Unsere Jugend". Echt-Sänger Kim Frank hat die Geschichte über Freundschaft, Trennung und Erwachsenwerden im Rampenlicht zusammengetragen. Dabei sichtete er jede Menge Filmmaterial (bis zu 240 Stunden Privataufnahmen) aus dieser Zeit. Frank führte schon früher Regie bei diversen Musikvideos der Gruppe und machte die Tätigkeit später zu seinem Beruf. 2018 erschien mit "Wach" sein erster Spielfilm, der sich ebenfalls mit dem Rausch der Jugend beschäftigt. Die beiden Hauptdarstellerinnen Alli Neumann und Jana McKinnon probieren darin aus, wie lange sie ohne Drogen wach bleiben können.
Wie im Rausch verlief auch die Karriere von Echt. In den Nebenrollen: Alkohol und Cannabis. Mit der Dokumentation gelingt Frank ein sehr berührender, emphatischer und intimer Einblick in das Leben der jungen Popgruppe. Eben saßen sie noch in der Schule und dann geht es auch schon ins Fernsehen und auf Festivaltour. Sie sagen alle Anfragen zu und nehmen auch Playbackauftritte in Kauf, obwohl das Thema immer wieder zu Diskussionen führt, vor allem zwischen Kim und Band-Betreuer Jonas Schäfer. Ihn kennen die Bandmitglieder noch aus der Schule. Als Schäfer sein Abi macht, ist Kim gerade mal in der 6. Klasse. Der Manager in spe glaubt an die Jungs, an deren Musik und wird zu einer wichtigen Figur im Echt-Gefüge, vor allem für Sänger Kim, der ohne Vater aufwächst.
Unterstützung bekommen sie auch von ihren Eltern, die schnell erkennen, dass die Doppelbelastung für die Kids mit Auftritten und Schule auf Dauer nicht zu schaffen ist. So setzen sie sich zusammen und entscheiden, die Jungs für ein Jahr aus der Schule zu nehmen. Wenn es bis dahin mit der Band nicht klappen sollte, müssten sie zurück. Also, abgemacht! Jetzt kann die Party richtig losgehen. "Alles wird sich ändern" ist 1998 das erste Echt-Musikvideo, das bei VIVA in Rotation läuft. Während des Drehs ist Kim gerade mal 15 Jahre alt. Er ist der Jüngste in der Band und auf ihn richtet sich die größte Aufmerksamkeit. Das hat neben positiven natürlich auch negative Folgen. 1998 landet ihr Debütalbum "Echt" auf Platz 5 der deutschen Album-Charts.
Viel Liebe steckt im Doku-Projekt "Unsere Jugend". Das bemerkt der Zuschauer schon bei den ersten Aufnahmen. Echt sind nicht nur eine erfolgreiche Popgruppe, sondern auch gute Freunde. Diese Freundschaft muss einige Hürden, Konflikte und düstere Momente bewältigen. Die Band wird mit Flaschen auf der Bühne beworfen und mit der Boulevardpresse konfrontiert. So ein Erfolg bringt eben nicht nur Glücksmomente mit sich, er kann auch Angst machen. Immer von Fans und Presse verfolgt zu werden und dabei dauerhaft gute Laune haben zu müssen, kann zu großer psychischer Belastung führen. An einem Punkt können sich die Youngster sogar nur noch mit Polizeieskorte und Bodyguards durchs Land bewegen.
Dennoch haben Echt weiterhin viel Spaß auf Tour, sowohl im Hotelzimmer als auch backstage. Gegenüber ihren Fans sind sie immer respektvoll und sowieso ist es sehr angenehm zu sehen, wie freundlich, geduldig und ruhig die Jungs mit den strapaziösen Situationen umgehen. Aber man sieht eben auch die Zusammenbrüche und die persönlichen Konflikte, oft hervorgerufen durch Angstzustände. Die Sehnsucht nach Anerkennung außerhalb von Teenie-Zeitschriften ist groß. Es wird ein langer und teilweise schwieriger Prozess. Für das dritte Album "Recorder" (2001) schreiben Echt zum ersten Mal alle Songs selbst. Leider bekommen die wirklich guten Lieder ("Wie Geht Es Dir So" oder "Stehengeblieben") nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätten. Der Druck von außen wächst und parallel dazu auch die Differenzen innerhalb der Band.
Kim spricht offen über seine Angstzustände und auch Kai kämpft mit psychischen Problemen. Über Panikattacken oder unkontrollierte Traurigkeit redet man damals allerdings nicht. Generell sind Depressionen damals noch kein Thema für die Öffentlichkeit. Umso wichtiger, dass jetzt darüber gesprochen wird. Auch Robbie Williams wurde kürzlich in einer Doku noch mal mit seiner Jugend in der Boyband Take That konfrontiert. Vor der Bühne war der Brite stets der gutgelaunte Entertainer, backstage bekommt er Angstzustände und flüchtet sich in Alkohol- und Drogenexzesse. Die Biografie von Echt weist einige Parallelen auf, wobei sich in "Unsere Jugend" alles sehr viel selbstbestimmter anfühlt.
Auch wenn die Band seit über 20 Jahren nicht mehr existiert, spüren die Bandmitglieder immer noch die Verbundenheit von früher. Sie kommen am Ende des dritten Teils noch einmal zu Wort und es ist wirklich sehr berührend, wie sie noch einmal alles durchleben und reflektieren. Sehr offen und ehrlich sprechen sie als Erwachsene über ihre enge Beziehung und bemerken, dass sie einige Probleme und innere Konflikte noch immer nicht ausgesprochen haben. Umso wichtiger, dass sie es heute tun. Auch wenn es Echt auf der Bühne nicht mehr gibt, die intensive Freundschaft und die Erinnerungen an eine aufregende Jugend bleiben für immer.
