laut.de-Biographie
The Detroit Cobras
In der Regel sind Coverbands eher ein Gräuel, das auf Familienfesten für mehr oder weniger gute Unterhaltung sorgt. Die Cobras aus Detroit betreiben das Covergeschäft ernsthaft und bereits seit 1994. Gegründet von Rachel Nagy (Vocals), Mary Restrepo (Guitar), Jeff Meier (Bass), Steve Shaw (Git, Voc.) und Vic Hill (Drums), schreiben sie sich auf die Fahnen, die reichhaltige Musikgeschichte ihrer Heimatstadt zu honorieren.
Das bewerkstelligen sie, indem sie Songs covern, die sie auf obskuren Motown-, R'n'B-, und Rock'n'Roll-Singles aus den vergangenen Jahrzehnten finden. Hinweise auf gute Stücke bekommen sie von Freunden. Mary erklärt: "Wir (Rachel und Mary) sind zwei Mädels, und Kerle lieben es, Frauen ihre Platten vorzuspielen".
Den Bandnamen sieht Mary - die eigentlich nur einer langwierigen Diskussion entgehen will - auf dem Footballshirt eines Jungen: Detroit Cobras. Im Sommer 1996 gehen die Cobras erstmals ins Studio, um eine Single aufzunehmen. Von da an wird es ernst, die Scheibe erscheint im November. Sie kommen beim kalifornischen Label Sympathy For The Record unter, weil diese die Vorliebe der Cobras für Vinyl und anspruchsvolle Cover teilen.
In der Folge verlassen Shaw und Meier die Band, sie werden durch Dante Aliano und Rob Smith ersetzt. Drei Singles später erscheint 1998 das Langrillen-Debüt "Mink Rat Or Rabbit". Eine völlig neue Erfahrung für die fünf, hatten sie doch nie daran gedacht, Geld mit ihrer Leidenschaft zu verdienen.
Leider kommen einige mit der neuen Situation nicht mehr klar, die Cobras lösen sich kurz nach Erscheinen von "Mink Rat Or Rabbit" auf. Obwohl sie befreundet bleiben, passiert bis 2000 recht wenig. Rachel nimmt wieder Kontakt zum Label auf, und sie beschließen, das zweite Album "Life, Love And Leaving" (2001) aufzunehmen.
Allerdings werden dafür die Cobras wieder umbesetzt, den Bass übernimmt Eddie Hawrsh von den Black Crowes, die Drums Damian Lang, der früher schon mit den Cobras gespielt hat. Während sich die Platte allenfalls als Achtungserfolg erweist, kommt ihnen der Ruhm einer anderen Band zu Gute. Die White Stripes, ebenfalls aus Detroit, starten durch.
Der Schützenhilfe sind sich die Cobras durchaus bewusst. Sie halten große Stücke auf die Whites und was diese für die Detroiter Musikszene getan haben. Andersrum schätzt offensichtlich Jack White die Cobras, den er featured sie auf seiner Compilation "Sympathetic Sounds Of Detroit".
Eines guten Tages ist bei einer Show der Cobras ein gewisser Geoff Travis zu Gast, er ist begeistert und macht einen Vertrag mit Rough Trade klar, die Band ist besonders in UK beliebt. Nächstes Lebenszeichen der Cobras (mit der Neubesetzung des Schlagzeugs durch Kenny Tudrick, der zweiten Gitarre durch Steve Nawara von Electric Six, und dem Bass durch Joe Mazzola) ist die "Seven Easy Pieces"-EP, die im März 2003 erscheint.
Während dieser Zeit betreibt Mary nebenher noch die Punkband Busters. Für ihr Longplayer-Debüt bei Rough Trade, "Baby", schreiben sie sogar einen eigenen Song. Über das Hot-Dog-Essen. Es könnte wohl sein, dass sie in Zukunft mehr Songs selber schreiben, aber sie haben auch kein Problem damit, eine Coverband zu bleiben, so Gitarristin Mary.
Die wenigsten Popstars würden ihre Songs selber schreiben. Es gebe so viele gute alte Musik, da müsse man nur zugreifen. "Baby" erscheint im November 2004 als erstes Album auch im deutschsprachigen Raum. Während die Band mit der Scheibe durch Europa tourt, zieht Drummer Kenny es vor, sich um sein Projekt Bulldog zu kümmern, an der Schießbude hilft Dave Shettler von den Sights aus.
Den Status, den die Cobras bereits genießen, kann man gut an vollen Clubs ablesen. Live sind die Cobras ein Erlebnis, während Mary sich im Gitarrenspiel verliert, gibt Rachel, die früher übrigens mal 'Exotic dancer' war, die große Entertainerin, in einer Hand die Bierflasche, in der anderen die Zigarette. Die männliche Rhythmussektion ist bei den Cobras nur Beiwerk.
Die muss auch in der Folgezeit rochieren, Mazzola rückt für den scheidenden Nawara an die Gitarre auf, and den Drums ist Nick Lucassian neu dabei, als neue Basserin wird mit Carol Schumacher eine dritte Frau angestellt. Ein kleiner Erfolg ist auch die Aufnahme des "Cha Cha Twist" auf dem Soundtrack zu "Jackass - The Movie".
In genannter Formation spielen die Detroit Cobras das vierte Studioalbum "Tied & True" ein, das in Europa im Juni 2007 erscheint. Die Platte enthält wieder nur Coverversionen und soll auch die letzte der Formation bleiben. Jack White, dessen Weltkarriere genauso ungebrochen weiterläuft wie sein Fantum, veröffentlicht auf seinem Label Third Man Records 2016 die ersten beiden Studioalben erneut. 2018 folgt eine Single.
Nagy und Ramirez bleiben die Kernmitglieder der Band, die in den Jahren nach dem vierten Studioalbum dennoch live aktiv bleibt. The Oblivians' Greg gehört ebenfalls dazu. Der Gitarrist ist es auch, der Anfang 2022 den überraschenden Tod von Rachel Nagy verkünden muss. Das Ende der Garagerock-Cover-Band dürfte damit leider gekommen sein.
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