laut.de-Biographie
Rites Of Spring
Rites Of Spring in drei Satzbrocken: bahnbrechende Post-Hardcore-Band auf dem legendären Punkrock-Label Dischord (Shudder To Think, Jawbox), aktiv zwischen 1984 und 1986. Nach der Auflösung prägen zwei der vier Mitglieder bei Fugazi D.C.-Punkrock ganz entscheidend mit. Gelten heute als DIE Wegbereiter des Emo-Genres.
In weniger als zwei Jahren überführen Sänger und Gitarrist Guy Picciotto, Gitarrist Eddie Janney, Bassist Mike Fellows und Schlagzeuger Brendan Canty den Ostküsten-Punkrock und -Hardcore aus seinem politischen, oft nihilistischen und nicht selten machistischen Korsett in neue Gefilde: Die selbstbetitelte LP von 1985 steht für emotional aufgeladenen Hardcore-Punk, geprägt von Introspektive, persönlichen Lyrics und kathartischer Intensität.
Frotmann Picciotto verpasst seinen Zeilen Einschläge von Nostalgie, Herzschmerz, Konfusion und verzweifelter Sinnsuche. An die Stelle des strikt minimalistischen Soundrahmens des Hardcore setzen Rites Of Spring Melodien, verständlichen Gesang, Gitarrensoli und avanciertes Zusammenspiel.
Im Gegensatz zur Hardcore-Genreverwandtschaft erspielen sich die vier ihren Ruf als Liveband auch nicht mit Quantität, sondern extraordinärer Qualität. Zerstörte Instrumente und eine erschöpfende bis tränenreiche Bühnenperformance sind oft Teil der seltenen Konzertdarbietungen.
Anfang 1985 unterschreibt das Quartett bei Dischord, Ian MacKayes (Minor Threat, Fugazi) Plattenfirma. Mit einer Vier-Song-EP im Januar des Folgejahres erklären sie dann auch schon wieder die Bandauflösung.
1987 formieren sich die Originalmitglieder unter dem Pseudonym Happy Go Licky neu. Dort setzen sie auf eine experimentellere Spielart des Postpunk im Geiste von Gang Of Four oder Mission Of Burma.
In der kurzen Blütephase ihrer Existenz bleiben Rites Of Spring vor allem eine Washingtoner Bekanntheit. Ihr Einfluss auf nachfolgende Generationen des Emocore wiegt indes umso schwerer: Die Midwestern-Emorocker The Get Up Kids etwa orientieren sich in den 90ern an diesen Originalen, ebenso die vertrackten Post-Hardcore-Tracks von Seattles Blood Brothers in den 2000ern.
Selbst lehnt die Gruppe die Bezeichnung als Emo-Wegbereiter allerdings strikt ab. "'Emo' war für mich nie ein Genre", erklärt Picciotto 2002 in einem Interview. "Das Wort ist völlig bescheuert. Gab es bei den Bad Brains etwa keine Emotionen? Ich finde diese Emo-Diskussion komplett sinnlos."
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