Als weltweit erster virtueller Künstler erhält der Blues-Künstler Von Johin einen Plattenvertrag im echten Leben - entdeckt wurde er bei einer Second Life-Show.
Nashville (loc) - Von Johin kommt aus Nashville und spielt waschechten, staubtrockenen Delta-Blues, der sich auch auf dem Soundtrack eines Films der Coen-Brüder wiederfinden könnte - und hat endlich einen Plattenvertrag.
Dafür hat er auch hart gearbeitet und an seinem Stil gefeilt - er klapperte Woche für Woche die kleinen Clubs der Umgebung ab, um einer wachsenden treuen Fangemeinde seine schwermütigen Lieder vom Verlassen und Verlassenwerden darzubieten.
Aber Von Johins Wirkungskreis ist nicht irgendwo im Hinterland von Kentucky zu verorten - sondern in Second Life. Seine Karriere in den kantigen 3D-Städten ist für ihn mittlerweile "ein netter Nebenverdienst geworden".
Von der Gage und den großzügigen Trinkgeldern der Fans kann Von Johin im echten Leben etwa seiner autistischen Tochter Gesangsstunden ermöglichen. "Nicht schlecht fürs zu Hause sitzen und Spaß haben", findet Von Johin.
Eine virtuelle Weltpremiere
Nun bot ihm eine Plattenfirma gar einen weltexklusiven Vertrag an. Die Pressemitteilung in der Zeitung von Second Life überschlug sich geradezu: "Zum ersten Mal in der Geschichte erhält ein virtueller Charakter einen Plattenvertrag im echten Leben".
Scouts der kalifornischen Plattenfirma Reality Entertainment hatten monatelang nach neuen Talenten in Clubs gesucht - eben auch in der Welt von Second Life. Das Label hat auch die Band Marcy Playground ("Sex And Candy") und die 80er-Ikone KC And The Sunshine Band unter Vertrag.
Trotz dem sinkenden Interesse an der Online-Parallelwelt entwickelte sich Second Life zuletzt zu einer Art virtuellem Plattenladen mit über 100 Artists, die ihre Songs gegen die Währung Linden Dollar in Second Life verkaufen und auch die Musik anderer vertreiben.
Die Frage eines Journalisten an Von Johin, ob er denn nun in Zukunft auch live, also im tatsächlichen Leben auftreten würde, verneinte der frisch gebackene Blues-Star. "Das hier macht mehr Spaß", findet er. "Keine Benzinkosten, keine Reisen, Publikum weltweit, interessante neue Menschen, kein Rauch, keine Betrunkenen auf der Straße, kein Stress."
5 Kommentare
was ein schwachsinn
und ich dachte der ganze hype um "second life" wär längst geschichte, das unternehmen pleite... komisch.
Virtuelle Künstler die reale Platten an den Käufer bringen sollen. Klingt wie ein feuchter Traum eines Label-funktionärs. oO
Es kommt aus dem Artikel nicht wirklich hervor (zumindest für mich ), ob der Vertrag mit dem virtuellen Avatar geschlossen wurde (sofern dies überhaupt möglich), oder der realen Person. Ist letzteres der Fall wäre es kein großer Unterschied zwischen der schon gängigen Machart Künstler zu signen die sich bei bekannten Videoportalen präsentieren... und das ganze nur eine PR-Kampange.
Second Life gibts noch ? Naja ich rieche aber extrem das News wie diese die letzte Atemzüge dieses zu unrecht gehypeten Projektes darstellen...
@Alvarez («
Es kommt aus dem Artikel nicht wirklich hervor (zumindest für mich ), ob der Vertrag mit dem virtuellen Avatar geschlossen wurde (sofern dies überhaupt möglich), oder der realen Person. »):
Kenn mich zwar nicht sonderlich aus, kann mir aber nicht vorstellen das das irgendeine Rechtsgrundlage hätte.
was für ein schwachsinn!