laut.de-Biographie
Rodgau Monotones
"Keine Frage von Geld und Talent,
zwei und en Eimer, das ist schon 'ne Band.
Macht doch einfach selber mal Musik.
Irgendein Apparat und einfach druff dewidd."
So schön und einfach kann man das Credo der Rodgau Monotones zusammen fassen. Eine der sympathischsten deutschen (oder besser: hessischen) Bands macht seit 1977 die Republik unsicher und ist immer noch weit davon entfernt, leise zu werden. Mit ihrem schrägen Humor und der Eigenschaft, sich selbst und die Welt nicht ganz so bierernst zu nehmen, halten sie die Fahne des Rock'n'Roll auch im dritten Jahrtausend nach Jesus Christus so hoch es nur geht. Ihre Texte handeln oft von Alltagsgeschichten, die zum Schmunzeln und Lachen zwingen. Zur reinen Klamauk-Band taugen sie aber genau so wenig wie Stoiber zum Kanzler - kritische Untertöne kommen ebenso zum Zuge wie die unvermeidliche Blödelei.
Im kalten November 1977 treffen sich die Gründungsmitglieder der Monotones erstmals, um im Zeichen des Bembel zu musizieren und Krach zu machen. Gelangweilt vom hippen Jazz-Rock jener Tage, wollen Peter "Osti" Osterwold (Gesang), Ali Neander (Gitarre), Raimund Salg (Gitarre), Joky Becker (Bass) und Jürgen "Mob" Böttcher die Party zurück auf die Bühne holen. In den Anfangstagen beschränken sie sich darauf, Songs von ZZ Top (heute immer noch im Programm), Johnny Winter, Queen und anderen bekannten Bands nach zu spielen.
Die Konzerte dieser Zeit arten nicht selten zu ungestümen Partys aus, bei denen meist mehr gequatscht und mehr Zoten gerissen als musiziert wird. 1978 stößt Hendrik "Henni" Nachtsheim samt Saxophon zur Band und unterstützt Osti auch gesanglich. Dier zusammengewürfelte Haufen kommt beim Publikum dank unermüdlicher und charmanter Live-Präsenz ganz gut an und da die Besucherzahlen bei Konzerten immer mehr zunehmen, trauen sich die Monotones bald auch aus dem Raum Rodgau heraus und geben ihr erstes Konzert in der Frankfurter Batschkapp.
Die erste Plattenaufnahme "Marmor Stein und Eisen bricht" zieht zwar keine Scheibe Wurst vom Teller, das soll sich aber bald ändern. 1982 erscheint "Wollt ihr Musik, oder was?" auf Rockport Records. Mit Textzeilen wie
"Jedes Vierteljahr packt mich das Fieber
Es ist Sperrmüll in unserer Stadt
Umso abgefuckter desto lieber
Denn ich habe die Gemütlichkeit satt
Ich schwinge mich in meinen Wagen
Und heize tierisch ins Revier
Man hört die Parasiten klagen
"Sperrmüll-Batman" ist wieder hier" machen sie sich spontan unsterblich.
Der Nachfolger "Fluchtpunkt Dudenhofen" hilft dabei, ganz Hessen im Sturm zu erobern. Logisch, dass als nächstes der Rest der Republik dran glauben muss. Umgesetzt wir dies mit dem Album "Volle Lotte" und der Superduper-Ultrasound-Single "Erbarme, zu spät, die Hesse komme". Jetzt spielen sie nach der äußerst erfolgreichen Tour sogar in großen Stadien. Kaum zu glauben, aber sogar Tina Turner, Joe Cocker, Bap, Westernhagen, Deep Purple und die Rolling Stones dürfen auf denselben Bühnen auftreten wie die Monotones. Aber sie helfen nicht nur alternden Rockstars wieder auf die Beine. 1985 sind sie auf der Single "Nackt im Wind" des Benefizprojektes "Band für Afrika" vertreten, Ende Juli 1986 spielen sie mit vielen anderen Bands vor 120.000 Zuschauern beim Festival gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf. Natürlich wurde der Bau dank ihnen gestoppt.
1987 stößt mit Achim Farr ein weiterer Saxophonist hinzu. 1990 verabschiedet sich Henni von der Band, um zusammen mit Partner Gerd Knebel seine Karriere in der Comedy-Formation Badesalz fort zu setzen. Nach einer etwas längeren Pause präsentiert man dem Publikum die neue Sängerin Kerstin Pfau, die den Altersdurchschnitt der Band mal eben um ein paar Jahre herabsetzt. Mit ihrer kräftigen Röhre kann sie schnell ihre eigenen Akzente im Sound der Monotones setzen.
An den überragenden Chart-Erfolg von "Volle Lotte" kann die Band zwar nie mehr so richtig anknüpfen und auch die Veröffentlichungen sind nicht mehr so zahlreich. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Rodgau Monotones nach wie vor eine klasse Live-Band sind und dies immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen.
Im Juli 2020 erklärt Jürgen 'Mob' Böttcher aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt. Sein Nachfolger an der Schießbude wird Martin 'Dog' Kessler.
Auch im Sommer 2023 sind die Rodgau Monotones wieder auf Tour, zum 45-jährigen Bestehen der Band ist für September eigentlich ein großes Jubiläums-Konzert geplant. Dann stirbt jedoch Gründungsmitglied und Gitarrist Raimund Salg völlig überraschend am 9. August mit nur 69 Jahren. Die Band ist geschockt und sagt zumindest die unmittelbar anstehenden Konzerte zunächst einmal ab.
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