3. Juni 2019

"Wir sind im Grunde eine Kondom-Firma"

Interview geführt von

Was war das Beste in den Achtzigern? Royal Republic wissen: "Kitsch war noch nicht erfunden!" Im Interview erklären sie uns, warum Kitsch etwas Tolles ist und wie ihr viertes Album "Club Majesty" davon profitierte.

Guilty Pleasures werden im "Club Majesty" zu Pleasures – dessen sind sich Royal Republic sicher. Immerhin haben die Schweden den Tanzclub ja gegründet. Auf ihrem vierten Album frönen sie Disco, Funk und dem Vorbild Michael Bolton. Im neuen Hit "Can't Fight The Disco" singen sie gar: "No more rock'n'roll / Give me glitter for a change" Das sollte man jedoch nicht allzu ernst nehmen – Rock'n'Roll sind Adam Grahn, Per Andreasson, Jonas Almén und Hannes Irengård immer noch.

Wie Rock'n'Roll, das zeigt ihre Promotour. Die Herren können anscheinend gar nicht genug von Tourbussen kriegen und tingeln in einem quer durch Europa, wenn sie gar keine Shows zu spielen haben. Stattdessen treffen sie in jeder Stadt Pressevertreter und Fans – letztere für Party und Pre-Listenings. Auch der Bus ist also "Club Majesty". Die Geschäftszeiten beginnen früh: Schon um zehn Uhr morgens empfangen uns Royal Republic in ihrem Reich. Während Sänger Adam Grahn sich noch etwas verschlafen ein Brötchen ins Gesicht drückt, sind Drummer Per Andreasson und Bassist Jonas Almén bereits putzmunter und unterhalten sich mit uns über Kondome, elektrische Bananen, Blasinstrumente, Kitsch und natürlich ihr neues Album.

Mögt ihr Nightliner so gern, dass ihr sogar damit rumfahrt, ohne auf einer Konzerttour zu sein?

Jonas Almén: Wir machen lieber Promo im Nightliner als jeden Tag neue Städte anzufliegen. So ist es viel bequemer. Wir bekommen mehr Schlaf. Wir schätzen Schlaf in dieser Band sehr. Deswegen sehen wir so jung und fruchtbar aus.

Per Andreasson: So können wir viele Städte zu viert abdecken. Es muss nicht Adam zwei Wochen lang allein durch die Gegend fliegen.

Also wart ihr wirklich die komplette Promo/Listening-Party-Tour in diesem Bus hier unterwegs?

Per: Fast. Sie haben in London angefangen, wir kamen dann in Berlin dazu. Anschließend ging es nach Prag, Nürnberg, Frankfurt, Paris, Amsterdam, Hamburg und jetzt noch einmal Berlin, um den Kreis zu schließen. Komischer Kreis ...

Was waren eure Highlights?

Per: Immer die Pre-Listenings. Deswegen sind wir ja rausgefahren. Nicht dass wir keine Journalisten mögen, aber das wird auf Dauer eben etwas langweilig. Also gingen wir einen Schritt weiter, suchten Kontakt zu den Fans und gaben ihnen etwas Besonderes. Ein Highlight war die Party in Nürnberg. Sie fand schon um morgens um 9:30 Uhr statt. Wir befürchteten schon ein Desaster. Aber es hat geklappt. Die Leute haben getrunken, gefeiert und getanzt!

Jonas: Wir fragten sie um halb zehn morgens, was sie trinken wollen – Wasser, Tee, Kaffee? Ein Kerl sagte: "Ich will ein Bier!" Er war der perfekte Eisbrecher. Dann dachten sich alle: "Ja, warum nicht, was solls ... Wenn er Bier trinkt, trinke ich auch eins." Das entwickelte sich zu einer echt coolen Listening-Session.

Hattet ihr die Idee, so etwas durchzuziehen schon länger im Kopf oder kam sie euch erst, als ihr die eigentlich für den gleichen Zeitraum angesetzte Konzertreise absagen musstet – quasi als Entschädigung für die Fans?

