Zum 20-jährigen Jubiläum besuchen internationale Stars die Hauptstadt Rabat. Das Publikum feiert trotz schwüler Hitze ausgelassen.
Rabat (alc) - Was kaum einer weiß: In Marokko entsteht derzeit das größte Fußballstadion der Welt. 115.000 Zuschauer soll die monumentale Schüssel, die in Casablanca erbaut wird, fassen. Von derlei Gigantomanie ist man in der marokkanischen Haupstadt Rabat zwar etwas entfernt, doch hier wird ebenfalls eifrig gebaut, wovon zahlreiche Kräne zeugen. Ende des Jahres findet in Marokko der Afrika Cup statt, und 2030 steigt dann mit der Fußball-Weltmeisterschaft die ganz große Sause in dem nordafrikanischen Land. Bis es so weit ist, kann man sich auf diversen Festivals im ganzen Land auch eine breite Palette musikalischer Stile zu Gemüte führen. Eines davon ist das Mawazine, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert.
50 Cent, Afrojack u.a.
Der König Mohammed VI. lädt ein - und die Leute kommen. Das Mawazine Festival in Rabat lockt mit einem Line-up, das mit Vielfalt punktet. Neben lokalen Größen wie Hamza Senhaji und Salim Cravata treten auch international angesagt Acts auf. Die Riege der Superstars, die sich in Rabat bislang die Klinke in die Hand gegeben haben, ist lang: Whitney Houston, Stevie Wonder, Elton John, Scorpions, Kanye West etc. bespielten hier schon die großen Bühnen. Dieses Jahr gaben sich unter anderem 50 Cent, Afrojack, Kid Cudi, De La Soul und die K-Pop-Gruppe Aespa die Ehre. Letztere sind zudem der erste K-Pop Act überhaupt, der beim Mawazine auftritt.
Da die Festivalbühnen über das ganze Stadtgebiet verteilt sind, bekommt man als Bonus obendrein noch einen Stadtrundgang spendiert. So finden Nachmittagskonzerte und Jazziges in der mittelalterlichen Nekropolen-Festung Chellah statt. Dort wohnt auch dem Klappern der Störche bei, die es sich in dem alten Gemäuer bequem gemacht haben. Die Sehenswürdigkeit beherbergt zudem Überreste römischer Bauten sowie Grabmäler einiger Fürsten des ausgehenden Mittelalters.
Über die ganze Stadt verteilt fällt der Blick immer wieder auf das Logo des Festivals. Initiiert von König Mohamed VI. soll das Mawazine-Festival für ein weltoffenes und tolerantes Marokko stehen. Und sieht man sich die Festival-Crowd an, zieht die Jugend des Landes komplett mit. Rein äußerlich unterscheiden sich die Jugendlichen in keinster Weise von jenen der hiesgen Breitengrade, Selfie-Manie und Handy-Livestreams inklusive.
Was im Stadtbild Rabats auffällt: Die Grünanlagen sind derart gepflegt und erstrahlen in saftigen Farben, als hätte man die Szenerie einer britischen Soap Opera entlehnt, Müll sieht man ebenfalls keinen.
Am ersten Abend rockt Afrojack samt Sidekick MC Ambush die Bühne rocken. Allzu spektakulär agieren der DJ und sein Einpeitscher zwar nicht, aber die Bühne gibt trotzdem einiges her. Video-Projektionen, Strobo-Einlagen, Nebel, Feuersalven und Konfettiregen untermalen das launige EDM-Set des Niederländers, der ob der ausgelassenen Stimmung des Publikums aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskommt.
Gewöhnungsbedürftig: Die Drohne, die mit Kamera ausgestattet, das Konzertgelände filmt. Wer keine Berührungsängste mit simpler Elektro-Beschallung hat, kommt zu 100 Prozent auf seine Kosten. Zwar war das Gelände vor der größten Bühne der Stadt nicht so gut gefüllt, wie bei 50 Cent am folgenden Abend, die Stimmung war trotzdem allererster Kajüte.
Am Samstag betritt Curtis Jackson aka 50 Cent dann die Bühne. Neben zwei Rapper-Sidekicks hatte der Hip Hop-Veteran noch diverse leicht beschürzte Damen im Gepäck, die der Show Leben einhauchen. Wäre der Rapper mit seinen Kompagnons alleine am Start gewesen, der Auftritt hätte durchaus im Desaster münden können. Wie sehr die Fans des Amerikaners auf den Auftritt hingefiebert haben, konnte man von Beginn an spüren. Der Jubel kannte fast keine Grenzen.
Und was macht 50 Cent? Liefert einen Gig ab, den sich getrost unter 'kannste vergessen' abhaken lässt Herr Superstar nudelt seinen Greatest Hits-Stiefel derart lustlos runter, dass die diversen obligatorischen Klamottenwechsel schon als Highlight anmuten. Ohne seine Begleiter auf der Bühne wäre Curtis zudem stimmlich abgesoffen, mimen beide doch die Pitbulls, die die aggressiven Stimmen beisteuern, die 50 allenfalls noch mit Playback liefern kann.
Es heißt später zwar, 50 Cent habe "die Nacht in Rabat entflammt", was aber eigentlich nur auf die Begeisterungsfähigkeit des Publikums und das Bühnenbild zurückzuführen ist. Jacksons Performance bleibt weit hinter der des Auditoriums zurück. Sein DJ-Lakai verkündet großspurig, 50 Cent wäre kein Rapper, sondern eine Ikone und ein Business-Fuzzi. Von dem großmäuligen Geplapper bleibt live leider nicht viel hängen. Das Mawazine Festival startete am vergangenen Freitag und dauert noch bis 28. Juni.
Weil 50 Cents Auftritt so gänzlich unterwältigend ausfällt, gibt es hier noch ein paar Impressionen der wirklich wunderschönen Hauptstadt Marokkos.


2 Kommentare
Über 25 Jahre nach der Einführung des Euros habe ich es zum ersten mal als "fünfzig Cent" gelesen. Ich bin angekommen.
denke massiv wäre correkte dude für das aber libanon andrere arab state