Hardcore is gone but not forgotten: Ohne diese 30 Szene-Legenden hätte es den Alternative-Rock der 90er nicht gegeben.
Konstanz (laut) - "It was the manifestation of youth. It was fast, it was loud, it was angry, it was unpredictable." Normale Leute hörten kein Hardcore und das war gut so, wie Vic Bondi von Articles Of Faith die Bewegung prägnant definiert. Jugend, Lautstärke, Schnelligkeit, Wut. Definitionen zum Hardcore-Terminus gibt es wie Teer in New York.
Am ehesten liegt die Wahrheit zwischen zwei Zitaten. So formulierte dereinst Philosoph Henry Rollins: "Hardcore wurde geboren, als sich der Fuck-You-Typ eine Gitarre umhängte." Der nicht minder bedeutende Denker Martin Büsser holte etwas weiter aus: "Hardcore definiert geradezu aus dem Paradox heraus, Musik und Lebenseinstellung von Menschen zu sein, die ein hyperkorrektes Leben führen, trotz allen No-Future-Sprüchen auf die Umwälzung sämtlicher Verhältnisse zugunsten einer humanen Zukunft hoffen, sich aber kompromisslos gewalttätig gebärden, da in dieser Gesellschaft jegliche Form von Sanftheit Kooperation mit dem vorgeheuchelten Zustand der Befriedung bedeuten würde" (aus "If The Kids Are United").
Bis heute berufen sich unzählige Rock-, Metal- und Indiebands auf diese Subkultur. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre entwickeln zahlreiche Bands den Punk zum Hardcore - härter, technischer und kompromissloser. Parallel entstehen in ganz Amerika Hardcore-Subkulturen wie im Flächenbrand. Trotz aller Unterschiede zwischen den Regionen New York (mehr Härte), Washington (mehr Emotionen) und Los Angeles (mehr Spaß) eint alle die Wut gegen die spießige Gesellschaft, gegen die Lügen der Regierenden, gegen das aufgesetzte Mackertum der Rockstars und die weltfremde Beliebigkeit der Hippies. Doch im Gegensatz zum Punk verlieren sich die Künstler nicht in zerstörerischer Provokation, sondern erschaffen kreativ eigene Strukturen mit eigenen Plattenfirmen und Clubs. Wir haben die 30 wichtigsten für euch zusammengestellt. Ab in den Moshpit der Erinnerungen mit den ...
In den Folgejahren grenzen sich diese Szenen immer mehr ab und zersplittern in fast sektenförmige Untergruppierungen wie Straight Edge. Die zunehmende Diktatur der absoluten Reinheit führt neben spannenden musikalischen Projekten auch zu totalitären Entwicklungen. Die Leute suchen nicht mehr wie einst Ian McKaye ihr Heil in der radikalen DIY-Individualität, sondern in der sich abschottenden Gemeinsamkeit.
Sozialismus, Straight Edge, militanter Tierschutz, White Power – alles Nichtkonforme wird ausgegrenzt. If you're not with us you're against us: Seitdem stirbt Hardcore als alles zerfetzende, radikal-libertäre Szene und Anti-Genre und gerät mitunter aufgrund der Anbetung der sich ewig wiederholenden Symbolik so konservativ wie seine einstigen Feindbilder.
13 Kommentare mit 10 Antworten, davon 7 auf Unterseiten
"Ohne diese 30 Szene-Legenden hätte es Alternative-Rock in den 90ern nie gegeben."
Na dann äh...vielen Dank?
Sehr gut sortierte Auswahl. Nur Slapshot fehlen
das dachte ich tatsächlich auch ich habe gedacht, lauch.de stellt die 30 legendärsten Hardcore-Bands zusammen, da werde ich und
aber ne, überwiegend gute Liste. Mein persönlicher Liebling fehlt, aber den würde ich hier auch nicht lesen wollen. Ok, und aus dem H8-Spektrum fehlt einiges, aber die kann dann ich ja nachreichen
Die Hälfte dieser Bands kenne ich gar nicht und die andere Hälfte habe ich irgendwie nie als Hardcorebands wahrgenommen sondern eher als „knallt gut“.
Szene wohl komplett an mir vorbeigelaufen oder halt....fuck u und diese ganzen verschissenen Schubladen!!!
....ja....nee....doch eher letzteres!
30 bands, all boys. glückwunsch.
Offensichtlich ist Hardcore das maskulinste Musikgenre ever. Noch vor Cock Rock und Minnegesang.
Man nenne mir eine relevante Hardcore-Band mit Fru. Die relevanter für Szene oder Musik war als die genannten.
wieso? Sie haben doch Rites of Spring und Fugazi?
Mir fallen da nur Jingo De Lunch ein. Aber so groß waren die dann auch wieder nicht.
Haha! Geil! Jingo de Lunch. Die habe ich ganz vergessen. Kennt jemand den Indi-Film mit Ducksworth in der Hauptrolle? "Trouble" hieß der, irgendwann Anfang der 90er in Schwarz-Weiß? Komplett diletantisch gespielt, aber hatte damals so nen pubertären Nerv getroffen bei mir
In den Texten zu den Bands sollte noch häufiger das Wort "Blaupause" fallen, sonst aber ganz okay, die Liste.
BoySetsFire und die Fascho-Spacken von Earth Crisis raus, Reagan Youth und Modern Life Is War rein, dann top Liste!
"Fascho-Spacken"? Ja, nee, is klar.
Alles, was es zu den Fascho-Spacken zu sagen gibt, haben Propaghandi schon vor geraumer Zeit gesagt: https://www.youtube.com/watch?v=19r30f3Z3lA
mama, ich hatte einen schrecklichen Traum. Die Dead Kennedys versuchen mir schon wieder den Punk kaputt zu machen
Nein, schatz... keine sorge. Soweit wird es nicht kommen. jetzt trink dein warmes Bier, höre Fight for Freedom und schlaf weiter, mein Schatz
Äh, hä? Was haben die DK jetzt damit zu tun?