Per: Wir mögen solche Special Events ohnehin gern. Letztes Mal machten wir eine kleine, schweißtreibende Clubtour vor dem Release. Diesmal hatten wir keine Zeit, sowas umzusetzen. Die Idee hatten wir zwar noch nicht im Kopf, aber die verschobenen Tour war auch nicht der Grund dafür. Wir hätten so oder so etwas in die Richtung gemacht. Wir fühlen uns ein bisschen schuldig, die Tour verschoben zu haben, aber wir freuen uns auch darüber, dass das Album nun so geworden ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Es gab im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder wir nehmen etwas auf, womit wir nicht wirklich glücklich sind und enttäuschen die Fans auf diese Weise. Oder wir nehmen uns etwas mehr Zeit fürs Album und verschieben dafür die Tour. Die Leute bekommen ja eine Tour, insofern empfanden wir das als die bessere Lösung.

Erst die Tour zu spielen und dann die Aufnahmen fortzusetzen war keine Option?

Per: Die Venues waren zu groß dafür. Und wir steckten schon mitten im Albumprozess.

Jonas: Es wären zwei Monate logistische Angelegenheiten dazwischengekommen, das wäre einfach unmöglich gewesen.

Wart ihr vor allem mit dem Songwriting unzufrieden oder mit der Produktion?

Jonas: Wir fanden Leute, mit denen wir für das Album gerne arbeiten wollten. Sie sind recht beschäftigt, was es schwer machte, Termine zu finden. Dazu kamen noch Labelangelegenheiten. Lauter bürokratische Dinge, die in der Öffentlichkeit niemand sieht, um die du dich aber kümmern musst. Zum Glück konnten wir die Deadlines dann verschieben.

Mit wem habt ihr gearbeitet?

Jonas: Christian Neander (Selig) und Michael Tibes von der Fuzz Factory. Michael Ilbert übernahm hier in Berlin den Mix.

Per: Und er ist sehr beschäftigt, weil er so gut ist. Du musst ihn weit im Voraus buchen, wenn du mit ihm arbeiten möchtest.

Soweit ich weiß, habt ihr es bei den vorhergehenden Alben auch schon so gehandhabt, dass Aufnahmen in Schweden, Mix in Berlin und einmal das Mastering in New York stattfanden. Macht ihr das hauptsächlich wegen des Personals oder gibt es noch einen anderen Grund?

Jonas: Teilweise waren wir übrigens mit einem Schweden hier in Berlin, haha.

Per: Das erste Album war das einzige, dass wir komplett in Schweden produziert haben. Der Mix fand damals in Stockholm statt. Fürs zweite gingen wir in die Berliner Hansa Studios. Michael Ilbert übernahm dort Produktion, Engineering und Mix. Auch "Weekend Man" haben wir in Berlin aufgenommen – mit Christian Neander und Michael Tibes. Michael Ilbert mischte es. Diesmal haben wir Schlagzeug und Bass in Berlin eingespielt und Gitarren und Vocals in Malmö.

Ihr habt eben bereits Labelangelegenheiten angesprochen. Ihr seid von Universal Music zu Nuclear Blast/Arising Empire gewechselt...

Per: Ja, das Business ist so turbulent momentan... Allzu tief möchte ich da gar nicht einsteigen, aber sie haben im Grunde alle Leute, mit denen wir gearbeitet haben, gefeuert. So ergab es keinen Sinn mehr, beim gleichen Label zu bleiben. Wir hatten das quasi bei jedem Album, das wir bisher rausgebracht haben. Entweder das Team fällt weg oder das Label wird aufgekauft ...

Jonas: ... womit das Team ebenfalls wegfällt.

Per: Bei jedem Album müssen wir wieder von vorn anfangen, mit neuen Leuten. Aber Nuclear Blast gibts jetzt schon eine ganze Weile ...

Jonas: ... und bisher ist es ein Blast!

Per: Wir hoffen also, dass sie noch eine Zeit lang dabei bleiben werden und wir etwas Langfristiges aufbauen können und nicht wieder nach einem Album von vorn beginnen müssen.

