laut.de-Biographie
Rosa Anschütz
Die transmediale Künstlerin, Komponistin und Vokalistin Rosa Anschütz bettet ihre zwischen Gesang und Spoken Words pendelnde, verhallte Stimme in Soundstrukturen ein, die sie mit Gitarre, Bass, Drum Machine und modularem Synthesizer erzeugt. Dadurch schafft sie ein sakrales, düsteres Ambiente, das an Nico erinnert.
Rosa Anschütz wächst in Berlin auf. Schon in jungen Jahren hat sie einen Hang zur Melancholie. Von ihren Kindheitserinnerungen berichtet sie gegenüber Radio FM4: "Meine Schwester hat irgendwann begonnen, Emilíana Torrini zu hören. Ich fands furchtbar. Nicht ihre Stimme, die mochte ich ziemlich gern, aber mein Lieblingssong war 'Dead Duck' - und alle sagten so‚ mmh, warum? Da gibt es für mich mehr zu erkunden und zu erfragen, wie so eine Stimmung zustande kommt". Besonders für dunklen Trip Hop Marke Portishead und Tricky begeistert sie sich schnell. Ihre ersten Stücke komponiert sie mit zwölf Jahren am Piano. Darüber hinaus singt sie viele Jahre im Chor.
Ein besonderes Heiligtum bildet für sie der modulare Synthesizer, da er sehr viel Beschäftigung und eine bestimmte "Stimmung" benötigt, erzählt sie in dem Gespräch weiter und fügt über ihre Herangehensweise an ihre Musik an: "Ich nehme etwas auf, gehe schnell ins Loopen und reagiere darauf". Dazu sorgen Gitarre, Bass und Drum Machine für Körperlichkeit. Mit Hall und anderen Verfremdungen auf ihrer Stimme erzielt Rosa Anschütz einen räumlichen Effekt.
Ihr erstes Konzert gibt sie in der Villa Neukölln. Als nächstes bespielt sie die Kantine am Berghain als Support von Beacon. 2016 lernt sie im Rahmen ihres Gigs in Tokio die Musikerin Julia Shortreed kennen, die ebenfalls an dem Abend auf der Bühne steht. Gemeinsam mit Hiraku Yamamoto geht es im August 2017 auf Japan-Tournee.
Im selben Jahr schreibt sich Rosa Anschütz an der Universität für angewandte Kunst in Wien ein, um transmediale Kunst zu studieren. Dadurch erlernt sie das nötige Handwerk, um über jeden Aspekt ihrer Kunst die Kontrolle zu behalten, wobei sie sich in ihrem Studio in Berlin auf das Komponieren konzentriert und die Texte meistens unterwegs aus dem Bauch heraus schreibt. Oftmals geht sie dabei mit einer bestimmten visuellen Vorstellung heran.
Ihre Debüt-EP "Rigid" veröffentlicht die nun in Wien ansässige Musikerin 2019 bei Quiet Love Records. Darauf hört man vier unterschiedliche Tracks, die ihren geistigen Ursprung wahlweise in Berlin oder Wien haben. Wenig später kennt die ätherisch hauchige Stimme Rosa Anschützs nicht mehr nur ein kleiner Kreis an Musikliebhabern, als der pumpende Kobosil 44 Rush Mix des Titelstücks die großen Techno-Tanzflächen erobert und auf YouTube mehr als 1,7 Millionen Klicks erzielt.
Ungeachtet des Erfolgs führt die transmediale Künstlerin die Arbeit an ihrem Debüt "Votive" fort, an dem sie seit 2017 mit dem Berliner Produzenten Jan Wagner werkelt. Die Platte kommt Ende 2020 auf den Markt und stellt eine Kollektion an neun verschiedenen Votiven dar, die im Religiösen als Opfergabe bezeichnet werden. Die finden sowohl ihre klangliche wie auch keramische Umsetzung.
Trotzdem fügen sich beschwörende Vocals, modulare Sounds und natürliche Klangkomponenten zu einer hypnotischen, kathedralenhaften Einheit, so dass sich der Vergleich mit Nico geradezu aufdrängt. Aber auch die drückende Post-Punk-Schwere Joy Divisions hört man heraus. Nur fröhliche Töne, die findet man auf der Scheibe nicht: "Man kann nicht die ganze Zeit happy sein und gute Laune haben, das glaube ich niemandem".
Ganz anders der eineinhalb Jahre später veröffentlichte Nachfolger "Goldener Strom", der eine Art zuversichtliche Aufbruchsstimmung besitzt, ohne dass Rosa Anschütz ihre wavigen Wurzeln über Bord wirft. Zudem nähert sie sich auf dem Album zunehmend poppigen Tönen.
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