Porträt

laut.de-Biographie

Square One

Gute englischsprachige Emcees aus Deutschland lassen sich um die Jahrtausendwende an einer Hand abzählen: Raptile, Kc Da Rookee, die Harlekinz, Tyron Rickets von Mellow Bag, Ono von Walkin Large, Sekou von FK, sowie Gianni Dolo und Rasul Allah von Square One.

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Genannte Rapper haben es ungleich schwerer als ihre auf Deutsch reimenden Kollegen: Sie stehen in direkter Konkurrenz zu den US-Acts. Die Messlatte liegt so natürlich hoch.

Rasul Allah erklärt seine Motivation, trotzdem englische Verse zu kicken: "Für mich war es nie wichtig, ob ich auf Englisch oder Deutsch rappe. Es geht mir und uns nur darum, international etwas zu bewegen und Feedback zu kriegen, weißt du?"

Wir bekommen jeden Tag e-Mails aus Japan, Australien, USA, Belgien, Kroatien, England und so mit positivem Feedback", so Rasul weiter. "Das ist wirklich nice, weil das genau das ist, was wir schon immer wollten. Es ist doch das Wunderbarste, meinetwegen 15.000 LPs weniger zu verkaufen, dafür aber deinen Shit auf internationaler Ebene zu spreaden. Das ist es, wofür ich lebe."

Doch das zeigt nur eine Seite von Square One. Die andere wird von Beatbastler Iman und DJ Edward Scissorhands angeführt. Edward, über den der Stuttgarter DJ Emilio sagt, er sei sein "Mann an den Turntables", sorgt für die Cuts und Scratches.

Iman kümmert sich als Produzent ausschließlich um die Entwicklung des Sounds. Seine exquisiten Beats sorgen dafür, dass Square One nicht nur wegen der Lyrics sondern auch wegen der Musik eher mit amerikanischen Artists als mit deutschen Künstlern verglichen werden.

Iman liefert dafür eine logische Erklärung: "Für mich bedeutet Hip Hop Sampling. 1993 war die Zeit, die mich am meisten beeinflusst hat. C.L. Smooth & Pete Rock, Diamond D und DJ Premier. Meine Drumsounds hol' ich mir von alten Jazzplatten, so wie es früher eigentlich alle gemacht haben."

Die Berliner von KMC sprechen dann auch zu Recht von "Eastcost flows to the fullest, nice beatz n' all dat". Der Sound ist so ausgereift, dass Leute wie Curse ("Wahre Liebe"), Tefla'& Jaleel ("Postwendend") und Nico Suave ("Es Hängt Davon Ab") seine Dienste in Anspruch nehmen.

Doch aller Anfang ist schwer. Ali Rakhshandeh und Iman Shahidi lernen sich Anfang der Neunziger in München kennen. Im Jahr 1994 versuchen sie, ein Pre-Production-Studio aufzubauen. Die Mühe scheint aber umsonst gewesen zu sein: Kurz darauf geht Ali in die USA. Ein Jahr später kehrt er jedoch zurück, er und Iman nehmen einen neuen Anlauf.

Sie stellen ein vier Titel starkes Demotape zusammen und fliegen damit über den großen Teich nach NY, um Kontakte zu knüpfen. Aber erst, nachdem Ali in seinen Münchener Club die besten Hip Hop-DJs aus Deutschland einlädt und ihnen das Tape aufs Auge beziehungsweise in die Ohren drückt, kommt der Stein ins Rollen.

Square One - Walk Of Life Aktuelles Album
Square One Walk Of Life
Bei den Münchnern regieren deepe Harmoniebögen und trockene Drums.

Das Hamburger Label Showdown signt Square One. DJ Edward und MC Gianni stoßen dazu. 1999 erscheint die erste Maxi "Mind, Body And Soul". Schon hier blitzen Imans Beatkünste und Rasuls anspruchsvolle Texte auf. Rasul macht zusätzlich mit einem Solotrack ("Allah Power You") von Thomillas "Genuine Article"-Album auf sich aufmerksam.

Doch erst mit der nächsten Maxi "State Of The Art" gelingt Square One der Durchbruch. Besonders Imans Beat sorgt für Aufsehen in der Hip Hop-Szene, könnte er doch auch von Primo höchstpersönlich stammen. Einige werfen ihm danach vor, er bite dessen Style. Der Beat ist jedoch so gut, dass diese Anschuldigungen verpuffen.

Lassen wir dazu Curse sprechen: "Das ist mein SHIT. Als ich das das erste Mal gehört hab', bin ich ... BOOM! Weggeflogen! Ich lieb' den Beat, ich lieb' die Rhymes, ich kann den ganzen Scheiß auswendig und ich weiß jetzt schon, auf meinem nächsten Album werden der Iman und ich uns nochmal zusammensetzen."

Im Sommer 2001 ist es dann endlich soweit, Square One droppen im Juli ihr Debüt "Walk Of Life". Mit von der Partie: die ebenfalls auf Englisch rappenden Münchener Providence und Yinka, sowie der Reggae-Barde Patrice.

Rasul hält mit seiner Vorfreude nicht hinterm Berg: "Einfach Hip Hop in seiner unschuldigsten Form, weißt du? Ohne Vorurteile oder Hintergedanken. Dazu richtig dicke, dicke, die dicksten Beats. Wir werden versuchen, Hip Hop dahin zurück zu führen, wo er Ende der 80er, Anfang der 90er war. Doch wir werden uns nie hinsetzen und einen Hit schreiben."

Diese Prophezeiung soll sich bewahrheiten: Ihr erstes Album "Walk Of Life" bleibt zugleich das letzte der Crew. 2002 ist Schluss mit lustig: Zerstritten über künstlerische und vor allem finanzielle Belange gehen die Mitglieder von Square One getrennte Wege.

Ali Rasul veröffentlicht 2005 und 2006 noch je ein Solo-Album und taucht noch hie und da als Featuregast auf - so beispielsweise auf Monroes "Movement". An den Erfolg aus Square One-Zeiten kommt er allerdings nicht mehr heran.

Gerüchten zufolge arbeitet er 2010 wieder an einem Longplayer. Hoffnungen und Vorfreude der Fans werden jedoch im Mai ebenso zunichte gemacht wie Spekulationen unverdrossener Square One-Anhänger auf eine späte Reunion der Crew: Ali Rasul stirbt am 12. Mai an den Folgen eines Herzinfarkts. Square One ist damit unwiderruflich Geschichte.

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Square One - Walk Of Life: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2001 Walk Of Life

Kritik von Stefan Johannesberg

Bei den Münchnern regieren deepe Harmoniebögen und trockene Drums. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Sizzerhand

    Offizielle Homepage des ehemaligen Scare One-DJs Edward Scissorhands.

    http://www.sizzerhand.com/
  • Showdown Records

    Labelseite.

    http://www.showdown-records.com
  • HipHop News

    Webzine von Edward Scissorhands.

    http://www.hiphopnews.de/

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