Nuclear Blast ist ein Metal-Label. Ihr fallt dort ein wenig aus dem Raster.

Jonas: Wir sind die softeste Band, ja. (lacht)

Per: Sie verstehen schon, dass sie uns nicht als Metal-Band vermarkten können. Wir sind auch auf ein separates, poppigeres Tochterlabel ausgelagert.

Arising Empire.

Jonas: Genau. Es war aber schon witzig, als wir ins Headquarter gefahren sind – mitten im Nirgendwo, in Donzdorf.

Per: Wir gingen rein und es war so: "Hallo? Was wollt ihr?"

Jonas: Security! Die haben keine Tattoos! Sie lächeln!

Per: Aber es sind super nette Menschen und wir freuen uns, mit ihnen arbeiten zu können.

Jonas: Nuclear Blast ist eine der wenigen Plattenfirmen, die seid Jahren konsistent und stabil stehen. Wenn du dich mit den Leuten dort unterhältst, hörst du, dass der eine schon seit 16 Jahren dort arbeitet, der andere seit 20 Jahren... Entweder man musst dort mit seinem Blut einen lebenslangen Vertrag unterschreiben oder ihnen allen gefällt es dort wirklich. (lacht) Wir haben haben das mit dem Blut gemacht.

Per: Vor allem sind sie einfach Musikfans. Das sind Musikleute. Bloß weil sie düster aussehen, hören sie auch nicht alle nur Black Metal. Sie hören Jazz! Und sie verstehen, wie die Musikindustrie funktioniert und in welche Richtung sie sich entwickelt. Es ist cool und fühlt sich gut an.

"Jeder von uns sollte ein cooles Blasinstrument lernen"

Wie schon bei "Weekend Man" gebt ihr in der Presseinfo an, es gebe einen Schlüsselsong für das Album. Bei "Club Majesty" ist das "Fireman And Dancer". Habt ihr in der Regel schon vorab eine Idee, sucht dann nach dem Song, der dazu passt, und baut dann das Album auf oder entsteht die Idee eher aus solch einem Schlüsselsong heraus?

Per: Die Idee war schon recht klar. Beim letzten Mal haben wir recht lange nach der richtigen Richtung für "Weekend Man" gesucht. Diesmal war die Richtung "Weekend Man" – aber die dancy Seite davon, ähnlich "Baby" und "When I See You Dance With Another". "Fireman And Dancer" war der erste Song, der ins Schwarze traf.

Jonas. Drumherum haben wir dann das Album aufgebaut. Bei "Weekend Man" fühlte sich "When I See You Dance With Another" wie das Zentrum des Albums an, um das wir das restliche Album aufgebauten konnten.

Auf YouTube feiern die Leute den 80s-Vibe der Songs. Ich finde, es steckt sogar mehr von 50s/60s-Disco drin. Gab es einen bewussten Ansatz oder habt ihr einfach drauflos gespielt?

Per: Ich weiß nicht. Irgendwie haben wir backstage schon immer solche Bands gehört. Wir schreien "Fuck you, good night", gehen total rock'n'roll und verschwitzt von der Bühne und dann heißt es: "Bing bag, da dum, ding dag!"

Jonas: "M-ts, m-ts, m-ts, m-ts…"

Per: Michael Bolton! Sowas in diese Richtung. Wir wollten uns nicht darum kümmern, in den Grenzen eines Genres zu bleiben. Rock'n'Roll kann sehr einschränkend sein. Wir sagten also: "Lasst uns keine Angst haben, die Grenzen ein wenig zu verschieben – oder sie sogar niederzureißen."

Jonas: Yeah, und verpass ihnen einen kleinen, royalen Twist! Wir wollten mehr unsere musikalischen Vorlieben einfließen lassen.

Per: Wir würden uns nicht unbedingt als Rock-Band bezeichnen. Wir sind einfach eine Band. Aber was auch immer wir tun: Let's make it rock! Das ist unser Ansatz.

Der Rock-Anteil rückt gerade auf "Club Majesty" auch eher in den Hintergrund, habe ich das Gefühl. Die Platte ist ziemlich funky, hat auch Anleihen an Synth-Pop.

