laut.de-Biographie
Serious Klein
Seit seinem Debüt-Mixtape "The Rolling Stone" schickt sich Kelvin Boakye alias Serious Klein an, einen gewissen fahrstuhlfahrenden Fußballverein als größten Exportschlager Bochums abzulösen. Das gelingt dem deutschen MC mit ghanaischen Wurzeln ab etwa 2015. Dann nämlich sorgt die EP "The Introduction" für ersten Wirbel weit über die graue und eher rapferne Ruhrgebietsstadt hinaus.
Zum Zeitpunkt des Debütalbums "You Should've Known", das weitere drei Jahre später bei Majestic erscheint, steht der Rapper mit Features in der Juice, dem Splash! Mag und der Backspin schon mindestens kurz vorm Starstatus.
Apropos Exportschlager: Boakyes ausschließlich englischsprachige Raps bescheren ihm im Zuge der Albumpremiere auch prominente Fürsprecher in Übersee. Alicia Keys holt den Jahrgang 1991 für ein Konzert für einen gemeinsamen Song auf die Bühne, nachdem sie ihn als "eine der wichtigsten deutschen Raphoffnungen" angekündigt hatte.
Unter den zahlreichen YouTube-Uploads sammelt der Albumtrack "91 Flex" etwa zu dieser Zeit erstmals über eine Million Klicks. Wie Serious Klein das schafft? Mit einem so gekonnt an amerikanischen Hip Hop und Trap angelehnten Stil, der nicht nur Bochum, sondern die gesamte Bundesrepublik und schließlich die ganze Rapwelt staunen lässt.
Serious Klein, der mit zwölf anfängt zu rappen und sich zunächst Key Bee nennt, überzeugt auch internationale Rapgourmets mit einem extrem variablen Flow, den nicht wenige Ähnlichkeiten zu J. Cole, Vince Staples oder gar Kendrick Lamar attestieren.
Klein selbst bezeichnet seine Mixtur aus Soulparts, conscious Trap und den exzellenten Beats seines Produzenten, dem Grammy-Gewinner Rascal, als "Art Rap" und erklärt: "Klar hat mich auch die Deutschrap-Szene beeinflusst. Aber ich habe mehr Kendrick und J. Cole gehört und daraus mein eigenes Ding gemacht. Englisch ist nämlich ohnehin meine zweite Muttersprache."
Als international beachteter Rapper mit deutschen Wurzeln fällt der Name Serious Klein in den 2010ern zudem immer häufiger in einem Atemzug mit dem seines Freundes und geistigen Schwippschwagers Kelvyn Colt.
Auch inhaltlich befindet sich Serious Klein in Distanz zum sonst üblichen Deutschrap-Einerlei seiner Zeit. Der MC verzichtet auf skandalisierende Exzesse zur Imagebildung und beschäftigt sich lieber in Analogie zu seinen US-amerikanischen Kollegen mit ernsthaften Themen wie Rassismus. Der ist schließlich auch hierzulande ein bedauerlich notorisches Problem.
Klein: "Erfahrung hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Man muss Scheiße erleben, dann peilt man die Dinge. Dadurch hat sich meine Lyrik im Laufe der Zeit stark verändert." Zu Großem holt der Bochumer in jedem Fall aus. Gemeinsam mit Produzent Rascal und seinem Manager gründet Serious Klein das Künstlerkollektiv Family Tree/555, plant die Eroberung erst des europäischen, dann des US-Markts.
Zudem überzeugt er mit sympathisch unprätentiösen Botschaften: "Meine Musik steht für Selbstliebe und Realität." Zu seinen Traum-Kollabos rechnet er die im Soul verankerten Künstler Bilal und Erykah Badu - und Outkast.
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