laut.de-Biographie
Strike Anywhere
Charismatisch, glaubwürdig, mitreißend. Sucht man das wahrhaft gute Gewissen des melodischen Hardcore-Punks, landet man früher oder später bei diesen fünf Männern aus Richmond/Virginia, die sich 1999 nach einem Song von Thomas Barnetts erster Band Inquisition benennen; einer für den Underground prägenden Hardcoreformation. Bandmitglieder sind Sänger Barnett, die Gitarrist Matt Sherwood und Matt Smith, Basser Garth Petrie und Drummer Eric Kane.
Mit der EP "Chorus Of One" und dem Album "Change Is A Sound" beleben Strike Anywhere 2001 den guten, alten Youth Crew-Spirit neu und präsentieren Hardcore als melodisch euphorischen, aber doch grimmig entschlossenen Weg zur gemeinsamen politischen Veränderung. Ihr Name weist zusätzlich auf Überallstreichhölzer und steht für die Bereitschaft, jederzeit die Flamme des Aufstands zu entfachen.
Ihr Bandlogo ist der antifaschistische Kreis, ursprünglich Symbol der eisernen Front, einer 1931 gegründeten Allianz von sozialdemokratisch gesinnten Widerständlern gegen den Nationalsozialismus. Die drei Pfeile des Logos standen für die Opposition gegen die drei Feinde der Demokratie (Monarchismus, Nationalsozialismus und Kommunismus), aber auch für die drei Grundpfeiler der Arbeiterbewegung: Politische, wirtschaftliche und physische Durchschlagskraft.
In Richmond engagiert sich die Band in den Kämpfen der Coalition for a living wage, einer Basisbewegung, die sich gegen die Ausbeutung im Niedriglohnarbeitsmarkt einsetzt; weltweit werben sie für die Tierrechtsorganisation PETA, während Sänger Barnett auch privat Tiere vermittelt und sich mit seiner Frau - einer Juristin - für die Verbesserung des gesetzlichen Tierschutzes einsetzt.
Auf den ersten Blick zu gut, um wahr zu sein, gewinnt die Band durch ihre Glaubwürdigkeit. Viele Jahre spielen sie im Underground kleinster Clubs und anarchistischer Netzwerke. Ihre Alben erscheinen beim angesehenen Label Jade Tree, Bassist Garth Petrie spielt nebenher bei der Straight Edge-Band CountXMeXOut und Gitarrist Matt Smith bei Liar's Academy, die ebenso keine Hallen füllen. Kurzum: Sie kennen die Basis. 2003 gelingt ihnen mit "Exit English" ein kleiner Durchbruch zu größerer Popularität, da sie mehr Varianz, Melodie und Eingängigkeit zulassen, was ihnen von Puristen jedoch verübelt wird.
2003 beteiligen sie sich an Fat Mikes Punkvoter-Kampagne und den "Rock Against Bush"-Tourneen und wechseln 2006 gleich ganz zu Fat Wreck Chords. Mit eingängigem, auch vom Folk beeinflussten Melodycore wollen sie trotz ihres subkulturellen Hintergrunds zugleich die Menge der Hörer ansprechen. Das gelingt ihnen so charmant, dass man ihnen auch ihre neue Präsenz in der Welt der Sneakers, Skateboardmarken und Warped-Tourneen nicht übel nimmt: letztere spielen sie nur mit, um sich auf der Bühne lautstark gegen die Rekrutierer der US-Armee auf dem Gelände aussprechen zu können, wie es vor ihnen schon Rise Against und Anti-Flag getan haben.
"Ich denke, dass ein hybrider Ansatz zum Zwecke der Förderung einer jeden alternativ-politischen Idee förderlich ist", erklärt Thomas Barnett gegenüber PETA2 seinen Ansatz, "einerseits ist die Graswurzel-Bewegung extrem wichtig, und sie darf in meinen Augen keinesfalls vernachlässigt werden. (...) Andererseits ist es auch wichtig, über den Tellerrand einer Graswurzel-Bewegung hinaus zu schauen und andere, neue Anhänger für eine Idee zu begeistern."
Im Herbst 2006 erscheint ihr Fat-Wreck-Debüt "Dead FM", das einerseits als sozialpolitisches Manifest durchgeht und gleichzeitig mal wieder höchsten Punkansprüchen genügt.
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