Jonas: Absolut. Uns geht es hauptsächlich ums Tanzen und den Groove. Nur bitte nicht falsch verstehen: Wenn die Leute das live hören, wird es rocken! Versprochen! Aber du hast schon recht. Wir lassen unsere Guilty Pleasures gehen und verwandeln sie in Pleasures. Uns ging es immer darum, die Musik zu spielen, die wir spielen wollen – wir vier. Auch wenn über die Jahre Leute meinten, wir sollen mehr nach diesem oder jenem klingen. Letztlich brachte das die Band nur noch enger zusammen. Wir machen, was wir machen wollen! Wir müssen mit diesem Album für den Rest unserer Tage leben, also sollten wir besser stolz darauf sein.

Per: Immer wieder kommen auch Fans auf uns zu, die sagen: "Es ist so cool zu sehen, wie viel Spaß ihr habt. Wenn man das Album hört, klingt es, als würdet ihr Spaß haben und euch gut fühlen. Und wenn ihr auf der Bühne steht, sieht man euch den Spaß an und das steckt an." Und ja: Wir fühlen uns so! Das möchten wir auch beibehalten. Wir wollen nicht eines Tages auf die Bühne gehen und keinen Bock haben. Es ist eine Achterbahnfahrt. Wenn man nicht aufspringen will, okay. Bleib daneben sitzen und guck zu.

Bislang klappt das ja recht gut. Fahrt ruhig weiter Achterbahn.

Per: Jedes Album fühlt sich an wie die nächste Runde. Mal sehen, ob wir noch eine schaffen ...

Jonas: ... oder entgleisen. (lacht)

Per: Achtung, wir haben gerade einen Looping eingebaut – mit einer Guillotine in der Mitte! Schauen wir mal, was passiert. (lacht)

Kommt ihr beim Songwriting manchmal an einen Punkt, an dem selbst ihr sagt: "Okay, der Part ist zu cheesy"?

Per: Definitiv. Und dann sagen wir: "Lass uns den zweimal bringen!"

Jonas: Mehr Cheese zur Cheesiness!

Ist der Schlüssel zu eurer Musik, keine Angst vor Kitsch zu haben?

Per: Ja. Weißt du, was das Coole an den Achtzigern war? Damals war Kitsch noch gar nicht erfunden. Keiner hatte 'cheesy' zu 'cool' gemacht. Als jemand einen Michael Bolton Song schreiben wollte, haben sie den kitschigsten Song überhaupt geschrieben. Dann haben sie den kitschigsten Typen überhaupt mit der kitschigsten Stimme gesucht: Michael Bolton. Dann haben sie Pferde, Adler, Feuer und Saxophon draufgepackt und ihn durch den Ozean geschickt und durch die Luft fliegen lassen und ein Mädel verliebt sich in ihn und so weiter. Keiner hat "Nein" gesagt. Keiner hat gesagt: "Hm, vielleicht ist der Adler too much." Einer sagte: "Lasst uns einen Adler einbauen" und alle anderen so: "Yeeeeaaaahh!" Diesen Ansatz haben wir verfolgt. Wir wollten diese Freiheit zurückbringen.

Da du eben das Saxophon erwähnt hast: Adam hat es gerade spielen gelernt und setzt es auf "Club Majesty" ein. Hat er es eigentlich extra für das Album gelernt oder habt ihr es aufs Album gepackt, weil er es frisch gelernt hatte?

Per: Jeder von uns sollte ein cooles Blasinstrument lernen, um dann damit gewisse Dinge anstellen zu können. Aber wir anderen haben alle irgendwann aufgegeben, weil wir gemerkt haben, wie schwer es ist, diese Teile zu spielen. Anfangs dachten wir uns nichts dabei. Wie schwer kann es schon sein, "Tut-tut" zu machen?

Jonas: Ich kam mit meiner Trompete bis zu "Twinkle, Twinkle, Little Star". Aber Adam blieb dran.

Adam hatte also das Saxophon, Jonas die Trompete – was hattest du, Per?

