laut.de-Biographie
Sonja Kandels
Sonja Kandels erblickt das Licht der Welt 1969 in Prüm in der Eifel. Genießen kann sie die deutsche Kultur jedoch nur ein winziges Wöchlein, bevor sie ihrem Vater in den Niger folgt. Zwei Jahre später siedeln sie für 24 Monate (das unstete Leben eines Entwicklungshelfers!) nach Afghanistan, anschließend lebt sie in Kamerun: "Wir haben viele traditionelle Feste mitgefeiert. Diese erdverbundene, urtümliche und trance-mäßige Kultur habe ich als kleines Kind schon sehr bewusst miterlebt."
Mit 11 Jahren kehrt sie zurück nach Deutschland, in dessen kultureller Umgebung sie sich weder auskennt, noch wohl fühlt: "Ich wollte nicht raus, konnte kaum sprechen und war total verschüchtert. Wenn ich einen Afrikaner auf der Straße gesehen habe, war das für mich ein Stück Zuhause".
Sie rettet sich ins Malen und in die Musik, zuerst Flöte, dann Klavier. Mit 19 nimmt sie ihren ersten Gesangsunterricht. Asthmaprobleme und Schwierigkeiten mit der klassischen Gesangstechnik lenken ihre Energien jedoch vorerst in ein Kunstpädagogikstudium. 1995 schließt sie mit Diplom die Kunsthochschule in Bonn ab und geht nach Berlin um sich dort fünf weitere Jahre dem intensiven Studium des Jazz und der Popularmusik zu widmen.
Mit Gleichgesinnten beginnt sie ihre eigenen musikalischen Visionen umzusetzen und findet in Michael Gross (p), Michael Halves (b) und Kay Lübke (dr) treue Weggefährten.
Gemeinsam gewinnen sie das Nachwuchsjazzfestival 2000 in Leipzig, in deren Folge Sonja Kandels ein Stipendium für einen sechswöchigen Aufenthalt in Kamerun erhält.
Dort arbeitet sie mit Sängerinnen der Baka-Pygmäen zusammen und macht erstaunliche Erfahrungen: "Wenn diese Frauen singen schwebt die Musik. Es ist als würde sich ein Teppich bilden. Es ist polyphoner Gesang, der sich immer leicht ändert. Aber wenn man will, dass vielleicht mal eine Frau alleine ihre Stimme singt, geht das überhaupt nicht. Es macht genau wie in ihrem sozialen Leben nur Sinn, wenn alles gemeinsam getan wird. Ich habe es dann aber geschafft, wenigstens mal nur zwei singen zu lassen".
Aus diesen Erfahrungen gestaltet sie ihre Diplomarbeit, schließt ihre musikalische Ausbildung mit Erfolg ab und wendet sich dem rauhen Alltag des Musikgeschäftes zu. 2003 debütiert Sonja Kandels mit "God Of Laughter". Darauf präsentiert sie die Afro-Jazz-Visionen einer Suchenden, die sich stetig fragt, wo ihr Zuhause ist. Ihre Wurzeln verortet sie in Westafrika und Europa gleichermaßen, was sich in ihrer Musik wiederspiegelt. Ihre Texte formuliert sie in einem Sprachgemisch aus Wolof, Französisch, Englisch und Fantasie.
Für ihr zweites Album "Fortunes Arrive" (2004) erfährt die in Berlin lebende Sängerin die Unterstützung zahlreicher europäischer und afrikanischer Musiker. Darunter Felix Sabal-Lecco, der schon für Sting, Sade und Youssou N'Dour trommelte. "Fortunes Arrive" bietet neben Eigenkompositionen auch Wayne Shorters "Speak No Evil" in einer afrikanisierten Version, Kenny Wheelers "The Opening" und den Spiritualklassiker "Sometimes I Feel Like A Motherless Child".
Ende 2005 tourt sie mit dem Projekt "Wir Jazzwunderkinder" durch Deutschland. 2006 gewinnt Kandels ein Stipendium vom Kultusministerium NRW für ihr Chorprojekt "The Power Of Voice". Gemeinsam mit ihrer Band und 100 Schulkindern singt sie populäre und traditionelle afrikanische Lieder.
Noch keine Kommentare