laut.de-Biographie
Smoke Blow
Jack Letten (Gesang), Greif Hellhammer (Bass), Kentucky (Gitarre), Fabrizio (Drums) und Gerrard the J.R. (Gitarre) aus Schleswig-Holstein bilden Smoke Blow. Anfangs sind sie noch unter dem Namen Smoke in ihrer Heimatstadt Kiel und Umgebung unterwegs und covern alte ZZ Top- und Lynyrd Skynyrd-Klassiker. "Das war eigentlich keine richtige Band, sondern so'n Kumpel-Ding", berichtet Frontmann Jack. Doch aus dem Kumpelding wird mit der Zeit Ernst, und man beginnt eigene Stücke zu schreiben.
Als Einflüsse müssen so unterschiedliche Gruppen wie AC/DC, die Rolling Stones, Saint Vitus, The Cure, die Melvins, Black Flag, GG Allin und natürlich die Sex Pistols herhalten. Von Johnny Rotten und Sid Vicious lernen sie die Fuck You-Attitude. GG Allins fäkale Bühnenaction dient als Vorbild für die abgedrehten Shows, und die Stones begeistern die Nordlichter durch ihre frühere zahme Hotelzimmerbehandlung.
Der Rest beeinflusst Smoke Blow mehr musikalisch. An AC/DC mag man den treibenden Drumsound, Robert Smith schreibt die schönsten Melodien, die Melvins machen den anspruchsvollsten Lärm, und Saint Vitus sind sowieso "the heaviest band on planet earth." Black Flag runden dann den Soundmix mit ihrer Hardcore-Einstellung ab.
Man geht mit dem kleinen Label Loudsprecher aus Hannover - "home of the raw power rock'n'roll action" - eine sinnvolle wie fruchtbare Symbiose ein. Erstes Produkt ist das 1999er Low Budget-Debüt "Smoke's A-Blowin' Black As Coal". Eine defekte 16-Spur-Bandmaschine, Flohmarkt-Instrumente und ein paar Kisten Bier müssen reichen: "Das Mischpult haben wir uns von so 'nem alten Hippie aus dem Stadtpark geliehen. So ist die Platte entstanden, also ohne eine Mark rein zustecken - hört man ja auch 'n bisschen, ist schön müllig".
Dass es die Songs trotzdem noch auf ein Album schaffen, ist dem Kieler Produzenten Ulf Nagel zu verdanken. "Unser Kumpel, der auch ein Studio hat und die Songs geil fand, hat die dann noch mal umsonst für uns gemixt und mit ein paar modernen Geräten noch was raus geholt." Und diese Songs haben es in sich. Man fühlt sich, als wäre man unter eine musikalische Dampfwalze geraten. Eine Gitarrenwand aus spaciger Psychadelic-Mucke und Punkrock lässt wenig Platz zum Atmen. Über allem jedoch dröhnt das Jacks Mörderorgan, der seine arme, dem Teufel geweihte Seele nur so heraus kotzt.
Smoke Blowes Stärken kommen live noch mehr zum Tragen. Da werden die wabberigen Space-Parts einfach in Grund und Boden geprügelt und gebrüllt. Zudem eifern sie ihrem Idol GG Allin durchaus erfolgreich nach. Ende 1999 kann ein ausgewähltes Publikum seine Blicke auf Letten & Co. werfen, denn Smoke Blow zerlegen auf der The Good, The Bad And The Ugly-Tour auch überregionale Konzerthäuser. Kurz darauf folgt die zweite Scheibe "777 Bloodrock", die wesentlich härter und schneller ausfällt als der Erstling: "Eigentlich sind wir doch 'ne Punkrock-Band."
Im Mai 2001 schieben sie ihr drittes Album Punkadelic - The Godfather Of Soul hinterher. Und auch ihr Fantum wird belohnt - im Frühjahr 2001 wird ihnen die Ehre des Melvins-Supportacts zu teil.
In der Folgezeit wechselt zum Berliner Laden Nois-O-Lution. Hier erscheint 2003 die von der Fachpresse gefeierte Dampframme "German Angst". So massiv wie der Tanker auf dem Cover, so massiv die Band. Zu diesem Zeitpunkt ist MC Straßenköter schon fester Bestandteil der Band. Er war 2001 zunächst als Mercher eingestiegen und besorgt nun neben Letten die Vocalparts.
Einen dezent düstereren Touch zeichnet das 2005er "Dark Angel" aus. Nach der fünften Platte steht erneut ein Labelwechsel an: In Zukunft veröffentlicht der Sechser bei PIAS. 2007 beginnt die Arbeit am nächsten Werk "Colossus". Als Produzent fungiert diesmal Guido Lucas. Laut Basser Greif war die Maxime, so sehr auf den Punkt wie möglich hochmelodische Punkrocksongs zu schreiben.
Zwei Jahre später lautet das Motto dann wieder ganz anders: so hart wie möglich, könnte man sagen. Auf "The Record" preschen tiefer gestimmte Death-, zuweilen Desert-Gitarren und aggressiv düstere Vocals teils schwer, teils im forschen Hardcore-Tempo unaufhaltsam voran. In Kiel Rock City ist der Fuß nun mit dem durchgetretenen Gaspedal verwachsen, der Auspuff raucht dazu gewaltig - gemixt wurde in New York, gemastert in Dänemark. Keine Kompromisse.
1 Kommentar
Die Leute reisen wirklich alles nieder, was es sich lohnt niederzureisen.