Per: Posaune. Und Hannes ebenfalls Trompete.

Jonas: Wir hätten in perfect pitch zueinander stehen sollen.

Per: Wir wollten eigentlich eine Tuba für Jonas, konnten uns aber keine leisten.

Jonas: Oh Gott, das wäre ja furchtbar gewesen. Wop, wop, wop, wop.

Ihr könntet euch ja für die Tour im Herbst noch eine anschaffen, als kleines Gimmick zwischen den Songs.

Jonas: Das war der ursprüngliche Plan – bis wir gemerkt haben, dass das nicht wirklich fly werden würde. (lacht) Aber es hat Spaß gemacht und hat dazu geführt, dass Adam jetzt Saxophon spielt. Während wir Songs geschrieben haben, hat er Saxophon geübt und fands total cool. Dann hat er einen Song mit dem Sax begonnen ... und noch einen ... und noch einen ...

Per: Ab einem gewissen Punkt konnten wir ihn einfach damit motivieren, dass wir Saxophon im Song erlaubt haben. Plötzlich war er total happy. Du musst wissen, wie du Menschen mit großem Ego manipulierst. Zum hinter ihm telefonierenden Adam: Und wie du sie zum Schweigen bringst!

Adam: Hä?

Per: Ruhe da hinten!

"Wir versuchten, der Zlatan Ibrahimovic für Band Sponsoring zu werden"

Über die Achtziger-Vibes von "Club Majesty" haben wir schon gesprochen. Aber was haltet ihr eigentlich von der heutiger Clubkultur?

Per: Keine Ahnung, ich war noch nicht in vielen Clubs. Wir hängen immer in Karaoke-Bars ab. Clubs mag ich nicht.

Jonas: Der einzige Club, in den ich gerne gehen würde ist dieser hier: "Club Majesty"!

Also habt ihr euren eigenen Club als Gegenentwurf zur jetzigen Clubkultur geschaffen?

Jonas: Vielleicht. Aber das ist leicht gesagt, schließlich wissen wir ja rein gar nichts über die jetzige Clubkultur, haha.

Per: Es ist eher ein George Clooney/Catherine Zeta-Jones Club.

Jonas: Aber jeder ist willkommen, nicht nur George Clooney und Catherine Zeta-Jones.

Per: Genieß einen Dry Martini und ein gutes Gespräch.

Jonas: Oder einfach ein Bier.

Per: Und tanz dein Hirn raus!

Euer Image ist das einer spaßigen Unterhaltungsband. Das überschattet manchmal, dass euer Material musikalisch teilweise recht anspruchsvoll ist. Stört euch das?

Per: Ich glaube gar nicht, dass es das tut. Aber wir wollen eigentlich auch nicht, dass die Leute sich zu sehr auf die Musikalität konzentrieren. Sie soll da sein und wenn du dich darauf konzentrieren möchtest, bitteschön. Aber uns kümmert es eigentlich nicht, ob wir nun das komplizierteste Riff der Welt spielen. Wir wollen trotzdem, dass es sich so simpel anfühlt wie alles andere, was wir spielen. Ich glaube wir haben ein ganz gutes Level. An einigen Abenden übertreiben wir es etwas mit der witzigen Seite, an einigen mit der ernsten. Aber meistens treffen wir den Nagel auf den Kopf.

Ihr seid große Fans der Electric Banana Band, die ebenfalls Spaß und Musikalität hervorragend vereinen.

Per: Oh ja. Sie haben total bescheuerte Texte, aber exzellente Songs. Sie begannen als Band für Kinder, heuerten aber dann die besten Musiker an und es klingt fabelhaft.

Jonas: Vor zwei, drei Jahren waren wir beim Sweden Rock Festival und sahen sie dort vor uns auf der Main Stage spielen. Ich kenne die Musik seit meiner Kindheit und war total überwältigt. Es sah so wahnsinnig spaßig aus. Vor allem, wenn du dann all die Metalheads mit ihren Kids siehst und alle mitsingen!

Per: Der Name ist auch super.

