laut.de-Biographie
Rapkreation
Berliner Untergrund ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt wohl in jedem Jahr unter der Sonne mindestens ein kleines Movement, das mal mehr oder weniger eigenständigen Sound in einem der Kieze verbreitet und sich daraufhin zumindest in manchem Liebhaberkreis etabliert. Was aber zwischen 2018 und 2019 aus Kreuzberg in die Welt tönt, scheint nicht nur Terrarium-Angelegenheit zu sein.
Rapkreation ist eine Crew, die sich ab 2015 sehr sperrig zur Vermarktung von Musik verhält. Statt schnellem Fame und Medienzirkus macht das Trio mit den beiden Rappern Victor und Tariq und einem Manager, der exekutiv am Drücker sitzt, Musik mit regionalem Fokus. 2015 gibt es den ersten Anlauf, der aber schnell verpufft, nur um 2017 eine neue Formation mit den selben Akteuren zu starten.
Rapkreation beginnt, den Fokus auf die Single und den Liveauftritt zu legen. Statt den Puls um schwerfüßige Albenzyklen zu orientieren, wird jetzt einfach rausgehauen, was ansteht und Musik mit einer viel höheren Bildrate produziert. Das Ergebnis sind in den Folgejahren gleich drei EPs, die digital vertrieben und auf selbst organisierten Parties zelebriert werden.
Von "RK.EP.NR.01" bis zum dritten Ableger des gleichen Titels tummeln sich also eine ganze Menge Videosingles, die allesamt den Crewnamen vor allem in der angepeilten Biosphäre größer macht. "Die Schlächter Vom Schlesie", "Lauf" oder "Immer So": Alles zertifizierte Kiez-Gassenhauer. Produziert wird dabei vorrangig von MotB, einem der wenigen, die den Weg aus der eingeschworenen Gemeinde herausfinden können.
Der verknüpft die Rapkreation-Kaste nämlich mit einem ziemlich äquivalenten Berliner Kollektiv, das genau zur gleichen Zeit an Relevanz gewinnt. Mit dem BHZ-Gespann finden sie Gleichgesinnte. Rein in Sachen Manpower haben sie damit auch schon genug Pferdestärken unterm Kühler, dass man das Ganze mit Fug und Recht ein Movement nennen könnte. "Aral" mit Big Pat von BHZ wird ein astreiner Song. Mit Kwam.E gibt es dann sogar einmal eine überregionale Kollabo mit dem Hamburger Vorzeige-“Vagabund“.
Summa summarum ist Rapkreation dementsprechend eine Crew, die gleichzeitig frisch und zeitgenössisch anmutet, aber im Kern der Sache eigentlich gar nicht so viele innovative Aspekte hinzu fügt. Es sind eher die Energie und die Details, durch die RapK aus der Masse hervor sticht. Die subtilen Einflüsse aus den Nachbarländern, das eiserne beharren auf Traditionen, ohne dabei auch nur eine Spur hängengeblieben zu wirken und die äußerst dynamische Kombination aus Humor und Ernst. Für eines dieser Berliner Sparten-Phänomene sind Rapkreation definitiv eine Goldader.
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