laut.de-Biographie
Optimo
Der britische Autor Nick Hornby charakterisiert in seiner wilden Hommage an die Popkultur den Plattenhändler Robert Fleming mit folgenden Worten: "Von allen Menschen, die ich kenne, haben diejenigen am wenigsten Glück in der Liebe, denen Popmusik am meisten bedeutet. Ich weiß nicht, ob Popmusik der Auslöser dieses Unglücklichseins ist, aber ich weiß, daß sie schon länger traurige Songs hören, als sie ein unglückliches Leben führen."
Würden die beiden Herren Jonnie Wilkes und Keith McIvor aka Optimo dem Klischeebild des männlichen Popmusik-Enthusiasten entsprechen, dann könnten sie einem wahrlich leid tun. Wie es den Anschein hat, bringen Optimo die Liebe zur Musik und die Liebe zu Frauen ohne Komplikationen unter einen Hut. Spätestens seit sich ihre sonntäglichen Mammutsets zu einem Highlight des Glasgower Nachtlebens gemausert haben, funkeln die Sterne in leuchtenden Farben über dem Duo.
Ihren Anfang nehmen die Optimo-Nächte im November 1997, als Keith McIvor alias Twitch im The Sub Club eine Residency übernimmt. Nach zehn Jahren an den Turntables, der strikten Genregrenzen überdrüssig, holt er sich mit dem Iren Jonnie Wilkes einen Verbündeten ins Boot. Gemeinsam wollen sie den Spirit von New Yorks legendärem Club Paradise Garage wiederaufleben lassen. Ob Techno, House, Hip Hop, Disco, Industrial, Punk, New Wave, Funk oder Psychedelic auf den Plattentellern landet, ist bei Optimo keine Glaubensfrage. Was zählt ist der Groove.
Und der stimmt im The Sub Club. Zunächst goutieren höchstens 100 Musikenthusiasten den sonntäglichen Frischetrunk für die Ohren. Das ändert sich irgendwann 1999, als Optimos Nächte innerhalb weniger Wochen zum angesagtesten Clubevent der schottischen Hauptstadt anwachsen. Also schleppen Optimo neben kofferweise Schallplatten auch noch einen Sampler in die Disco, um Live-Mixes von Klassikern unter die Tanzenden zu streuen. Von einem unglücklichen Dasein, wie der Protagonist in Hornbys "High Fidelity", ist bei Optimo nichts zu spüren. Sie vergleichen die Nächte im Sub gar mit der Euphorie der ersten Rave-Nächte Ende der 80er.
Die Enge hinter den Turntables drängt das Duo jedoch bald in die Arbeit als Konzertveranstalter. Reggae-Legende Lee Perry holen die beiden ebenso nach Glasgow wie Mad Professor oder die Industrial-Pioniere von Whitehouse. Nach zahlreichen Selfmade-Releases starten die beiden DJs von der Insel auf dem französischen Label Tigersushi mit ihrer ersten offiziellen Mix-CD "How To Kill The DJ" durch.
Die Tigersushi-Crew um Joakim und Ivan Smagghe feiert im Pariser Pulp Club seit der Jahrtausendwende ebenfalls Parties, die das Label open minded stolz vor sich her trägt. So verwundert es nicht, dass Optimo ihre von Ricardo Villalobos über Nancy Sinatra bis zu The Stranglers reichende musikalische Vision auf Tigersushi veröffentlichen und damit die von Smagghe 2003 glänzend eröffnete Reihe mit einem zweiten Teil von "How To Kill The DJ" auf hohem Niveau fortschreiben.
2005 stellen Optimo erneut ihre Meisterschaft an den Turntables unter Beweis. Dieses Mal blicken sie in ihrem "Present Psyche Out"-Mix in die psychedelischen 70er und die acid-verseuchten Anfänge der Clubkultur zurück.
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