laut.de-Kritik
Lebensbejahende Melancholie beinahe epischen Ausmaßes.
Review von David Hilzendegen"The music scene has got me down, 'cause I don't want to be a clown." Das muss man Anthony Simon lassen: Zum Clown macht er sich wirklich nicht. Vielmehr zieht er sein Ding seit Jahren durch. Ganz gleich, welche Strömung gerade angesagt ist: Bei Blockhead bleibt alles beim Alten.
Das gilt zumindest für das Grundgerüst des Sounds, dem er seit "Music By Cavelight" nachgeht. Während sich die Peripherie mit jeder Platte ändert, was nicht zuletzt an Blockheads wachsenden technischen Kenntnissen und Möglichkeiten liegt, bleibt der Kern weitgehend konstant melancholisch angehaucht. "The Music Scene" führt diese Tradition ungebrochen fort.
Verglichen mit den Vorgängern hört der veränderte Anstrich dieses Mal allerdings auf einen speziellen Namen: Ableton Live. Waren seine früheren Titel vergleichsweise einfach gehaltene Beats, erreicht Blockhead durch die Verbindung des Sequencers mit seinem Sampler eine völlig neue Qualität - und nahezu epische Ausmaße.
Die Revolution des Instrumental-Hip Hops stellt diese Neuerung sicher nicht dar, sie schafft allerdings ein Abwechslungsreichtum, der bei den Vorgängern so nicht gegeben war. Und sie verschärft den angesprochenen Kern des Blockheads-Stils, wenn wie in "The Prettiest Sea Slug" im Dickicht des Sounds zwar plötzlich ein passendes Saxophon auftaucht, dieses aber den Anschein macht, als würde es völlig einsam und nur für sich spielen.
Dabei durchbricht Blockhead das schwermütige Muster ständig, wenn er beispielsweise das verträumte Piano in "Hell Camp" immer aggressiver in vereinzelte hohe Töne laufen und von einem kompakten Drumgerüst verdecken lässt. Oder das flehende, cinematische "It's Raining Clouds", das nach und nach dichter wird und beinahe zu einem Drum'n'Bass-Stück mutiert.
Wenn man so will, handelt es sich um eine lebensbejahende Melancholie, die nur in einem Fall in Richtung Depression tendiert: "The Daily Routine" erzählt vom Alltag der Drogensucht und fällt mit seiner düsteren Stimmung völlig aus der Reihe. Chorale Gesänge, verzerrte Gitarren, ein Sample streitender Süchtiger - und zwischendrin steht der Rausch, wenn sich die Dunkelheit auflöst, sich in schnelleren Drums und gezupften Gitarren verliert, um schließlich in Geigen zu münden.
"The music scene has got me down, 'cause I don't want to be a clown", wohl aber ein scharfzüngiger Kritiker der wirklichen Clowns, deren Karriere einzig auf Autotune-Effekten basiert, wie deren übertriebener und satirischer Einsatz in "Four Walls" erklärt. Und das nur, um das darauf folgende "Pity Party" im krassen Gegensatz dazu auf einem souligen Vocalsample aufzubauen. Es gibt also doch Punkte, die Blockhead zum Mitschwimmen im Strom anregen. In dieser Angelegenheit sei ihm das verziehen.
8 Kommentare
Album gefällt mir sehr gut, finde die Wertung ebenfalls mehr als passend. Danke für den guten Tipp.
Allein "It´s raining clouds" ist grandios.
Manchmal gibbet halt doch noch Geheimtipps auf laut.de
blockhead als geheimtipp? puh..
ach den gibts auch noch. music by cavelight hab ich hier irgendwo noch in der 2cd version mit aesop rock instrumentals... direkt mal wieder rausgraben.
blockhead gehört zu den guten
ganz wunderbares Album, darf mit auf die einsame Insel
Ne wunderbare Sache für alle, die sich mal näher mit Blockhead beschäftigen wollen:
http://www.ninjatune.net/blockhead/eflyer.…