laut.de-Biographie
Salt-N-Pepa
"Let's Talk About Sex", "Whatta Man", "Shoop" ... und vor allem: "Push It": Salt-N-Pepa haben zweifellos mehrere Kapitel Popgeschichte geschrieben. Als eine der ersten weiblichen Rapcrews erobern sie in den späten 1980er Jahren MTV-Publikum, Hitparaden, Modemagazine und sammeln Auszeichnungen. Jahrzehnte später lebt ihr Erbe in pophistorischen Anthologien, immer neuen "Push It"-Remixen und im Hipster-Referenzsystem weiter.
Die Hip Hop-Welt in den ausgehenden Achtzigern: eine überwiegend männliche Domäne. Nicht wenige Plattenfirmenbosse glauben, die Heydays des Rapgeschäfts seien bereits vorbei. Plötzlich und unerwartet, mitten in den vermeintlich abflauenden Trend hinein, tauchen 1985 Cheryl James (Salt, *1967) und Sandra Denton (Pepa, *1965) auf.
Unter dem Namen Super Nature veröffentlichen die beiden aus Brooklyn respektive Kingston, Jamaica stammenden Rapperinnen, die sich während ihrer Krankenschwesternausbildung kennenlernen, den Track "The Showstopper". Den Ausschlag zur Projektgründung gibt jedoch ein gewisser Hurby Azor. Der damalige Kunststudent engagiert James und Denton für eine Seminararbeit und wird später Manager und Salts Boyfriend in einem.
Die Antwort auf die Hitsingle "The Show" von Doug E. Fresh nistet sich im New Yorker Rapradio ein und wird ein erster respektabler R&B-Hit. Dass das Stück eine Melodie aus dem 1984er-Film "The Revenge Of The Nerds" benutzt, kommt dabei nicht von ungefähr. Die Verwendung bekannter Songs und Samples ist für die Band in der Frühphase stilprägend.
Zu jener Zeit ahnt aber noch niemand außerhalb der Rapposse, welche Potenziale in dem Act stecken. Mit dem Singleerfolg im Gepäck unterschreiben James und Denton als Salt-N-Pepa einen Plattenvertrag beim Indie Next Plateau. Deidra Roper (*1969) stößt zum Duo dazu und ersetzt Latoya Hanson als DJ Spinderella.
Das Debüt "Hot, Cool & Vicious" erweitert 1986 das Songrepertoire zunächst um einige weitere Erfolge, doch der ganz große Durchbruch bleibt aus. Erst als ein DJ aus San Francisco für die B-Seite der an ein Otis Redding-Stück angelehnten "Tramp"-Single einen Remix von "Push It" anfertigt, landen Salt-N-Pepa ihren ersten Triumph. Der Partystarter verkauft sich mehr als eine Million mal, erobert Rap- wie R&B-Charts und führt zur ersten Grammy-Nominierung.
Der Erfolg öffnet zahlreiche Türen, und zwar für weibliche Rapper weit über die Salt-N-Pepa-Personalien hinaus. Lange vor etwa TLC gelingt ihnen als eine der erste Hip Hop-Gruppen überhaupt dank tanzbarer Beats der Brückenschlag in den Pop-Mainstream. Auch mit dem eilig zusammengeschusterten Zweitwerk "A Salt With A Deadly Pepa" (1988) leistet das Trio für den Eroberungsfeldzug des Hip Hop in den frühen Neunzigern entscheidende Pionierarbeit.
Doch erst mit dem Album "Blacks' Magic" mehr als zwei Jahre darauf findet die Band endgültig zur eigenen Stimme. Waren Salt-N-Pepa bis dahin bei allem Erfolg vor allem durch die catchy Synthhook von "Push It" sowie durch Rap-Remakes alter R&B-Classics bekannt geworden, also als Crossover-Künstler, definieren sie hier ihre Essenz: Urban Music zwischen Dancefloor, Rap und R&B, der zu gleichen Teilen Kinkyness und feministisches Selbstbewusstsein proklamiert.
James und Denton thematisieren (Safer-)Sex, Beziehungen, Romantik, Respekt und Liebe aus einer dezidiert weiblichen wie körperbetonten Perspektive – in starkem Kontrast zum angesagten 1990er-Gangstarap. Mit "Blacks' Magic" erweitert der Dreier seine Kreise nachdrücklich über die USA hinaus und notiert auch im UK hohe Chartsplätze. Insbesondere die Songs "Let's Talk About Sex" über die allgegenwärtige HIV-Epidemie als auch das spätere En Vogue-Feature "Whatta Man" sichert ihnen weltweite Aufmerksamkeit.
Neben dem 1995-Grammy-Award für "Best Rap Performance" gehen Salt-N-Pepa mit "Very Necessary" (1993) auch als bestverkaufte Rapplatte eines weiblichen Künstlers in die Hip Hop-History ein. Derart beflügelt, wagen die Protagonisten den Ausflug nach Hollywood: Salt spielt in der Komödie "Who's The Man?", Pepa übernimmt eine Rolle im Film "Joe's Apartment".
Als Streitigkeiten mit Produzent Hurby Azor in den Mittneunzigern vor Gericht landen, flaut auch die SNP-Karriere langsam ab. Zwar übernehmen die Bandmember schon seit "Blacks' Magic" im Zuge des Self-Empowerments zunehmend erfolgreich Songwriting- und Autorenaufgaben; im Zuge der großen zeitlichen Lücke zwischen den Alben Nr. 4 und 5 verlieren Salt-N-Pepa jedoch ein wenig den Anschluss an den sich wandelnden Hip Hop-Sound jener Zeit.
Zudem meldet die Plattenfirma Konkurs an, womit sämtliche Promo-Maßnahmen für die "Brand New"-LP ausfallen. Nichtsdestotrotz versammeln Salt-N-Pepa noch einmal große Namen des Popbiz: Sheryl Crow, Queen Latifah und viele andere werden hier gefeatured.
Nach weltweiten Tourneen gibt Salt 2002 schließlich bekannt, nicht länger Teil der Musikindustrie sein zu wollen – Salt-N-Pepa sind Geschichte. Sie verschreibt sich dem Christentum, schreibt Rhythm & Praise-Songs, wobei ein angekündigtes Soloalbum nie erscheint. Pepa hingegen veröffentlicht eine Autobiografie, für die Queen Latifah einleitende Worte und Missy Elliott den Epilog verfasst.
2007 folgt die Wiedervereinigung. Salt, Pepa und Spinderella verarbeiten Trennung und Comeback öffentlich in einer nach ihnen benannten VH-1-Show. Seither tritt die Band sporadisch bei Award-Verleihungen oder Oldschool-Hip Hop-Konzerten auf. So eröffnen Salt-N-Pepa beispielsweise im Sommer 2012 für Public Enemy in New York.
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