laut.de-Biographie
Tears For Fears
Wer in den 80er Jahren seine Teenie-Jahre verbracht hat, dem hat sich dieses Lied tief und unauslöschlich in seine Gehirnwindungen eingebrannt: "Shout" - ein Kultsong der 80er - Anfang 1985 erschienen. Er erreicht in den deutschen und amerikanischen Single-Charts den Spitzenplatz, in England Platz 2. Das dazugehörige Album "Songs From The Big Chair" machte Roland Orzabal und Curt Smith endgültig zu Posterstars.
Die Briten lernen sich Ende der 70er Jahre im südwestlich gelegenen Bath kennen. Als Mitglieder der Ska-Schülerband Graduate bringen sie es sogar schon zu Plattenaufnahmen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Im Nacheifern von angesagten Bands wie Madness sehen beide keinen Sinn mehr, als sie Gary Numan (Tubeway Army) mit "Are Friends Electric" bei "Top Of The Pops" sehen. Über den Freund Ian Stanley kommen sie an teures Equipment wie einen Achtspurrekorder und versuchen sich an ersten Songexperimenten mit Synthesizern. Den Bandnamen Tears For Fears entnehmen sie Arthur Janovs Buch über die Urschreitherapie. Obwohl sie auch Gitarre und Bass verwenden, passt ihr Sound hervorragend ins Zeitalter des Synthie–Pop, der das Jahrzehnt prägt.
Das Duo kommt bei Mercury unter Vertrag, tourt als Support der Thompson Twins und mit der zweiten Single "Mad World" feiern Orzabal und Smith 1982 den großen Durchbruch – Platz 3 in den britischen Charts. Das Debütalbum "The Hurting" erscheint, das zwei weitere Hitsingles abwirft ("Change", "Pale Shelter"). Für viele Beobachter ist der Reifeprozess des Duos erst 1985 abgeschlossen. Das zweite Studioalbum "Songs From The Big Chair" wird zum weltweiten Kassenschlager.
"Shout" und vor allem "Everybody Wants To Rule The World" entwickeln sich zu Riesenhits. Das Album ist das Maß aller Dinge und verkauft sich acht Millionen Mal. Orzabal wird in der Folge mit dem Ivor Novello Award als bester Songwriter ausgezeichnet und folgt damit George Michael. Neben LP und Kassette erscheint 1986 auch eine CD, die eines der frühesten Erfolge dieses neuen Tonträgers darstellt.
Auf die erfolgreiche Welttournee folgt eine Phase der Untätigkeit. Noch während sich die beiden an ihrer Arbeit zum dritten Album befinden, mehren sich Gerüchte über Unstimmigkeiten und eine bevorstehende Trennung. Das Album "The Seeds Of Love" gerät zum Mammutprojekt, verschlingt Unsummen an Geld und mehrere Produzenten. Schließlich erscheint die Platte im Herbst 1989.
Die stilistische Veränderung verwundert Fans der Band: Plötzlich erinnern Tears For Fears-Songs an die Beatles und weisen dezente Jazz-Einflüsse auf. Trotz des gleichnamigen Hits bleiben die Verkaufszahlen hinter den hohen Erwartungen. So schnell es auf die Spitzenplätze schießt, ist es auch wieder aus den Charts verschwunden. Man spricht von einem finanziellen Flop.
Dem Verhältnis zwischen Orzabal und Smith ist diese Entwicklung sicher nicht zuträglich. Zumal Smith in der Öffentlichkeit als rein gutaussehender Frontmann skizziert wird, der vom Talent seines Kollegen zehrt, quasi der Andrew Ridgeley von Tears For Fears. 1992 verlässt Smith die Band. Die Trennung wird der Öffentlichkeit als freundschaftlich verkauft, doch nach über zehn Jahren in gemeinsamen Bands war man sich einfach überdrüssig. Smith zieht nach Kalifornien und Orzabal führt Tears For Fears alleine weiter.
Die weiteren zwei Alben bleiben Mitte der 90er nur noch im Schatten früherer Erfolge. Auch Smith startet eine Solo-Karriere – allerdings noch erfolgloser. Was liegt also näher, als sich wieder zu versöhnen, zumal Anfang des neuen Jahrtausends zahlreiche ehemalige Mitstreiter des Pop-Gewerbes wieder Reunions feiern (Duran Duran, Soft Cell). Nach langen Ankündigungen und Verschiebungen erscheint im April 2005 das neue Werk "Everybody Loves A Happy Ending", das schon im Titel die zurück gewonnene Harmonie preis gibt.
Weitere zehn Jahre später leuchtet der Stern ihrer musikalischen Errungenschaften immer noch hell: Von La Roux bis Kanye West feiern und samplen Künstler ihre Klassiker, so dass Orzabal und Smith wieder verstärkt auf Tournee gehen. 2017 erscheint mit "Rule The World" eine Best Of-Scheibe, die auch zwei neue Songs beinhaltet: "I Love You But I'm Lost" und "Stay". E
Ein neues Studioalbum sei ebenfalls in Planung, verkündet ihr Label. Die größtenteils ausverkaufte Tour 2018 wird allerdings wegen unvorhersehbarer Umstände auf 2019 verschoben: Nach dem Tod seiner Alkohol- und Demenz-kranken Frau erleidet Orzabal, der selbst mit dem Alkohol kämpft, einen Zusammenbruch. "Es war furchtbar. Ich nenne es ein verlorenes Jahr", sagt er später einmal, nachdem er sich auch mit Hilfe einer Therapie wieder berappelt hat.
"The Tipping Point" erscheint erst im Februar 2022, es ist das erste seit 17 Jahren. Zuvor werden noch einige Klassikeralben neu aufgelegt, zum Record Store Day 2021 erscheint zudem das Live-Doppelalbum "Live At Massey Hall".
Im Oktober 2024 folgt ein weiteres Live-Album, das Tears For Fears im Sommer 2023 im FirstBank Amphitheater in Tennessee aufgenommen haben. Dem Live-Erlebnis vorangestellt sind auf "Songs For A Nervous Planet" jedoch vier neue Studio-Aufnahmen.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Das Debut-Album heisst "The Hurting", nicht "The Hunting"!
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Am 29.06.2019 sah und hörte ich das Konzert von Tears For Fears in Bonn als Open Air Konzert. Ich bin begeistert, denn jeder zweite Song ist ein Hit aus den 80er Jahren und ich bin wieder drin, im Sound. Die Sommerstimmung ist gut, die Klangqualität empfinde ich auch als gut. Trotzdem habe ich den Eindruck, beide Interpreten spulen eine Programm ab. Vielleicht liegt das auch an den Berichten ihres Konfliktes. Als einzige Zugabe wird ein Lied: Shout gespielt. Das trübt etwas die allgemeine Zufriedenheit von uns Zuschauern. Ich wünsche mir ein baldiges erneutet Konzert mit vielen Liedern und wieder die erstklassige Band mit der tollen Backroundsängerin.
"tollen Backroundsängerin..."
dann war wohl auch "Women in chains" im Programm.
Auf jeden Fall tolle Band deren Musik gut gealtert ist.