laut.de-Biographie
Pizzicato Five
Mitte der 90er Jahre dreht sich der Song "Twiggy Twiggy (Twiggy vs. James Bond)" dieser japanischen Formation nicht nur auf den Plattentellern der japanischen Clubs. Mit seinem 60er Jahre-Schick und Dancefloor-Groove erobert er auch die angesagten Läden in Europa und den USA. Mit diesem Stück aus dem Album "This Years Girl" (1991) und der Kompilation "Made In USA" (1994), die den westlichen Markt im Auge hat, stellt sich für Pizzicato Five erstmals auch im Ausland der kommerzielle Erfolg ein.
Mit ihrem am Easy Listening, dem Acid-Jazz und an der angesagten elektronischen DJ-Kultur angelehnten Kompositionen sind sie die Hauptvertreter des sogenannten Shibuya-kei-Sounds, der sich nach einem Tokioter Einkaufsviertel benennt und Jazz, Pop und Elektropop zur Synthese bringt. Acts wie Fantastic Plastic Machine, Cornelius und Towa Tei weden ebenso unter dieses Genre subsummiert wie Cibo Matto, Yoshinori Sunahara oder Denki Groove.
Naiv, schrill und kitschig zelebrieren die Popdesigner Pizzicato Five die perfekt schillernde Oberfläche. Ihre Inszenierungen stellen Ideen und Überlegungen bezüglich stilistischer Präsentationsformen von Sound, Design, Mode und Kunst dar; Popmusik in postmoderner Ausprägung. Sie verstehen sich als ironisches Statement auf die Popkultur. "Pizzicato Five sind ein Witz. Sie bedeuten absolut nichts", wird Bandmacher Kanishi später bemerken.
Die Geschichte von Pizzicato Five beginnt bereits im Jahr 1979, als sich der am 3. Februar 1959 geborene Yasuharu Konishi und Keitaro Takanami sich an der Aoyama Universität in Tokio kennen lernen und sich bald zu einer Bandgründung entschließen.
"Ich besitze Tausende von Platten", erzählt Konishi. "Mit unserer Musik beziehe ich mich weitgehend auf Aufnahmen aus den 60er und 70er Jahren - auf Musik vor dem digitalen Zeitalter".
Neben Les Baxter und Juan Esquivel befindet sich in dieser Sammlung auch der orchstrale Pop des Burt Bacharach, Hippiefolk-Scheiben, Souljazz, Soundtracks von Spionagefilmen und elektronische Tanzmusik; Einflüsse, die sich im Pizzicato-Sound widerspiegeln.
Weitere Mitglieder des Ensembles werden Shigeo Miyata und Akira Kamonomia, bevor sie schließlich fünf Jahre später in Mamiko Sasaki die geeignete Sängerin finden und die "Five" komplettieren.
1985 erscheint mit "The Audrey Hepburn Complex" die erste Single der Band, die ihnen eine Plattenvertrag bei Sony Music einbringt. Das Debütalbum "Pizzicato Mania!" (1985) und "Couples - A Collection Of Some Bacharach-Ish Syncopations And Aaba's…" (1987) bringen nicht mehr als einen Achtungserfolg; der Ruf nach einer neuen Sängerin wird lauter.
1988 verlässt Sasaki die Band, kurzzeitig ersetzt von Takao Tajima, die bereits nach einem Jahr die Segel streicht. Der Name Pizzicato Five wird trotz des dezimierten Lineups beibehalten.
Mit der am 12. März 1965 geborenen Sängerin Maki Nomiya kommt Beständigkeit in das Bandgefüge. Das geht einher mit dem Labelwechsel zu Triad Records, das sich damals noch Japan Columbia nennt. Nach der Veröffentlichung einiger Singles und dem Album "This Year's Model" (1991) steigt die Popularität der Elektropopper in ihrem Heimatland rasant an.
Pizzicato Five schreiben mehrere Songs für japanische Fernsehserien, landen mit "Sweet Soul Revue" einen japanischen Hit und erklimmen mit dem vom Szenekollegen Cornelius produziertem Album "Bossa Nova 2001" (1993) Platz 7 der japanischen Charts.
Anschließend wird die EP "Five By Five" (1994) gezielt für den europäischen und amerikanischen Markt konzipiert und dort von der Musikpresse wohlwollend aufgenommen. Danach verlässt Takanami die Band, Pizzicato Five bleiben mit Konishi und Nomija als Duo bestehen.
Bei den anschließend auch in Europa über Matador Records veröffentlichten Longplayern "Made In USA" (1994) und "The Sound Of Music" (1996) handelt es sich um Kompilationen, die das frühere musikalische Schaffen der Band umreißen. Eine Tour im Jahr 1995 durch die USA und Europa etabliert das Duo als einen der erfolgreichsten japanischen Acts.
Erst 1997 spielen sie mit "Happy End Of The World" ein Album mit neuem Songmaterial ein, das gleichzeitig in Japan und dem westlichen Ausland erscheint. Dieses Werk zeichnet sich nun weniger durch Discobeats als vielmehr durch Breakbeats und harmonischen Gesang aus.
Mit "Playboy And Playgirl" (1999)und "The Fifth Release From Matador" (2000) gehören sie zum musikalischen Establishment, das in europäischen und amerikanischen Clubs zu Hause ist.
2001 verkündet die Band ihren baldigen Ausstieg aus dem Musikgeschäft. Anschließend spielt das Duo mit ehemaligen Mitmusikern noch unzählige Konzerte, um sich im März 2002 endgültig von ihrem Publikum zu verabschieden.
"Wir sind wie ein gut verarbeitetes Spielzeug. Wir haben 17 Jahre gut funktioniert - das ist länger als die meisten Autos", resümiert Kanishi die Erfolgsgeschichte der japanischen Pop-Eklektizisten Pizzicato Five, die nach ihrem Karriereende auf unzählige Single-, EP- und Album-Veröffentlichungen zurückblicken können.
1 Kommentar
Ich kenne sie seit Mitte der 80er Jahre. Da habe ich japanische Musik entdeckt und lieben gelernt. Unter anderem auch Ryuichi Sakamoto und das Yellow Magic Orchestra, Kitaro und mehr. Pizzicato Five´s Musik macht gute Laune und lädt zum tanzen ein.