Bands der Jungmännerdepression, bitte mal Platz machen: Altmeister Scott Walker ist wieder da - mit depressivem Material, dass sich zwischen psychedelisch und Horrorfilm bewegt.
London (huz) - Songstrukturen? Findet Mr. Walker ja nicht erst seit gestern unnötig. Popschemata sind schließlich dazu da, um sie zu verfremden, zu verfälschen und bis zur vollkommenen Unkenntlichkeit aufzulösen. Genauso im neuen, monumentalen Track "Epizootics", der auf dem Ende des Monats erscheinenden Langspieler "Bish Bosch" enthalten sein wird.
Die Visualisierung zum Song dauert gute zehn Minuten und ist gelinde gesagt ein gepflegtes Fuck Off an den Pop im Jahr 2012. Schlicht schwarz-weiß gehalten steht da dieses asiatische Mädchen mit Blumenschmuck, das ihre Hüften kreist und verfaulte Zähne offenbart. Ihr folgen ein tanzendes Paar, viele Blumen und Blütenblätter, hin und wieder garniert mit unappetitlichem Getier.
Diese Szenen wiederholen sich immerzu und ergänzen den tiefschwarzen Song. Dazu noch Walkers Stimme, die sich wie eine Kreissäge in das Konstrukt fräst. Und als ob nichts gewesen wäre, endet "Epizootics" nach neun Minuten mit "Somewhere Over The Rainbow"-Ukulele. Scott Walkers letztes Studioalbum "The Drift" erschien 2006.
11 Kommentare
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Bei Scott Walker muss sich doch jede Metalband - oder ueberhaupt irgendeine Musik, aber gerade Metalbands -, die von sich behauptet, boese, verstoerend, das, dies zu sein, normal sofort aufloesen. Er ist das musikalische Gegenstueck zu einem Bela Tarr-Film. 'The Drift' fuer mich Top 10 aller Zeiten. Das hier habe ich mir jetzt nicht angehoert bzw. angesehen, der erste Eindruck muss das komplette Album am Stueck sein.
ein posting zum in den stein hauen, baude; unterschreibe jedes wort...obwohl meine befürchtung eher gen öffentliche "lulu"-reaktion tendiert...
achso, 'zeihung@General Klausel (« Ich fürchte da liegt ein Mißverständnis vor, mit den letzten Zeilen bezog ich mich auf den Verfasser des Artikels, nicht Scott Walker. Wenn Künstler einen konsequenten Ansatz verfolgen, finde ich das grundsätzlich gut. »):
Album kommt, wie auch schon 'The Drift', im schoenen Schuber mit dickem Begleitheft. 1. Hoerdurchgang ging bis 'Dimple', danach Kapitulation. Zwar wie erwartet brutales Kopfzeug, aber das ist wie wenn ein Hund stirbt: man kann sich noch so sehr drauf einstellen, man kommt trotzdem nicht darauf klar.
http://youtu.be/hCkJ7_Libww