laut.de-Kritik

Eher eine kleine Nummer als ein wirklicher Riese.

Review von

Lieber Jon Krohn, wo nur ist deine Einzigartigkeit geblieben? Sie muss irgendwo verloren gegangen sein, auf dem Weg weg vom Meilenstein "Dead Ringer" über die immer poppiger werdenden Pfade der direkten Nachfolger.

Es war Jon ein Anliegen, dem Underground-Hip Hop früherer Zeiten den Rücken zu kehren und eingängigere, massenkompatiblere Kompositionen zu entwerfen, was letztlich auch zur Trennung von Def Jux und nun zur Gründung seines eigenen Labels RJ's Electrical Connections führte. Schade dass dieses Vorhaben in der absoluten Mittelmäßigkeit endet.

Einen Überblick über sein bisheriges Schaffen möchte er mit "The Colossus" zum Labeleinstand geben und vermischt so selbst gesungene Titel mit Gastauftritten und komplett instrumental gehaltenen Stücken. Eine spannende Idee, würde die direkte Aneinanderreihung nicht abermals die Frage aufwerfen, an der schon "The Third Hand" krankte: Was reitet RJD2 eigentlich, sich wie bei "The Glow", "Walk With Me" oder "Gypsi Caravan" selbst ans Mikrofon zu stellen?

Ein Soulsänger, der wirkliche Gefühle oder auch nur Spaß an der Sache transportieren kann, wird aus dem Mann aus Oregon in diesem Leben nämlich nicht mehr. Flach, kalt und angestrengt wirkt seine gesangliche Performance. Womit er sich in guter Gesellschaft befindet, denn auch dem kantenarmen Treiben seiner Gastsänger Kenna, Phonte Coleman und Aaron Livingston fehlt es an Kontur.

Wenigstens "A Son's Cycle" mit den Rappern The Catalyst, Illogic und NP schafft mit einem sich ständig entwickelnden, aus- und eingefadeten Beat eine willkommene Abwechslung - und zeigt die eigentlichen Stärken RJD2s auf, die ganze offensichtlich nicht im Pop liegen. Immer, wenn er experimentiert, wie im Opener "Let There Be Horns", das fast nur aus gesampelten, einzelnen Noten entsteht, steigt der Unterhaltungswert der Platte.

Es ist das erste von zwei Stücken, die nahezu ausschließlich aus Samples bestehen. "The Stranger" ist im Gegensatz zum funky angehauchten "Let There Be Horns" deutlich gesetzter und düsterer. Mit seinem einfachen Gitarrenloop und den choralen Gesängen könnte es die Fortsetzung von Blockheads "The Daily Routine" sein.

Genau das beschreibt die große Krux der Platte, wenngleich diese Verwandtschaft wohl eher zufälliger Natur ist. Die Besonderheit ist geschwunden, die eingeschlagenen poppigen Wege zu ausgetretenen Trampelpfaden geworden. Es ist wohl an der Zeit, den Schlussstrich zu akzeptieren: Der "Dead Ringer" ist tot - und der Koloss eher eine kleine Nummer als ein wirklicher Riese.

Trackliste

  1. 1. Let There Be Horns
  2. 2. Games You Can Win ft. Kenna
  3. 3. Giant Squid
  4. 4. Salud 2
  5. 5. The Glow
  6. 6. A Spaceship For Now
  7. 7. The Shining Path ft. Phonte Coleman
  8. 8. Crumbs Off The Table ft. Aaron Livingston
  9. 9. A Son's Cycle ft. The Catalyst, Illogic & NP
  10. 10. Tin Flower ft. Heather Fortune
  11. 11. Small Plans
  12. 12. Gypsy Caravan
  13. 13. The Stranger
  14. 14. Walk With Me

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LAUT.DE-PORTRÄT RJD2

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10 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    muss mich hotel freund (perso.. ah warte mal..) anschließen, das ding ist miserabel geworden. klar, ausnahmen. aber insgesamt unfassbar belang- und ideenlos.

    sogesehen ist die rezi gut.

    und kwabena (personal note: der dümmste nick, den ich seit exakt 67 tagen gelesen habe), offensichtlich hast du einfach einen anderen geschmack. die falsch/richtig-diskussion sparen wir uns. sagen wir nur, der allgemeine konsens spricht momentan gegen deine ansicht. ganz objektiv betrachtet.

  • Vor 14 Jahren

    @Affenkoenig («
    und kwabena (personal note: der dümmste nick, den ich seit exakt 67 tagen gelesen habe), offensichtlich hast du einfach einen anderen geschmack. die falsch/richtig-diskussion sparen wir uns. sagen wir nur, der allgemeine konsens spricht momentan gegen deine ansicht. ganz objektiv betrachtet. »):

    Okay, sorry! Werde mich bemühen in Zukunft nur noch eine Meinung zu vertreten, die den allgemeinen Konsens trifft. (Personal Note: Auch wenn mir die 67 Tage Anspielung natürlich entgangen ist: Wer im Glashaus sitzt...)

  • Vor 11 Jahren

    Ich bin erstaunt über die Bewertung. Ich finde The Colossus mindestens genau so gut wie Deadringer.
    Während Deadringer noch von trockenen Bässen und Drums dominiert wird, hat The Colossus eine melodische Frische und Leichtigkeit, die der ganzen Platte einen wunderbaren Schwung gibt.