Jonas: In den Achtzigern hatten sie ihre eigene Show. Die gibts schon eine ganze Weile. So genau kenne ich ihre Geschichte auch nicht, weil ich damals ein Kind war. Beim Sweden Rock löste das eine Art Revival-Feeling aus. Meinem Sohn spiele ich ihre Musik auch vor. (lacht)

Ein Song eures neuen Albums ist nicht wirklich für Kinder geeignet: "Under Cover" war ursprünglich als Jingle für eine Kondom-Werbung gedacht.

Per: Ach, wenn man die Kondom-Story nicht kennt, ist das auch was für Kids. Dann klingt es wie James Bond. Die Kinder hören was anderes im Song als ihre Väter. Aber ja: eine große Kondom-Firma kam auf uns zu und fragte, ob wir ihnen einen Jingle schreiben könnten.

Jonas: Für irgendein neues Produkt. Gerippte oder stachlige Kondome.

Per: Wir sagten: Klar! Dabei entstand die Idee zu "Under Cover".

Jonas: Die kitschigen Textzeilen sind quasi lauter Verkaufsslogans.

Per: "We'e going all in / It's a win-win. Und das Riff klingt wie vor-und-zurück, vor-und-zurück. Dann schickten wir es ein und hörten nie wieder von ihnen.

Jonas: Wir wurden sitzen gelassen mit einem tollen Kondom-Song. Also haben wir ihn stattdessen aufs Album gepackt.

Könntet ihr euch vorstellen, künftig mehr solcher Auftragsarbeiten anzunehmen?

Per: Von Kondom-Firmen auf jeden Fall. Wir sind ja im Grunde nichts anderes. Have fun, but stay safe!

Jonas: Hey, das klingt gut!

Per: Also ja, wenn es das Richtige ist, sind wir schon dafür zu haben. Aber generell ist Branding-Zeug nicht so unseres. Das war mal anders. Zu einem gewissen Zeitpunkt versuchten wir, der Zlatan Ibrahimovic für Band-Sponsoring zu werden. Das war lächerlich und nur fürs Geld. Wir versuchten, Marken dazu zu bringen, uns Produkte zu geben. Aber sie wollten alle nicht, dass wir ihre Produkte vermarkten, haha. Sie fanden uns komisch. Wir haben gar nichts gekriegt.

Jonas: Hätten wir alles bekommen, sähen unsere Jacken heute aus wie die von Rennfahrern.

Wäre auch ein schönes Gimmick.

Jonas: Auf jeden Fall. Vielleicht beim nächsten Album.

Machte es einen Unterschied im Songwriting, als ihr für einen speziellen Auftrag komponiert habt?

Per: Es war einfach ein kreatives Spaß-Ding. Wir wollten es mal ausprobieren. Wir hatten sowas vorher noch nie gemacht. Mal sehen, ob wir es künftig nochmal machen. Die Zeit war reif, es mal durchzuziehen. Da wir gerade den Recording-Zyklus begonnen hatten, passte das super rein. Es nahm ein wenig den Druck, den wir durch die Arbeit am Album verspürten und gab einen frischen Impuls. Wir wussten genau, welches Thema der Song haben sollte und mussten nicht groß überlegen.

Erzählt uns zum Abschluss bitte noch von eurer denkwürdigsten Club- bzw. Diskonacht.

Jonas: Als wir vor fünf Jahren in Tschechien unterwegs waren, landeten wir in einem super beschissenen Club. Schwer zu beschreiben, aber es wirkte wie eine Diskothek für Mittelschüler. Es hatte den Vibe, als würden hier Sechstklässler ihre Partys schmeißen. Aber es gab eine Bar. Irgendwie war es so cheesy, dass es schon wieder cool wurde.

Per: Einmal landeten wir in Paris in einem Club, der früher Salvador Dalís alte Wohnung war. Das war ziemlich gut.

Jonas: Sehr posh.

Per: Ja, richtig Disco war das nicht. Aber wir tanzten. Ich weiß noch, wie sie dort "Call Me Maybe" spielten – nie habe ich den Song lauter gesungen. (lacht)

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