"Unsere Jugend" ansehen:
Die Doku ist Teil der ARD-Mediathek - hier geht's zum ersten Teil!
7 Kommentare mit 25 Antworten
Sehr selten, daß jemand aus der Band die Regie übernimmt. Meistens machen das glühende Verehrer einer Band, also ist der verzerrte Blick bei solchen Dokus sowieso gegeben. Da finde ich die Idee erfrischend anders, zu sehen, wie sich die Geschichte mittels Schnipselauswahl, Schnitt, Pacing und Geräusch für jemanden aus der Band anfühlt. Wird allein deswegen mal ausgecheckt!
Super Doku, vor allem die neuen Interviews am Ende fand ich sehr wholesome.
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tl;dr
Lösch dich, du Lappen, du Lurch, du komplett zahn- wie witzloser Beifang, du Schmutz, du Erzeugnis einer komplett leidenschafts- wie lieblosen Eckbankschmutzfickerey, du Ekelhafter.
PS Ich schlage dir auch gerne deine dumme Bauernkartoffelfresse persönlich ein, sag einfach nur wann und wo, Mirko. Das Angebot ist nie ausgelaufen.
@Tooli: Den Satz klau ich dir.
reg dich nicht auf metolica kakapo ist ein feigling der denkt entweder nur weil er kennt jemand der ist echt er kann gehen hier auf echte kreuz zug und anprangern alles was ist echt feindlich oder er denkt mit mir kann er es ja machen so oder so es ist echt egal was so ein möchte gern schreibt wers braucht
Ist langsam gut. Ich nehme dich wahr, ich ticke sogar bisschen deine Meta-Kommentare, ich glaube deine Agenda zu verstehen. Du bist trotzdem, oder vllt sogar gerade deshalb, extrem nervig und unlustig. Ist ok, ich hab mich auch schon des Öfteren unbeliebt gemacht, wenn ich einen dummen Witz probiert habe totzureiten. So viel gegeben, würde ich mich an deiner Stelle aber trotzdem schämen, weil dein Gimmick wirklich extremst scheiße ist. Und jetzt pls löschen.
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Getroffene Hunde bellen...
Ich habe deinen Kommentar, wie gesagt, nicht mal gelesen, weil ich es hasse, die wehleidigen Hirnfürze von solchen Versagern wie dir zu lesen, aber wo wurde ich denn eigentlich getroffen? Uns a propos Treffen, wann treffen wir uns denn mal, Schatzi?
Muss mal meinen Terminkalender auschecken, yo.
Bei dir in der Bahnhofsmission Frankfurt Hbf. viertel vor drei, nächstes Jahr am 12.11.?
Feigling, Opfer, Schwätzer, Schwadlappen - das trifft alles auf dich zu.
Schwadlappen... ah da müüske ich wohl eher ins Rheinland... nö, du lass ma'
Das Komma kommt nach dem "du" und nicht nach dem "nö", du unendlich verblödeter Kötersohn.
Vogel*
Hab die damals milde belächelt aber sicher nicht gehatet.
In der Hochphase wirklich schlechter Boybands aus Holland sah ich es allemal lieber die Teeniemädchen hören Echt statt eben diese.
Außerdem war eine spannende Entwicklung zu sehen und es hätte mich durchaus interessiert zu sehen wo es noch hingegangen wäre.
Doku absolut sehenswert.
Achja, Verabredungen zum prügeln bitte weiterhin in die Trimmbornstrasse legen.
Traditionen soll man pflegen, danke.
Ok, 7sünden. Das finde ich vollkommen ok, du gibst ehrlich und offen zu, dass du die mal auf irgendeine Art "gut" fandest... Aber, um die Ecke kommen mit: Och, die Doku hat einen so guten Schnitt und das Pacing war so überragend... und die tollen Interviews am Ende....Kotz Würg* (Man kann die Meinung von 7 akzeptieren, weil ehrlich... aber Echt trotzdem immer noch total scheiße finden
Für ne gute Banddoku braucht man nicht mal ne richtige Band, Kackvogel.
Das mensch etwas gut finden muss um eine Doku darüber gut zu finden ist schon ne steile These. Was wohl Guido Knopp dazu sagt?
Oje, das riecht nach Comeback
Wäre allerdings der ideale Zeitpunkt dafür. Die Zielgruppe ist inzwischen alt genug, dass sich das Gefühl von Peinlichkeit, dass man das mal gehört hat in Nostalgie verwandelt hat, und die Kinder alt genug sind, dass sie vielleicht schon keinen Banysitter mehr brauchen.
Tour wäre sicher ausverkauft.
ei, sollense. ich find sie fürchterlich, aber gönne ihnen den erfolg definitiv eher als den ganzen wincent whites und shirin blablubs da draußen.
Glaube nicht, dass Herr Sump sich wieder dafür hergibt, nachdem er mit Deine Freunde bessere Musik für eine weniger infantile Klientel veröffentlicht hat...
Ob man die damals gut fand, oder sie geschweige denn gehört hat keine schlechte Doku, die viel vom damaligen Zeitgeist transpotiert, und viel von den Mechanismen offenlegt, die hinter solchen Teenie-Acts stecken. Kann man sich auf jeden Fall mal geben.
Die Musik habe ich nie gehört, aber den Kim habe ich mal in einer Flensburger Disco getroffen. Der lief da mutterseelenallein umher und wirkte etwas bedröppelt.
und?