laut.de-Kritik
In Aufbruchsstimmung Richtung Pop.
Review von Toni HennigBei der zwischen Berlin und Wien pendelnden Künstlerin, Produzentin und Sängerin Rosa Anschütz verlaufen die Grenzen zwischen verschiedenen Künsten fließend. Auf ihrem vor eineinhalb Jahren veröffentlichten Debüt "Votive" haben sich unterschiedliche Stile und Klänge zu einem zusammengehörenden Ganzen verbunden, das unaufhaltsam in die Tiefe riss. Nun folgt mit "Goldener Strom" ihr Debüt für Ellen Alliens BPitch Berlin-Label.
Den Beginn macht "Their Blood", das mit Rave-Signalen, rhythmischen Techno-Beats, wavigen Einsprengseln und eingängigem Gesang für Rosa Anschütz-Verhältnisse geradezu kompakt ausfällt. Diese Kompaktheit bewahrt sich die Künstlerin, Produzentin und Sängerin auch im weiteren Verlauf.
Das anschließende "Perk" bildet eine elegante Elektro-Pop-Nummer, die ihre besondere Faszination aus dem Wechselspiel aus nachdenklichem Gesang und sanften Spoken Words bezieht. Dieses Wechselspiel zieht sich auch durch "Polished", das mit rituellen Rhythmen und dystopischen Synthies mehr Tiefe entwickelt. Es folgt mit "Sold Out" ein ergreifend schöner, sakraler Track, der von schummrigen Ambient-Sounds, minimalistischen Beats, naturverbundenen Querflötensamples und Rosas hellen und klaren Gesangslinien lebt.
Das folgende Titelstück steht mit seiner flotten Ausrichtung und dem Text, der davon handelt, sich im Moment mitreißen zu lassen, dazu im völligen Kontrast. Zwar wohnt der Musik von Rosa Anschütz nach wie vor eine gewisse Düsternis inne. Dennoch hört man in ihren Tracks immer mehr eine Art Aufbruchsstimmung heraus.
In "Bleeding" schwebt zunächst ihre von sakralen Chören und schweren Elektronikwolken umgebene Stimme zerbrechlich durch den Raum. Danach halten mit warmen Rhythmen und Elektroniktönen sowie einer emotionale Melodie zaghafte Lichtstrahlen Einzug in die Nummer. In "Suspect" verfogt Anschütz mehr eine industrielle Klangästhetik, bestehend aus marschierenden Beats und aufputschenden Spoken Words. "Intuitive" könnte dagegen mit seinen zurückgenommenen New Wave-Sounds, nächtlich anmutenden Fender Rhodes- und Chor-Einschüben sowie dem gefühlsbetonten Gesang minimalistischer kaum sein. Am Ende gibt es noch mit "Buddy" ein von harter Kickdrum, dynamisch rotierenden Beats und kühlen Vocals durchzogenes Technostück, das man sich gut im Berghain vorstellen könnte.
Letzten Endes fügen sich auf "Goldener Strom" wieder einmal verschiedene Stile und Sounds zu einem runden Ganzen. Dabei erschließt sich Rosa Anschütz zunehmend poppigen Gefilden, ohne ihre wavigen Wurzeln über Bord zu werfen. Man darf gespannt sein, wohin die Reise mit den nächsten Alben geht.
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