laut.de-Biographie
Skee Mask
Beim Producer und DJ Skee Mask lässt, wenn überhaupt, der Künstlername erahnen, woher er kommt: Aufgrund der Nähe zu den Alpen und weil er hin und wieder gerne aufs Snowboard steigt, verpasst sich der in München ansässige Bryan Müller dieses Pseudonym. Dass er sich hinter der imaginären Skimaske noch besser verstecken kann, ist dabei ein netter Nebeneffekt.
Musikalisch hingegen hat Skee Mask mit München auf den ersten Blick so viel zu tun wie Rudolph Moshammer mit Working-Class-Mode. Verschachtelt sind Müllers Tracks, strahlen nichts vom Savoir-vivre bayerischer Gigolos aus und spüren ebenso wenig dem in der bayerischen Landeshauptstadt populären House- und Disco-Sound nach. Folglich kommt für Müller nur eine musikalische Heimat in Frage: das von den Zenker Brothers betriebene Label Ilian Tape, das weltweit für seine zeitgeistig-avantgardistischen Techno-Visionen bekannt ist.
Das passt, vermengt Müller mit Vorliebe Breakbeats, Ambient, Bass Music, Techno und mit Abstrichen Hip Hop zu einem eingängigen wie originellen Gebräu. Dessen Attraktivität rührt nicht mal zwingend von der Vielfalt der Zutaten, sondern vom Destillationsprozess her. Skee-Mask-Tracks haben eine charakteristische Verfasstheit, mit Presslufthammer-Gewalt komprimiert, grobkörnig texturiert und gewaltig grummelnd in den Tiefen.
Das gilt für Müllers Alben durch die Bank: "Shred", das (Track-)namentlich noch an die vom Interpreten geliebte Wintersport-Welt anknüpft, legt 2016 die Weichen. 2018 erscheint mit dem schlicht überragenden "Compro" dann ein moderner Meilenstein elektronischer Musik, nach dem sich in der globalen Fachpresse erste Aphex-Twin-Vergleiche einstellen. 2021 veröffentlicht Müller mit "Pool" quasi aus dem Nichts eine sperrige LP mit 17 Tracks, auf der er seine musikalischen Neigungen kaleidoskopisch ausbreitet.
In der Underground-Nische befand er sich, der "Pool" beispielsweise explizit nicht auf Spotify zugänglich macht und kommerzielle wie künstlerische Missstände in der Szene immer wieder harsch kritisiert, allerdings nicht von Anfang an. Schon vor seiner Zeit als Skee Mask landete er als SCNTST mit etwas simpleren Tracks, die zwischen Instrumental-Hip-Hop und straightem Techno bzw. House im Stile eines Shed changieren, auf Boys Noizes gleichnamigem Label, auf dem er 2013 etwa das Album "Self Therapy" veröffentlichte.
Seine progressive, aber im Gegensatz zu vielen Kolleg*innen keineswegs technokratische Philosophie, die er 2016 im Interview mit der GROOVE umreißt, kristallisiert sich schon damals in zarten Ansätzen heraus: "Musikalisch vorwärts zu denken bedeutet für mich auf jeden Fall nicht, irgendetwas Neues zu erfinden; technisch gesehen bin ich auch ziemlich unwissend, deswegen wäre ich dazu gar nicht in der Lage. Musikalisch vorwärts zu denken bedeutet für mich beispielsweise, es zu schaffen, einen Track nur mit drei Elementen für acht Minuten interessant zu machen. Oder wenn ein DJ-Set mehrere Genres und Einflüsse enthält und dadurch einen größeren Spannungsbogen erzeugt."
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